Ende Dezember – das ist traditionell die Zeit der großen Jahresrückblicke. Auch wir schauen zurück auf 2020. Ein Jahr, das Vielen nicht in allerbester Erinnerung bleiben dürfte. Doch trotz aller Herausforderungen: In den Projekten für freien Zugang zu Wissen hat sich viel getan. Was waren erinnerungswürdige Momente bei Wikimedia Deutschland?
Das Jahr begann mit einem Paukenschlag: Nach fast drei Jahren Sperre machte die Türkei Wikipedia Mitte Januar wieder zugänglich. „Wir sind glücklich, wieder mit den Menschen in der Türkei vereint zu sein“, sagte Katherine Maher, Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation, nach der Entscheidung des türkischen Verfassungsgerichts. Zuvor hatte die Wikimedia Foundation Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete.
Bei Wiki Loves Parliaments haben 30 Ehrenamtliche den deutschen Bundestag besucht. Ihr Ziel: freies und aktuelles Bildmaterial der Parlamentsabgeordneten für die Wikimedia-Projekte zu erstellen und gleichzeitig die Artikel in Wikipedia zu überarbeiten. Gleichzeitig gab es Gelegenheit für Dialog zwischen Politiker*innen und den ehrenamtlichen Communitys über die Arbeit in den Wikimedia-Projekten und deren Funktionsweise.
Erstmals förderte zudem der Kultur-Hackathon Coding da Vinci Projekte mit einem neuen Stipendiaten-Programm.
Der Beginn der Pandemie stellte auch bei Wikimedia Deutschland einiges auf den Kopf. Die gesamte Belegschaft wechselte im März ins mobile Arbeiten, Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Aber es gab auch neue Impulse für den freien Zugang zu Wissen: Der Wikipedia-Beitrag zu Covid-19 entwickelte sich schnell zu einer der ersten Adressen für gute und verlässliche Informationen über das Virus – dank der exzellenten Arbeit zahlreicher ehrenamtlicher Autorinnen und Autoren. Um die Auswirkungen auf die digitalisierte Welt ging es auch beim ersten Wikimedia-Salon, der ausschließlich digital übertragen wurde.
April
Der erste Lockdown des Jahres stellte besonders auch den Bildungssektor vor größte Herausforderung: Der gesamte Unterricht musste digital stattfinden, ohne dass es hierfür Strukturen gab. Als Nothilfe-Projekt in dieser Situation hat Wikimedia Deutschland gemeinsam mit edu-sharing.net durch eine Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in kürzester Zeit die Lernplattform WirLernenOnline realisiert. Das Portal konnte Lernende und Lehrende mit Open Educational Ressources, wie z. B. frei lizenzierte Lehrmaterialien oder -medien, für den digitalen Unterricht versorgen.
Der Mai war richtungsweisend für die zukünftige Ausrichtung des globalen Wikimedia-Movements: Die Wikimedia Foundation veröffentlichte die gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen zur Umsetzung der 2018 beschlossenen Strategischen Ausrichtung. Die Handlungsempfehlungen zeigen Wege auf, wie wir als internationales Movement die Strategische Ausrichtung konkret umsetzen wollen. Der Prozess ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen: In den nächsten Monaten und Jahren wird es um die Umsetzung der Beschlüsse gehen – und darum, Räume zu schaffen und Menschen zueinander zu bringen, damit sie gemeinsam unsere Projekte und Ideen stärken können.
NASA + VGrigas (WMF), Knowledge belongs to all of us. 2030 Wikimedia, CC BY-SA 4.0
Juni
Not macht erfinderisch: In diesem Jahr fand unsere Mitgliederversammlung erstmals rein virtuell statt. Im Fokus der Veranstaltung stand die Wahl des neuen Präsidiums, das nach starkem Bemühen um mehr Diversität aus vier Frauen und drei Männern besteht. Wer mehr über das ehrenamtliche Präsidium erfahren möchte: Hier stellen sich Vorsitzender Lukas Mezger und die übrigen Mitglieder persönlich vor.
Auch die Zusammenarbeit mit der ehrenamtlichen Wikipedia-Community musste sich in den digitalen Raum verlagern, weshalb das neue Format des „Community-Forums“ ins Leben gerufen wurde und erstmals im Juni stattfand.
Das Thema digitaler Unterricht war in diesem Jahr präsent wie selten zuvor. Gute Bildungsmaterialien produzieren u.a. auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Allerdings sind sie oft nur für kurze Zeit verfügbar oder gar nicht für alle Nutzungsformen freigegeben. Mit unserer Kampagne „Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!“ versuchen wir das zu ändern. Über 10.000 Unterschriften sammelten wir im Sommer ein und übergaben sie an die Verantwortlichen von ARD und ZDF – für mehr frei lizenzierte TV- und Radioinhalte. Mit Erfolg: Ausschnitte der ZDF-Serie Terra X dürfen seit diesem Jahr in Wikipedia und Unterricht frei verwendet werden.
Anfang August fiel der Startschuss für das neue Förderprogramm von Wikimedia Deutschland für Freies Wissen: den UNLOCK Accelerator. Bereits im Mai hatte die Bewerbungsphase begonnen, jetzt standen die Projekte fest: Die fünf teilnehmenden Teams stellten beim virtuellen Kick-Off ihre Ideen vor, die die zu einer offenen und informierten Wissensgesellschaft beitragen sollen.
Gemeinsam mit unseren Partnern von OPEN!NEXT haben wir einen Meilenstein erreicht und den ersten offenen DIN-Standard für offene Hardware etabliert. In dem von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekt wird die Entwicklung von offener Hardware wie 3D-Druckern und Open Source MRTs erforscht.
September
Der Aufreger im September: Ein Antrag der Wikimedia Foundation auf Beobachterstatus bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) wurde von China blockiert. Die WIPO ist die Sonderorganisation der Vereinten Nationen, in der internationale Verträge zum Marken-, Patent- und Urheberrecht sowie in verwandten Themenbereichen ausgehandelt werden. Ein gefährlicher Präzedenzfall, denn so wird die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen in einer UN-Organisation unterbunden. Die Diskussionen dauern bis heute an.
Mit einer digitalen Auftaktveranstaltung startete das Fellow-Programm Freies Wissen in sein fünftes Programmjahr. Das Stipendienprogramm für 20 Nachwuchswissenschaftler*innen aller Disziplinen legt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Knowledge Equity. Vorgestellt wurden zum Auftakt die zahlreichen Forschungsvorhaben der Fellows: Von natürlicher Radioaktivität über zerschlagenes Geschirr bis hin archäologischen Quellen in Wikidata – um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Apropos Wikidata – die offene Wissensplattform feierte im Oktober ihren achten Geburtstag. Anlass für Produktmanagerin Lydia Pintscher, über die Anfänge von Wikidata, Meilensteine und Pläne für die Zukunft zu resümieren.
Der November stand ganz im Zeichen digitaler Veranstaltungen: Mitte des Monats wurde Wikimedia Deutschland die Karl-Preusker-Medaille verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen des Bibliothekswesens in Deutschland. Ein willkommener Anlass für die Deutsche Nationalbibliothek und Wikimedia Deutschland, das gemeinsame WikiLibrary-Manifest als Vision für die zukünftige Zusammenarbeit zu veröffentlichen.
Ende des Monats war Wikimedia dann selbst Gastgeberin zweier digitaler Podiumsdiskussionen: Beim Wikimedia-Salon diskutierten wir mit unseren Gästen über die Frage, wie Wikipedia diverser werden kann – und bei Networks & Politics ging es um eine wertebasierte Vision für das Internet der Zukunft.
Wie in jedem Jahr stand auch im November und Dezember 2020 wieder die Spendenkampagne an. 8,7 Millionen Euro sollten bis Jahresende zusammenkommen. Denn auch wenn die Wikipedia von ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren geschrieben wird, gibt es doch viele Kosten, die zu tragen sind. Nach gerade einmal 43 Tagen war das Spendenziel erreicht – nicht nur die erfolgreichste, sondern auch die kürzeste Kampagne in der Geschichte von Wikimedia Deutschland. Ein schöner Nebeneffekt sind die zahlreichen Kommentare, die uns die Spendenden zukommen ließen. Wir sagen Danke für all die Herzlichkeit!
Zum Jahresende rückten außerdem einige digitalpolitische Gesetzesvorhaben ins Scheinwerferlicht, die richtungsweisend für den freien Zugang zu Wissen im Netz sein könnten: Die Bundesregierung befasste sich seit Oktober wieder verstärkt mit der Umsetzung der EU-Urheberrechtsreform in deutsches Recht, und auch die EU-Kommission wurde mit ihrem Entwurf eines Gesetzes für digitale Dienste aktiv.
Und nächstes Jahr?
Gleich im Januar wartet das erste Highlight des neuen Jahres: Der zwanzigste Geburtstag der Wikipedia steht an. Im März folgt dann das Jubiläum der deutschen Sprachausgabe. Wenn das kein Anlass zum Feiern ist!
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