Maria Lechner
9. März 2023
Am 29. November 2022 war es soweit: Die vierte Ausgabe der Schreibwerkstatt #100WomenDays startete mit dem Ziel, bis zum Internationalen Frauentag am 8. März durch mindestens 100 neue Frauenbiografien in der Wikipedia die Online-Enzyklopädie anzureichern. Ausgangspunkt dafür ist das Wissen über den bestehenden Gender Gap in der Wikipedia. Lediglich 17,3 % der bestehenden Biografieartikeln in der deutschsprachigen Wikipedia befassen sich mit dem Leben und Wirken von Frauen.
Die diesjährige Ausgabe des Projekts übertraf nicht nur das selbst gesteckte Ziel, sondern auch die Ergebnisse der vergangenen Jahre. Schon am sechsten Aktionstag wurde die Marke von 100 neuen Artikeln geknackt; zum Projektende konnte mit 1416 neuen Frauenbiografien das Vorjahresergebnis um 226 Artikel überboten werden.
Stärkster Zuwachs bei Artikeln über Sportlerinnen und Künstlerinnen
Die Kategorie mit dem stärksten Zuwachs war die der Sportlerinnen (440 Artikel), gefolgt von Künstlerinnen (280) und Wissenschaftlerinnen (197). Doch auch die Kategorien der Berufspilotinnen, Geistlichen und Informatikerinnen haben Dank #100womendays viele wertvolle Neuzugänge zu verzeichnen.
Der Aktionszeitraum startete mit der Biografie zu Femke Gerritse, ihres Zeichen Radrennfahrerin aus den Niederlande, und fand mit der US-amerikanischen Biologin Maria Elena Zavala seinen Abschluss. Dazwischen fanden beispielsweise die Französin Fanny Loinger, deren Einsatz als Widerstandskämpferin 400 jüdische Kinder vor der Deportation rettete, Spaniens erste Universitätsstudentin Matilde Padrós und die marshallische Schriftstellerin und Klimaaktivistin Kathy Jetn̄il-Kijiner Einzug in die Online-Enzyklopädie. Auch wenn Einträge über US-amerikanische Frauen die diesjährige #100WomenDays dominieren (244 Artikel), sind auch Frauen aus Deutschland stark vertreten. Sie machen mit 192 Einträgen den zweitgrößten Teil der neuen Frauenbiografien aus. Darunter sind unter anderem die Astronomin Wilhelmine Witte, deren Mondglobus von König Friedrich Wilhelm IV. auf Anraten von Alexander von Humboldt für die Königliche Kunstkammer erworben wurde und die Fotografin Rose Hajdu, die 2009 den Stuttgarter Hauptbahnhof vor dem geplanten Teilabriss im Zuge des Bauprojekts Stuttgart 21 fotografisch dokumentierte.
Wer nun Lust bekommen hat, sich die 1416 neuen Einträge zu Gemüte zu führen, kann das hier tun. In den umfangreichen Statistiken gibt es noch viele weitere Infos, zum Beispiel über die teilnehmenden Wikipedianer*innen.
Die Erfolgsgeschichte der #100womendays
2019 initiierte der lokale Wikipedia-Raum Lokal K in Köln die erste Ausgabe der #100WomenDays. Seitdem hat sich die Schreibaktion zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt: Wurden zum Start 585 neue Artikel geschrieben, waren es im Jahr darauf schon doppelt so viele. Im dritten Jahr verfasste die Community beeindruckende 1.190 Beiträge über Frauen.
Nicht nur der diesjährige neue Artikel-Rekord kann gefeiert werden. Auch immer mehr Wikipedianer*innen machen mit. Dieses Jahr boten zum Beispiel auch die lokalen Community-Räume WikiBär in Berlin und WikiMUC in München neben der Online-Arbeit auch Edit-a-thons vor Ort an, an denen gemeinsam geschrieben wurde. Besonders für neue Interessierte eine tolle Möglichkeit, niedrigschwellig in die Welt der Wikipedia einzusteigen.
Feministische Arbeit das ganze Jahr über
Der Weltfrauentag und das Projekt #100WomenDays sind also immer ein guter Anlass, in der Wikipedia für mehr Gleichberechtigung und Sichtbarkeit von Frauen zu sorgen. Die feministische Arbeit der Community setzt sich aber auch unterjährig fort. Wikimedia Deutschland schätzt und unterstützt Initiativen, die sich diesem Thema annehmen. Die Schließung des Gender Gaps in der Wikipedia sowie feministisches Schreiben über diesen Hinaus setzen wichtige Schritte hin zu Wissensgerechtigkeit, der sich die globale Wikimedia-Bewegung als Ziel verschrieben hat.
Diese Initiativen und Projekte machen sich u. a. für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Wikipedia stark:
WomenEdit
Women in Red
FemNetz
wiki:wo:men
Who writes his_story
Art+Feminism
Berlinale FilmFrauen Edit-a-thon