Politische Rahmenbedingungen für Offene Wissenschaft und Open-Communitys stärken
Sarah-Isabella Behrens
22. März 2019
DORA Declaration – auf dem Weg zur qualitativen Bewertung von Forschungsergebnissen
Woran wird Qualität von Forschungsergebnissen gemessen und wie wird diese bewertet? Das ist nicht einfach zu beantworten, weil sich natürlich zunächst die Frage stellt, wie sich Qualität definieren lässt, welche Bezugsgrößen je nach wissenschaftlicher Fachdisziplin relevant sind und wie diese gewichtet werden. Weit verbreitet und ebenso umstritten ist der Journal Impact Factor (JIF) als Messinstrument. Der Journal Impact Factor soll die Qualität von Forschungsergebnissen anhand der Häufigkeit zitierter Artikel in Journalen messen. Qualität wird in diesem Sinne mit Publikationsleistungen gleichgesetzt, die leicht abrufbar und verständlich sein sollen. Ob diese dargestellten Leistungen den wissenschaftlichen Gütekriterien entsprechen, ist äußerst fraglich. So bewertet der JIF nie die eigentliche inhaltliche Qualität der Forschung, sondern lediglich quantitative Größen wie Zitate und Verweise. Es entsteht jedoch beim JIF der Eindruck eines Ausdrucks von Qualität von wissenschaftlicher Forschung. Um diesem systeminternen Trugschluss eines sich selbst erhaltenden Bewertungssystems entgegenzuwirken, ist es notwendig alternative Wege der Messbarkeit von Forschung aufzuzeigen. Wikimedia Deutschland hat deshalb die DORA Declaration unterzeichnet, um deren Empfehlungen und Ansätze zur qualitativen Bewertung von Forschungsergebnissen zu unterstützen.
Offenheit von Wissenschaft, Forschung und Kultur auf politischer Ebene fördern
Im weiteren Prozess ist es wichtig, die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und strukturellen Gegebenheiten auf politischer Ebene weiter voran zu bringen, um Qualität in Forschung und Wissenschaft zukunftsfähig zu gestalten. Deshalb hat vom 13. bis zum 15. März 2019 ein Booksprint an der FH Potsdam stattgefunden, bei dem Expertinnen und Experten aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft unterschiedlichster Institutionen und Einrichtungen umfassende Ideen und Empfehlungen zur Formulierung einer gemeinsamen Strategie zur Offenheit von Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg ausgearbeitet haben. Die Strategie wird zum jetzigen Zeitpunkt in weiteren Prozessschritten spezifiziert und als Strategiepapier aufbereitet. Ein Veröffentlichungstermin wird noch bekannt gegeben werden.
Barcamp Open Science — Open-Communitys wachsen stetig
Nicht nur der Austausch zur Förderung von Offenheit in Wissenschaft und Forschung in strategischer Hinsicht ist wegweisend, sondern vor allem der inhaltliche, interdisziplinäre sowie internationale Dialog zwischen Aktiven aus den Open-Communitys weltweit. Am 18. März 2019 hat das Barcamp Open Science, vorab der Open Science Conference, bei Wikimedia Deutschland in Berlin stattgefunden. Es kamen Menschen aus aller Welt zusammen, um über partizipative Forschung, Forschungssoftware, Recht am geistigen Eigentum oder Repositorien zu diskutieren. Insgesamt wird deutlich, dass die Open-Communitys an enthusiastischen Aktiven, die sich für Offenheit und qualitativ hochwertige Forschung einsetzen, stetig wachsen und der Bedarf, sich über Erfahrungen aus der offenen Wissenschaftspraxis auszutauschen und voneinander zu lernen, zunimmt.
Ein Überblick zur Dokumentation aller einzelnen Sessions des Barcamps Open Science ist hier im Metapad zu finden. Die kompakten Interviews (auf Englisch) mit einzelnen Expertinnen und Experten sind hier beim Open Science Radio zu finden.
Qualität von Wissenschaft und Öffnung von Wissenschaft?
Welchen Beitrag die Öffnung von Wissenschaft zur Qualität von Forschung leistet, zeigte bereits das im November 2018 stattfindende Panel bei Alex TV, in dem die Podiumsgäste über diesen Zusammenhang diskutierten. Ideale guter wissenschaftlicher Praxis, wie Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Falsifizierbarkeit und Reproduzierbarkeit von Forschungshypothesen, wissenschaftlich erhobene Datensätze, Forschungsergebnisse und Wissenschaftstheorien liegen offen arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso wie allen anderen seriös forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Herzen. Diese Kernwerte eines wissenschaftlichen Systems werden umso wichtiger in einer Zeit, in der die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft, ihren Erkenntnissen und Ergebnissen versucht wird in Misskredit zu bringen. Entsprechend gilt auch in Bezug auf Wissenschaft die Forderung, dass öffentliches Geld ein öffentliches Gut hervorbringen muss. Wo öffentliche Gelder für Forschung verwendet werden, müssen die Forschungsergebnisse sowie die ihnen zugrunde liegenden Daten und Erkenntnisse öffentlich zugänglich sein. Diese Forderung muss sich auch in der qualitativen Bewertung von Wissenschaft und ihren Ergebnissen wiederfinden.
Beitragsbild: Riesenspatz Infoillustration (http://riesenspatz.de) für Wikimedia Deutschland, Illustration Qualifizierung, CC BY-SA 4.0