zurück

Wikimania zum ersten Mal im subsaharischen Afrika

Zum ersten Mal findet die globale Wikimedia-Konferenz „Wikimania“ im subsaharischen Afrika statt: Vom 18.-22. Juli werden gut 700 Aktive in Kapstadt über die Vielfalt des Freien Wissens in der Wikipedia und ihren Schwesterprojekten diskutieren, beratschlagen und Pläne für die Zukunft schmieden. Neben den zahlreichen Ehrenamtlichen werden auch die Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation, Katherine Maher, Wikipedia-Gründer Jimmy Wales sowie weitere Bekannte der afrikanischen Open-Szene an der Konferenz teilnehmen.

WMDE allgemein

13. Juli 2018

Das Freiwilligenteam aus Kapstadt hatte die Ausschreibung für die 14. Wikimania gewonnen. Ehren- und Hauptamtliche der Wikimedia-Projekte kommen jährlich auf der Konferenz zusammen, um die Wikipedia und ihre Schwesterprojekte zu feiern und über deren Zustand und Zukunft zu diskutieren.

Dieses Jahr trifft trifft sich die globale Wikimedia-Bewegung im südafrikanischen Kapstadt. A3alb, Victorian Clock Tower, Table Bay Harbour, Cape Town V&A Waterfront, Western Cape. 1883. Gothic Style. 08, CC BY-SA 3.0

An der Konferenz nehmen Menschen aus dem gesamten Wikiversum teil, vor allem aber die Freiwilligen, die regelmäßig Wikipedia-Artikel schreiben, verbessern, Bots bauen, Veranstaltungen und Projekte organisieren, um mehr Inhalte für die Wikimedia-Projekte zu schaffen. Doch auch andere Aktive aus der Open-Szene werden dabei sein, unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Lehrende und Kulturerbe-Expertinnen und -Experten aus dem südlichen Afrika.

Das dreitägige Hauptprogramm mit über 70 Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden steht zum ersten Mal auch unter einem Motto: Bridging knowledge gaps – the ubuntu way forward, zu Deutsch „Wissenslücken überbrücken im Sinne des ‘Ubuntu’-Weges“. Die Wikimedia-Bewegung will vor allem darüber diskutieren, wie sie das Wissen der gesamten Welt besser darstellen, sammeln und beschreiben kann – und nicht nur das Wissen Europas und Nordamerikas.

Neben Wikimedianerinnen und Wikimedianern sind auch externe Expertinnen und Experten aus dem Bereich freier Internet- und Wissensprojekte und der Forschung eingeladen, ihre Erkenntnisse zu teilen. Dazu gehören unter anderem der Daten-Wissenschaftler Dr. Martin Dittus, der über die Themen wirtschaftliche Entwicklung, Arbeit, Macht, Teilhabe und Repräsentation sprechen wird; Joy Buolamwini, renommierte Expertin auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz, die sich gegen strukturelle Voreigenommenheit (bias) auf dem Gebiet des maschinellen Lernens engagiert, sowie Prof. Sean Jacobs, dessen Arbeit sich mit Trends in der digitalen Kultur beschäftigt.

„Unsere Vision ist eine Welt, in der alle an der Gesamtheit des menschlichen Wissens teilhaben können. Wir glauben daran, dass Wissen allen gehört, und dass Menschen verschiedener Hintergründe befähigt werden und in der Lage sein sollen, gemeinsam Wissen zu schaffen“, sagte Katherine Maher, Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation. Wikimedia hat es sich dementsprechend besonders zum Ziel genommen, nicht-westliche Themen zu fördern, überall dort, wo lokale Artikel und Inhalte über den afrikanische Kontinent fehlen; insbesondere dort, wo lokale Perspektiven und Sprachen bisher nur lückenhaft in den Wikimedia-Projekten vertreten sind. Dasselbe gilt für indigenes Wissen und Perspektiven aus vielen Kulturen jenseits des globalen Nordens. Die Republik Südafrika hat elf Amtssprachen – nur drei davon (Englisch, Afrikaans und isiXhosa) sind besonders aktiv. Denn die meisten anderen – nicht-europäischen – Sprachen des Landes wie des gesamten Kontinents haben, wenn überhaupt, nur sehr kleine und inaktive Wikipedia-Editionen.

Herausforderungen in der Übertragung und Übersetzung (Lokalisierung) von Software, der Strukturierung von Daten und sogar die Formen des Wissens, das Wikimedia als „überprüfbar“ definiert hat (textbasiert statt mündlich übertragen, zum Beispiel), sind nur einige der Themen, mit denen sich das Wikimedia-Movement auseinandersetzen muss, wenn es seiner Vision der Repräsentation des gesamten Wissensschatzes der Menschheit innerhalb der Wikimedia-Projekte weiter näher kommen will.

Geolokalisierte Items in der Freien Wissensdatenbank zwischen 2014 und 2017 – ein Beispiel wie Wissenslücken Stück für Stück gefüllt werden. Denis Schroeder (WMDE), Wikidata Items Map 2014 – 2017 gif, CC0 1.0

Die diesjährige Wikimania findet im Southern Sun, Cape Sun Hotel statt. Die Konferenz wird organisiert von Wikimedia Südafrika, der lokalen Wikimedia-Organisation in Südafrika, sowie der Wikimedia Foundation, der gemeinnützigen Organisation, die Wikipedia und ihre Schwesterprojekt unterhält und entwickelt.

Auch Wikimedia Deutschland wird auf der Wikimania präsent sein: Wie jedes Jahr fördert der Verein die Teilnahme von Ehrenamtlichen aus Deutschland an der Konferenz. Dieses Jahr werden 28 Wikimedianerinnen und Wikimedianer an der Wikimania teilnehmen, um ihr Wissen zu teilen und neue Erfahrungen aus dem Wikiversum wieder mitzubringen. Auch 23 Hauptamtliche von Wikimedia Deutschland werden dabei sein, um sich auszutauschen und mehrere Vorträge halten, unter anderem über die Freie Wissendatenbank Wikidata, die Zukunft lexikalischer Daten mithilfe von Wikidata, Erfahrungen zum Bilderwettbewerb Wiki Loves Monuments und was wir davon lernen können, die nächsten Schritte im globalen Wikimedia-Strategieprozess – und vieles mehr! Ein Blick ins Programm lohnt sich.

Wer nicht auf der Konferenz ist, muss nicht verzagen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz werden auch in den sozialen Netzwerken – Facebook, Twitter, Instagram – über die Veranstaltungen schreiben und Erfahrungen teilen. Der Hashtag dafür ist #Wikimania2018. Es gibt auch Pläne, Teile der Veranstaltung zu streamen. Auch wir von Wikimedia Deutschland werden über Twitter und Facebook Ein- und Ausblicke aus Kapstadt senden. Für mehr Information zur Konferenz selbst: wikimania2018.wikimedia.org.

Dieser Blogpost ist eine freie Übersetzung des englischsprachigen Beitrages „Annual Wikimedia conference “Wikimania” to make debut in Sub-Saharan Africa“ von Kui Kinyanjui, übersetzt und um die deutsche Beteiligung ergänzt von Lisa Dittmer und Cornelius Kibelka. Der Beitrag steht unter der CC BY SA 3.0-Lizenz.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert