Nachdem das Fellow-Programm Freies Wissen im Mai offiziell mit der Ausschreibung der Fellowships startete, endete im August die Bewerbungs- und Auswahlphase. Aus knapp 80 Einreichungen wählte das Programmteam zehn Fellows aus, die am diesjährigen Pilotprogramm teilnehmen und bis Ende Februar 2017 Forschungsprojekte im Sinne offener Wissenschaft durchführen. Im September trafen sich die Teilnehmenden des Programms in Berlin, um sich über die Idee und Praxis Offener Wissenschaft auszutauschen und gemeinsam die Arbeit in den kommenden Monaten zu planen. Ziel des Programms ist es, die Idee von Open Science sichtbarer zu machen und in die wissenschaftlichen Institutionen zu tragen, um damit die schrittweise Öffnung von Wissenschaft und Forschung voranzutreiben.
Die Resonanz auf die Ausschreibung des Fellow-Programms Freies Wissen, welches Wikimedia Deutschland in diesem Jahr erstmalig in Kooperation mit dem Stifterverband durchführt, war überaus erfreulich: Insgesamt bewarben sich fast 80 Wissenschaftlerinnen und
Unter dem Begriff “Open Science” werden sämtliche Bestrebungen zusammengefasst, die darauf abzielen, den wissenschaftlichen Forschungsprozess offen zu gestalten und seine Bestandteile wie beispielsweise Methoden, Forschungsdaten und Publikationen frei zugänglich und nachnutzbar zu machen. Auf diese Weise können der Öffentlichkeit aber auch anderen Forschenden diese Daten und Informationen als Wissensallmende zur Verfügung gestellt werden, sodass möglichst vielen Menschen die Teilhabe an der Erstellung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht wird. |
Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Fachbereichen mit zahlreichen spannenden und interessanten Projektideen. In einem mehrstufigen Reviewprozess wurden schließlich zehn Fellows ausgewählt, die im Rahmen des diesjährigen Pilotprogramms mit einem Stipendium gefördert und bei der Umsetzung ihrer sechsmonatigen Forschungsvorhaben unterstützt werden.
Die Forschungsprojekte der ausgewählten Fellows könnten unterschiedlicher kaum sein. Sie reichen von der Publikation einer Zusammenstellung der Umweltbildungsaktivitäten verschiedener NGOs auf Madagaskar über die Entwicklung eines Workflows für die Einbettung von Videos in Open Access Publikationen bis hin zu Untersuchungen der Gehirnaktivität von Honigbienen. Gemein ist allen Projekten jedoch der Aspekt der Offenheit: Im Rahmen des Programms werden die Fellows ihre Forschungsprozesse und -ergebnisse nach den Prinzipien von Open Science öffnen und letztlich für die Allgemeinheit zugänglich und nachnutzbar machen.
Betreut werden die Fellows dabei von einem Team von Mentorinnen und Mentoren, die sie bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützen: Fünf sehr erfahrene Open-Science-Expertinnen und -Experten stehen den Fellows beratend zur Seite und unterstützen sie dabei, ihre eigene wissenschaftliche Arbeit offen zu gestalten. Wir freuen uns, in diesem Jahr V.-Prof. Dr. Ina Blümel (Hochschule Hannover), Dr. Gregor Hagedorn (Museum für Naturkunde), Dr. Peter Kraker (Know-Center), Dr. Daniel Mietchen (National Institutes of Health) und Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (Freie Universität Berlin) als Mentorinnen und Mentoren gewonnen zu haben.
Auftaktworkshop in Berlin im September
Anfang September trafen sich Fellows sowie Mentorinnen und Mentoren in den Räumlichkeiten von Wikimedia Deutschland zu einem zweitägigen Workshop, um sich auszutauschen und einen gemeinsamen Arbeitsplan für die kommenden sechs Monate zu erarbeiten. Im Rahmen der Veranstaltung hatten die Fellows die Gelegenheit, mit Open-Science-Expertinnen und Experten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Wikimedia-Communities ins Gespräch zu kommen. Ziel war es, mehr über Idee und Praxis offener Wissenschaft zu erfahren und mögliche Anknüpfungspunkte an die Wikimedia-Projekte zu identifizieren.
Markus Neuschäfer von der Open Knowledge Foundation zeigte den Teilnehmenden in einem Inputvortrag die Potenziale von Open Science für Forschung, Sichtbarkeit und Vernetzung auf, im Anschluss daran präsentierte Peter Kraker die Idee der „Vienna Principles“. Dr. Thomas Wozniak, Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen und aktiver Wikipedianer, erklärte den Teilnehmenden, wie Wissenschaft in den Wikimedia-Projekten funktioniert und wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen. In vier Diskussionsrunden zu den Schwerpunkten Open Data, Open Access, wissenschaftliche Inhalte in den Wikimedia-Projekten sowie offene Wissenschaftskommunikation wurden die Themen Freies Wissen und Open Science aus verschiedenen Perspektiven diskutiert und Praxiserfahrungen ausgetauscht.
Prof. Dr. Jürgen Friedrich aus dem Präsidium von Wikimedia Deutschland e. V. gab den Teilnehmenden zum Auftakt des Programms einige Wünsche mit auf den Weg:
Es wäre schön, wenn die Fellows die Forschung über die Erstellung und Verbreitung Freien Wissens, die Rolle der freiwilligen Autorinnen und Autoren dabei und die Methodik der freien Wissensproduktion vorantreiben und damit die Zukunft der Wikimedia-Projekte mitgestalten würden. Die Einbeziehung der Konzepte des Freien Wissens in die eigenen Fachdisziplinen – von der Physik bis zur Soziologie, von den Ingenieurwissenschaften bis zur Kunstgeschichte – ist eine Riesenherausforderung für die Fellows. Unseren Wunsch, die Prinzipien von Open Data und Open Access bei der eigenen Forschungsarbeit umzusetzen, möchten wir den Fellows daher mit auf den Weg geben. Und nicht zuletzt würden wir uns freuen, wenn die Fellows mit ihren Arbeiten zum Freien Wissen in die eigenen Institutionen hineinwirken, in die Institute und Fachbereiche, die Forschungs-Communities und die eigene Lehrtätigkeit. Es wäre einfach großartig, wenn die Fellows so zu Botschaftern und Multiplikatoren des Freien Wissens in der Wissenschaft würden.
Open Science-Handreichung auf Wiki-Books entsteht und lädt zum Mitmachen ein
Im Rahmen des Programms entsteht unter anderem auch eine kollaborativ erarbeitete Wissensressource zum Thema Open Science in Form einer Handreichung in Wikibooks. Ziel ist es, eine anwendungsbezogene Übersicht zu Open Science zu erstellen. Denn obgleich sich bereits herumgesprochen hat, dass die Idee von Open Science großes Potential besitzt, fehlt häufig noch das Wissen darüber, wie die Umsetzung in der Praxis konkret aussehen kann. Hier soll die Handreichung ansetzen: Neben einer allgemeinen Übersicht zu Open Science soll das Handbuch insbesondere Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Fachdisziplinen enthalten. Eine erste Fassung liegt bereits vor und soll im Laufe der nächsten Monate gemeinsam mit Fellows, Mentorinnen und Mentoren sowie Interessierten aus den Wikimedia- und Open Science-Communitys als living book kontinuierlich erweitert werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachdisziplinen aber auch Menschen, die sich für Verfahren und Strategien von Offener Wissenschaft interessieren, sind herzlich eingeladen sich an der thematischen Ausarbeitung der Handreichung zu beteiligen. Hierzu findet monatlich eine offene telefonische Redaktionskonferenz statt.
Wie es weitergeht
Auf Grundlage der im Auftaktworkshops entwickelten Arbeitspläne und in enger Abstimmung mit den Mentorinnen und Mentoren werden die Fellows nun bis Februar 2017 ihre Forschungsprojekte umsetzen. Die Ergebnisse werden Anfang März 2017 im Rahmen einer Abschlussveranstaltung in Berlin präsentiert und diskutiert. Wir werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen vermehrt Einblicke in die laufende Arbeit der Fellows geben und einzelne Projekte näher vorstellen. Mehr Informationen zum Fellow-Programm gibt es unter: https://www.wikimedia.de/wiki/Fellowprogramm. Fortlaufende Neuigkeiten rund um das Programm werden über unsere Mailingliste kommuniziert — schreibt uns an wissenschaft@wikimedia.de, wenn ihr auf dem Laufenden gehalten werden möchtet.