POLITIK UND GESELLSCHAFT
ACTA und die Folgen
Die bundesweiten Demonstrationen am 11. Februar haben das internationale Anti-Piraterieabkommen ACTA endgültig ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Es zeigte sich, dass insbesondere die Geheimverhandlungen und die konsequente Ausklammerung einer Verbraucherschutzperspektive viele Menschen vor den Kopf stoßen. Wie bereits im Blog berichtet, beteiligten auch wir uns mit einem Redebeitrag an der zentralen Kundgebung in Berlin. In einem weiteren Statement für die Online-Präsenz der Tagesschau kritisierten wir an ACTA vor allem den damit verbundenen Chilling Effect: “Wir sorgen uns um die sozialen und kulturellen Folgen von Eingriffen auf dem kurzen Dienstweg. Denn Gesetze haben Strahlkraft, sie beeinflussen das Handeln von Nutzern nicht erst dann, wenn im eigenen Briefkasten die erste Abmahnung liegt.”
Angesichts der breiten öffentlichen Diskussion hat die EU-Kommission den Vertragstext dem Europäische Gerichtshof (EuGH) zur Begutachtung vorgelegt. Da dieses Verfahren – das erste seiner Art nach dem Lissabon-Vertrag – möglicherweise dauern kann, ist der ursprünglich avisierte Fahrplan für die Ratifizierung damit hinfällig. Eine interessante Pointe könnte nach Ansicht von Beobachtern darin liegen, dass ein Begriff wie “Freiheit des Internets” durch den EuGH erstmals in seinem Gehalt und seiner Reichweite definiert werden müsste, um überhaupt einen Maßstab für die mögliche Einschränkung von Grundrechten durch ACTA abgeben zu können.
Gebührengelder und Nutzungsfreiheiten
Der Gesprächskreis zu urheberrechtlichen Themen im Rahmen des Berliner Co:llaboratory stellte seine Sitzung am 21. Februar ganz unter das Thema “Die Unternutzung öffentlich finanzierter Werke”. Diese wird vor allem deshalb als Problem empfunden, weil sie den selbstgewählten Anspruch, im 21. Jahrhundert endlich “Wissensgesellschaft” bzw. “Bildungsrepublik” zu sein, systematisch untergräbt. Wie Jan Engelmann in einem kurzen Inputreferat ausführte, hat sie häufig etwas mit Nichtwissen (über das Vorhandensein, den urheberrechtlichen Status von Werken), Nichtkönnen (mangelnde Ressourcen zur Erfassung und ggfs. Freigabe) oder auch Nichtwollen (aus Trägheit oder institutionellem Egoismus) zu tun.
There is something in the air: DLR gibt Bilder unter Creative Commons-Lizenz heraus
Nicht immer sind Inhaltebefreiungsmaßnahmen so atemberaubend schnell wie bei den israelischen Streitkräften im letzten Jahr. Ende Feburar hat die Kommunikationsabteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt bekanntgegeben, dass sie nach Rücksprache mit dem Justiziariat wo immer möglich Creative-Commons-Lizenzen (solche, die für die Nutzung in Wikipedia geeignet sind) verwenden werden. Dies ist vor allem immer dann möglich, wenn das DLR alleinige Nutzungsrechte an Bildmaterial hält. Zwischen der ersten Anfrage von Wikimedia Deutschland und dieser Bekanntgabe liegen fast 2 ½ Jahre. Blogbeitrag und Pressemitteilung dazu von uns hier.
PR-/ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Wikimedium
Die redaktionellen Inhalte wurde festgelegt und die Artikel liegen bereits größtenteils vor. Die neue Projektseite in der Wikipedia hat zwar noch nicht die erhoffte Aufmerksamkeit, dennoch haben sich einige Autoren gemeldet und Ideen für Beiträge eingestellt. Erscheinungstermin ist Mitte / Ende März.
Tätigkeitsbericht 2011
Im April wird unser Tätigkeitsbericht für das Jahr 2011 veröffentlicht. In den letzten Wochen wurde die 40-seitige Broschüre konzipiert, redaktionell mit Texten und Daten vorbereitet und abgestimmt. Wie die Tätigkeitsberichte der letzten Jahre wird auch der aktuelle Bericht als Druckausgabe und online zur Verfügung stehen. Eine englische Zusammenfassung ist ebenfalls geplant. Eine Übersicht der Berichte 2004-2010 gibt es auf der WMDE-Webseite.
Wikipedia-Buch
Am 16. März, 18.00 Uhr, wird eine Lesung aus dem Buch “Alles über Wikipedia” im Rahmen der Leipziger Buchmesse in der Deutschen Zentralbibliothek für Blinde (DZB) stattfinden. Zugesagt haben die Autoren Schlesinger, MarcusCyron, WiseWoman, Daniel Mietchen und Poetrist Kheshrau. Anfragen bezüglich weiterer Lesungen, Buchexemplare etc. bitte per E-Mail an Catrin Schoneville.
BILDUNG UND WISSEN
Der Monat Februar war im Bereich Bildung und Wissen sehr ereignisreich: nicht nur personell (durch den Teamzuwachs) sondern auch inhaltlich.
Hochschulprogramm
Das Hochschulprogramm geht im Sommersemester mit sechs Veranstaltungen an fünf Hochschulen (München, Marburg, Stuttgart, Potsdam, Halle-Wittenberg) an den Start. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Geschichtswissenschaft, von der Archäologie bis hin zur Sportgeschichte. In der kommenden Zeit werden die universitären Lehrkräfte von den Referenten, erfahrenen Wikipedia-Autoren, soweit geschult, dass sie ihre Studenten in der Artikelarbeit unterweisen können.
Schulprojekt
“Wikipedia macht Schule” konnte den Fokus auf Lehrerschulungen in diesem Monat mit 5 Lehrerschulungen fortführen. Neben den Workshops wird nun damit begonnen, Pilotprojekte zu konzipieren, die Aufschluss über die Umsetzbarkeit der inhaltlichen Arbeit im Unterricht für Lehrer geben sollen.
Silberwissen
Im Programm Silberwissen wurden Einführungsvorträge in der Anna-Seghers-Bibliothek in Berlin und am Sitz der Gesellschaft für Erdkunde ebenfalls in Berlin gehalten. Während beider Veranstaltungen gab es lebhafte Diskussionen. Am 26. Februar beteiligte sich Elvira Schmidt gemeinsam mit den Chronisten aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark an der Geschichtsbörse in Potsdam. Während des landesweiten Treffens von Geschichts- und Heimatvereinen konnten Interessenten für die nächsten Workshops in Berlin und im Land Brandenburg gewonnen werden. Anfragen zu Vorträgen und Workshops über die Mitarbeit bei Wikipedia kamen von Seniorenuniversitäten bzw. anderen Seniorenbildungsträgern. Insbesondere aus dem Raum Stuttgart gab es mehrfache Nachfragen. Hier sind die ersten Termine vereinbart. Festlegungen der ersten Termine gibt es auch mit der Initiative „Erfahrung-Teilen“ in Hannover. Erarbeitet und abgeschickt wurden außerdem die Berichte zum Stand des EU-Projekts TAO.
Wir freuen uns darüber, bei dem Referententreffen der Bildungsprogramme vom 2.-4.März drei neue Bewerber für das Referentennetzwerk begrüßen zu dürfen. Bei diesem Treffen werden wir erstmals programmübergreifend zusammenarbeiten, Synergien ermöglichen. Damit spiegelt sich auch hier die inhaltliche Weiterentwicklung des Bereiches wider.
COMMUNITY-BEZIEHUNGEN / FREIWILLIGENFÖRDERUNG
Die AdminCon 2012
“Admin werden ist nicht schwer, Admin sein dagegen sehr” – dieser Vortrag von Alice Wigand bei der WikiCon 2011 in Nürnberg ist nicht ohne Folgen geblieben. Aus ihm entstand die Idee eines Treffens der Wikipedia-Administratoren, organisiert durch die Community und unterstützt von Wikimedia Deutschland und Österreich in Form der “AdminCon”. Am 1-3. Juni 2012 findet in der Tagungsstätte Kloster St. Gertrudis in Hadersleben im Harz ein Wochenendworkshop statt, der sich mit Rolle, Selbstverständnis und Aufgaben von Administratoren in der deutschsprachigen Wikipedia auseinandersetzt. Eingeladen sind Admins wie Nicht-Admins, die am Thema interessiert sind. Alle Details zu Planung, Programm und Anmeldung finden sich auf den Projektseiten in der Wikipedia.
Zedler-Preis 2012
Die Jury für den Zedler-Preis steht nun fest. Nach der Wahl der Jurymitglieder aus Wikipedianern haben wir im Februar viele externe Fachleute angesprochen und für die Jury gewinnen können. Eine ausführliche Vorstellung der Jurorinnen und Juroren findet sich im Blog. Nun hat die Jury bis Mitte April Zeit, die Vorschläge zu sichten und dann Nominierte und Gewinner zu bestimmen. Ansprechpartnerin rund um den Zedler-Preis ist Nicole Ebber.
Wiki Loves Monuments 2012
Die Vorbereitungen zu Wiki Loves Monuments 2012 laufen auf Hochtouren, in Deutschland wie auch weltweit. Für den deutschen Teil des Bilderwettbewerbs hat [[Benutzer:Brücke-Osteuropa]] ein Kick-off-Seminar organisiert, das unterstützt von Wikimedia Deutschland am 30.-31. März in Dresden stattfinden wird. Wikimedia hat ein Zimmerkontingent für auswärtige Teilnehmer reserviert. Reisekosten werden auf dem üblichen Weg erstattet. Ansprechpartner ist Johannes Rohr.
WikiWomenCamp 2012
Wikimedia Deutschland plant die Vergabe von Stipendien für das WikiWomenCamp in Buenos Aires, Argentinien (23. – 25. Mai). Das Camp möchte Frauen der internationalen Wikimedia-Bewegung ein internationales Forum bieten, um Themen rund um die Gender Gap-Diskussion. Der Februar war geprägt durch den Austausch mit den Organisatorinnen zu Themen wie Kostenschätzung, Logistik und Auswahlprozedere. Mehr Infos zu dem Verfahren der Stipendienvergabe werden in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Bei Fragen, Anregungen und Ideen wendet euch bitte an Julia Kloppenburg.
Community-Projektbudget 2. Runde
Die Ergebnisse der zweiten Förderrunde des Community-Projektbudgets wurden im Februar veröffentlicht. Aus 62 Ideen wurden 30 eingereichte Anträge. Aus diesen wurden vom Community-Projektbudget-Ausschuss nach eingehender Prüfung und Beratung sechs Projekte mit einem Gesamtbudget von 123.420 Euro zur Förderung ausgewählt. Sebastian Sooth aus der Geschäftsstelle unterstützt die Arbeit des Ausschusses und hat alle Antragsteller informiert.
Toolserver
Im Amsterdamer Rechenzentrum des Toolservers haben die Toolserver-Admins Daniel Baur und Marlen Caemmerer im Februar weitere notwendige Wartungsarbeiten direkt vor Ort durchgeführt und die restliche Hardware zur Speicherplatzerweiterung eingebaut. Unterstützt bei der Organisation der Arbeiten wird das Toolserver-Team von Sebastian Sooth.
Community Space
Die Verhandlungen mit Vermietern und möglichen Partnern für die Räumlichkeiten des CommunitySpace und der WMDE-Geschäftsstelle in Berlin gingen auch im Februar weiter. Sebastian Sooth freut sich über Interessenten, die Lust haben, diese Räumlichkeiten mitzugestalten und zu unterstützen – ob in Berlin oder in anderen Orten.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
RENDER
Im Forschungsprojekt RENDER arbeiteten wir im Februar an der Fertigstellung eines Toolkits, das verschiedene Wikipedia-Analysewerkzeuge in gebündelter Weise darstellt. Diese Werkzeuge werden im Rahmen des Projekts von uns bzw. unseren Projektpartnern erstellt. Mit diesem zentralen Zugriffsort wollen wir interessierte Nutzer einladen die aktuellen und zukünftigen Werkzeuge auszuprobieren, zu testen und zu kommentieren. Die Veröffentlichung auf dem Toolserver wird in den nächsten Tagen erfolgen.
Außerdem arbeiteten wir, gemeinsam mit Projekt-Kollegen vom Karlsruher Institute für Technologie (KIT) und dem Inštitut Jožef Stefan (JSI), an einer Einreichung für die WebScience 2012. In dieser stellen wir das Toolkit und seine Funktionalitäten näher vor.
Weitere Fragen und Anregungen gerne an Angelika Adam oder an render@wikimedia.de.
Wikipedia Academy 2012
Mitte Februar fand der zweite Vorbereitungsworkshop für die Wikipedia Academy statt. Das Organisationskomitee hat dabei – gemeinsam mit Nicole, Angelika und Denis – erste Ideen für Programmpunkte und Formate gesammelt, potenzielle Referenten identifiziert und weitere logistische und inhaltliche Rahmenbedingungen besprochen. Das akademische Programmkomitee ist nun ebenfalls vollständig: Wir konnten 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Reviewprozess der eingereichten Vorträge gewinnen. Der ‘Call for Papers’ läuft noch bis Ende März und wir freuen uns auf rege Beteiligung! Zur Zeit überarbeiten wir die Webseite und lassen ein Logo entwerfen. Alle Fragen und Anregungen gerne an Nicole Ebber oder academy@wikimedia.de.
VEREINSENTWICKLUNG
Wikimedia Conference 2012
Nicole Ebber war im Februar hauptsächlich mit der Vorbereitung der Wikimedia Conference beschäftigt. Zur Unterstützung bei allen logistischen Aufgaben konnten wir Danny B. (Benutzername) von Wikimedia Tschechien gewinnen. Harel Cain (Wikimedia Israel) kümmert sich derweil darum, dass alle eingeladenen Chapter je zwei Repräsentanten nach Berlin senden und stellt das Programm zusammen. Neben Flugbuchungen, Zimmerreservierungen, Catering und Technikanfragen gilt es vor allem auch, die vielen Anfragen und Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu beantworten. Alle Fragen und Ideen zur Wikimedia Conference nimmt Nicole unter conference@wikimedia.de entgegen.
Mitgliedschaft
Im Laufe des Februars hat Wikimedia 56 neue Mitglieder aufgenommen, davon 30 aktive und 26 Fördermitglieder. Damit hat Wikimedia Deutschland 1328 Mitglieder, davon 371 Förder- und und 957 aktive Mitglieder. Fünf Mitglieder haben im Februar ihren Austritt erklärt. In der Nachfolge des Fundraisers 2012 ist bei Wikimedia zudem eine große Zahl an Aufnahmeanträgen eingegangen, die derzeit abgearbeitet werden. Die Umstellung der Mitgliederverwaltung auf ein neues, effizienteres System ist derzeit in Vorbereitung.
FUNDRAISING
Die Herbstkampagne liegt zwar schon eine gefühlte Ewigkeit zurück, für das Fundraising ist sie jedoch noch sehr präsent. Denn im Februar bereiteten wir wie immer den Versand der Zuwendungsbescheinigungen vor. Nicht nur während der Kampagne gab es Rekorde zu vermelden: Wir gehen von rund 70.000 Empfängern aus, mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr! Erst wenn der Versand Anfang März abgeschlossen ist, ist auch für uns die Kampagne 2011/12 vorbei. Dazu haben wir in den letzten Wochen sämtliche Daten aufbereitet und Testgruppen konzipiert. Wie letztes Jahr wollen mit den Spenden-Quittungen viele neue Mitglieder gewinnen.
Desweiteren hält uns die internationale Diskussion rund um das Fundraising auf Trab. Nach der Erarbeitung unseres Positionspapiers “Wikimedia’s culture of sharing” Ende Januar haben wir für das Finance Meeting in Paris Mitte Februar Argumente und Fakten zusammengetragen, um unsere Position auf diesem so wichtigen Treffen zu verdeutlichen. Wir sind weiterhin der festen Überzeugung, dass lokales Fundraising effektiver und den Bedürfnissen der Spender am ehesten entsprechen kann.
Da die beiden Aufgabenbereiche sehr zeitintensiv waren, verzögert sich leider der umfassende Abschlussreport der Kampagne. Dieser wird in Kürze nachgereicht. Als Vorgeschmack können wir an dieser Stelle den Report von Wikimedia Frankreich empfehlen.
GESCHÄFTSSTELLENARBEIT
Interessante Termine im März
* 16. März, Leipzig: ‘Leipzig liest‘, Autoren lesen aus dem Buch ‘Alles über Wikipedia’
* 16.-18. März, Nürnberg: 10. Fotoworkshop
* 30.-31. März, Dresden: Kick-off-Meeting Wiki Loves Monuments Deutschland 2012
* 29.03.-01.04., Berlin: Wikimedia Conference