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Digitales Ehrenamt: „Wikipedia hilft mir seit der fünften Klasse mit meinen Hausaufgaben“

Der Tag des Ehrenamts gilt den Millionen alltäglichen Beiträgen, die Menschen in ihrer Freizeit leisten. Freiwillige Feuerwehr, städtische Essensausgaben...noch zu wenige denken in diesem Kontext an Online-Freiwilligenprojekte wie Wikipedia. Doch auch im Netz wird Großartiges für die Gesellschaft geleistet. Engagement, das Förderung verdient!
Wikimedia Foundation (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wikipedia_mini_globe_handheld.jpg), „Wikipedia mini globe handheld“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

WMDE allgemein

5. Dezember 2018

Seit 1986 feiert der Tag des Ehrenamts am 5.12. Menschen, die in ihrer Freizeit kleine Hilfen und große Taten vollbringen. Von der freiwilligen Feuerwehr über Fußballtrainings zur Flüchtlingshilfe – ca. 30 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich, weltweit sind es geschätzt eine Milliarde. Andy Haldane, Chefökonom der Bank of England, bezifferte die freiwillige Arbeitsleistung britischer Ehrenamtlicher im Jahr 2014 mit der Leistung ca. 1,25 Millionen Arbeitnehmender. Der ökonomische und gesellschaftliche Beitrag ehrenamtlich engagierter Menschen verdient Anerkennung. Häufig übersehen werden dabei jedoch die viel genutzten und dennoch weniger sichtbaren Ergebnisse digitaler Freiwilligenarbeit – wie Wikipedia.

„Danke Wikipedia! Du bist das beste und wichtigste im Internet, und du bist auch schön und geistreich.“ 

Wikipedia ist täglich die erste Anlaufstelle für Wissensfragen von 30 Millionen Menschen allein aus dem deutschsprachigen Raum. In den Spendenkommentaren der aktuellen Kampagne drücken Menschen, die für die Projekte der Wikimedia-Freiwilligen spenden, ihre Dankbarkeit aus: dafür, dass Wikipedia ihnen freien Zugang zu Wissen ermöglicht, das früher nur über öffentliche Bibliotheken und teure Lexikareihen zur Verfügung stand. Oder dafür, dass die freie Online-Enzyklopädie ihnen den Weg zur Abschlussarbeit erleichtert hat. Projekte wie Wikipedia leben vom freiwilligen Einsatz tausender Autorinnen und Fehlerverbesserer, Fotografinnen und Quellenergänzer.

Engagement passiert zunehmend auch digital und es passiert so viel:

  • über 50 Mio. freie Mediendateien wurden zu Wikimedia Commons und über 50 Mio. Datensätze auf Wikidata hinzugefügt
  • Wikipedia mit über 2,2 Mio. Artikeln allein im deutschsprachigen Projekt, weltweit mit mehr als 49 Mio. Artikeln – geschrieben, erweitert und verbessert von Freiwilligen
  • 25.000 Bilder denkmalgeschützter Orte und Sehenswürdigkeiten allein aus Deutschland im Fotowettbewerb Wiki Loves Monuments 2018.
  • das offene Kartenportal OpenStreetMap (mit 5 Mrd. hochgeladenen GPS-Koordinaten, Ermöglichung konkreter Anwendungen in der Katastrophenhilfe wie hotosm.org oder Lebenshilfe wie auf wheelmap.org)
  • Das No Hate Speech Movement verteidigt täglich Anstand und Persönlichkeitsrechte im Netz
  • Bei GlobalXplorer können alle von zu Hause aus bei der Weltraum-Archäologie helfen

Das „Ehrenamt 4.0“ ist längst zentraler Teil gesellschaftlichen Engagements geworden, vernetzt mit allem, was schon lange offline geleistet wird. Und es bietet neue Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen, über physische Grenzen hinweg.

Wikipedia und Wikidata werden dabei zunehmend Teil eines ganzen Ökosystems freier Daten, getragen von Institutionen wie Museen und Bibliotheken, Universitäten UND Freiwilligen. Sie fotografieren Denkmäler und Objekte, die unsere Geschichte ausmachen – und stellen sie bei Wiki Loves Monuments anderen zur Verfügung. In lokalen Räumen kommen im digitalen Bereich aktive Ehrenamtliche auch offline zusammen, die Grammatik-Helfer, die Neulinge und die gewählten Administratorinnen und Administratoren bei Wikipedia. Sie zeigen online, bei regelmäßigen Treffen und in groß angelegten Aktionen wie „Wikipedia vor Ort“, wie jede und jeder beitragen kann. Vieles passiert von zu Hause, zwischendurch, manches mit Gamification wie streetcomplete für OpenStreetMap. Vieles bleibt dabei unsichtbar.

Kurz gesagt, das digitale Ehrenamt ist nichts Neues. Und doch ringen viele Initiativen noch immer um Anerkennung. Die Freiwilligen von Freifunk zum Beispiel werden nach 15 Jahren wohl bald endlich als gemeinnützig anerkannt. Das Vorhaben steht sogar im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD. Um die vielen verschiedenen Formen des digitalen Ehrenamts voranzubringen, machen wir als Verein die Gesellschaft und ihre Entscheidungsträgerinnen und -träger auf sie aufmerksam und trommeln für entsprechende Anerkennung und Förderung.

Denn es braucht gute politische Rahmenbedingungen, um digitales Ehrenamt zu fördern:

  1. Freie Inhalte gewährleisten, um offene Zugänge zu Wissen, Mediendateien und Daten zu erreichen und gemeinsames Engagement zu erleichtern. → Weitere öffentliche und nicht-öffentliche Institutionen stellen ihre Texte, Fotos usw. unter freie Lizenz und ermöglichen damit deren weitere Nutzung.
  2. Partizipation und Integration im digitalen Raum zur Gestaltung der Gesellschaft allen Menschen ermöglichen.

    Mehr Menschen können in digitalen Projekten wie Wikipedia freiwillig mitwirken.

  3. Wertschätzung und Anerkennung von digital Engagierten durch Lob und Verbreitung guter Beispiele beitragen.

  4. Wissenschaftliche Evidenz schaffen, um an den zielführenden Stellen zur Stärkung des digitalen Engagements anzusetzen.

    Mehr Kenntnisse über Motivationsfaktoren für Neulinge und günstige Bedingungen für eine gute Zusammenarbeit.

  5. Staatliche Förderprogramme zum digitalen Engagement weiterentwickeln und neu auflegen.

    Neue Partnerschaften stellen Wissensquellen für Freiwillige zur Verfügung und eröffnen Wege, um Inhalte zu befreien.

Ehrungen wie die der Kölner Wikipedia-Community im September sind ein wichtiger Beitrag zur Förderung des digitalen Ehrenamts. Foto: Vera Krick, KölnEngagiert 2018 – 1 – Ehrung im Rathaus-8120.jpg, CC BY-SA 4.0

Wikimedia Deutschland arbeitet auf verschiedenen Ebenen daran, den Gedanken, der hinter den Wiki-Projekten steckt, in die Köpfe und Herzen in Parlamenten und Amtsstuben zu tragen. Die Arbeit der Freiwilligen zu vermitteln, zu stärken und zu fördern ist unser Ziel.

Wir alle möchten uns besonders an diesem Tag für diese Arbeit bedanken; oder um es mit den Worten einiger Spenderinnen und Spender zu sagen:

„Ganz einfach – es vergeht kein Tag, an dem ich nicht in Wikipedia etwas nachschlage. Die Menschen, die das möglich machen, muss man einfach unterstützen!“

„Wikipedia ist für mich die wichtigste Wissensquelle der Welt. Danke.”

„It has been the single biggest source of learning for me. My donation is just a respect for the knowledge I’ve gained through Wiki.”

Selbst aktiv (werden)? Unser Team Ideenförderung ist Ansprechpartner, wenn es um neue Ideen und Weiterentwicklung geht, wenn Freiwillige Hilfe brauchen, Treffen planen oder Förderung für ein Projekt gesucht wird.

Das Wikimedia Deutschland Positionspapier „Digitales Ehrenamt auf Augenhöhe“ ist hier zu finden.

 

Kommentare

  1. Ziko
    5. Dezember 2018 um 11:19 Uhr

    Danke für den Beitrag und die Bemühungen, das Digitale Ehrenamt sichtbarer zu machen.

    Ich erinnere mich an eine Sektion auf einem Soziologenkongress, in der es um die Schwierigkeiten ging, das Ehrenamt überhaupt gut zu definieren – damit man überhaupt ermitteln kann, wie weit verbreitet es ist. Eine Forscherin, die eine Umfrage betreute, sagte, dass man tolerant gewesen sei bei der Auswertung, dass man sich nicht immer an definierende Merkmale wie öffentliches Handeln, Handeln für die Allgemeinheit usw. gehalten habe. Aber “Singen vor dem Badezimmerspiegel mit Bürste” wurde beispielsweise nicht gezählt.

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