Wie verändern Krypto und Bitcoin unsere Gesellschaft?
Blockchain und Kryptowährungen erobern derzeit immer mehr Aufmerksamkeit als verheißungsvolle Zukunftstechnologien. Aber ihre Auswirkungen auf Umwelt, Politik und Gesellschaft könnten desaströs sein. Wir haben mit Expert*innen verschiedener Disziplinen diskutiert, wie Blockchain-basierte Technologien einzuschätzen sind, welche gesellschaftlichen Auswirkungen wir erwarten können und was sie für Freies Wissen bedeuten könnten.
Screenshot aus dem Video der Veranstaltung, CC BY-SA 4.0
Screenshot aus dem Video der Veranstaltung, CC BY-SA 4.0
Unruhen in Kasachstan und Bitcoin-Kurs
Bei den Unruhen in Kasachstan Anfang des Jahres wurde die Verschränkung von Blockchain-Technologie und Geopolitik besonders deutlich. Marcus Bensmann, Investigativreporter bei CORRECTIV, beobachtete den Beginn der Unruhen, auf die der Bitcoin-Kurs einen Einfluss hatte, direkt vor Ort. Nachdem das Minen, also das Produzieren von Bitcoin durch Rechenleistung, in China verboten wurde, entwickelte sich Kasachstan zum zweitgrößten Standort für solche Rechenoperationen.
Die autoritäre kasachische Regierung hatte in dieser Woche aber zeitweise das Internet gesperrt, weshalb die Coins nicht weiter produziert werden konnten. Das zeigt – so Bensmann – die Volatilität eines Systems wie Bitcoin, da mit einem Schlag ein Geldwert die Legitimation verlieren kann.
„Der Gedanke, dass der Mensch kollektiv zur Vernunft neigt, ist falsch. Das wird sich auch nicht über die Blockchain realisieren.“ Marcus Bensmann
Das ganze Gespräch in voller Länge gibt es hier zum Nachschauen:
Technologieglaube, Vertrauen und Klima
Ursprünglich entstand Blockchain aus einem Misstrauen gegenüber dem Finanzsystem nach der Krise 2008, sagt Mareike Müller, Redakteurin im Finanz-Ressort des Handelsblatt. Sie erklärt, dass die neue Technologie hier vor allem technologie-affinen Entwickler*innen eine Möglichkeit bot, Transaktionen dezentral abzubilden. Doch das hinter dem Bitcoin stehende Konzept “Proof of work” ist extrem klimaschädlich, da enorme Computerkapazitäten nötig sind, um neuen Wert in Form von Bitcoin oder Ether zu generieren.
Für Dr. Uta Meier-Hahn, Advisor for Digital Technologies bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), ist Krypto vor allem auch Spekulationsobjekt. Auch hier können Konsensmechanismen nicht umgangen werden, und folglich müssten neue Institutionen und Regeln entstehen.
Wer profitiert von Bitcoin und Co.?
Mareike Müller betont, dass vor allem diejenigen profitieren, die früh eingestiegen sind. Also jene Anleger*innen, die bereits über finanzielles Kapital und die technologischen Mittel verfügen. Gleichzeitig ist die Verteilung von Bitcoin alles andere als fair. So halten laut einer aktuellen Studie 0,01 Prozent der Bitcoin-Investoren 27% aller verfügbaren Bitcoins. Auch Dr. Uta Meier-Hahn fordert deshalb, dass bei den Diskussionen rund um den Nutzen und die Risiken von Krypto-Technologien unbedingt die Menschen systematisch eingebunden werden sollten, die davon betroffen sein werden.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen die es betrifft mit am Tisch sitzen wenn es um Standards geht unter denen diese Systeme operieren werden. Das gilt nicht nur im Blockchain-Bereich, sondern in weiten Teilen der Digitalpolitik.“ Uta Meier-Hahn
Silicon Valley Kultur vs. die Idee des Freien Wissen
Oft findet sich in der Begeisterung für Blockchain-Technologie eine Sehnsucht nach Vertrauen in Technologie und nach einer Rückkehr zum Freiheitsversprechen des frühen Internets wieder. Die Dezentralität der sog. Distributed-Ledger-Technologien steht dabei oft stellvertretend für Fairness und Gleichberechtigung. Jedoch ist diese Form von Freiheit geprägt von der Vorstellung von unendlichem Wachstum und einem libertären Verständnis von der Verteilung von Ressourcen. (Siehe dazu z. B. auch Beitrag “Das Dritte Web” von tante) Es besteht auch hier – wie von Dr. Uta Meier-Hahn festgestellt – eine Notwendigkeit von Aushandlung, Konsensbildung und Moderation, bei der die große Gefahr besteht, dass sich alte Machtstrukturen reproduzieren.
Gleichzeitig basieren die Technologien auf individuellem Besitz und dem Anhäufen von Kapital, was im starken Gegensatz zu der Idee des Freien Wissens steht, für die sich Wikimedia Deutschland und andere Akteure der Commons-Bewegung einsetzen. Freies Wissen bedeutet hier, dass Information, Technologie und Bildung für alle frei zugänglich sind, unabhängig von Status und Kapital.
Wer waren unsere Gäste?
Dr. Uta Meier-Hahn arbeitet als Advisor for Digital Technologies bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Zuvor war sie mehrere Jahre als Online-Journalistin beim Norddeutschen Rundfunk und in der Forschungsförderung bei der VolkswagenStiftung tätig. Twitter: @zielwasser
Mareike Müller ist Redakteurin im Finanz-Ressort des Handelsblatt. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Kryptowährungen und Nachhaltigkeit im Finanzwesen. 2020 wurde sie mit dem Georg von Holtzenbrink-Preis für Wirtschaftsublizistik ausgezeichnet. Twitter: @MareMueller
Marcus Bensmann ist Investigativreporter bei CORRECTIV. Er berichtete 20 Jahre lang als Korrespondent aus Zentralasien, dem Kaukasus, Afghanistan, Iran und Irak, unter anderem für ARD und Deutsche Welle. Den Beginn der Unruhen in Kasachstan beobachtete er Anfang des Jahres direkt vor Ort. Twitter: @MarcusBensmann
Moderation: Dr. Christian Humborg, Geschäftsführender Vorstand Wikimedia Deutschland e. V.
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