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Keine Informationsgesellschaft ohne digitale Zivilgesellschaft

Die Corona-Epidemie hat den Alltag in die digitale Sphäre verlagert. Dabei zeigt sich, wie wichtig eine verlässliche digitale Infrastruktur ist. Allerdings kämpfen viele kleinere Initiativen ohne kommerziellen Hintergrund aktuell um ihre Existenz. Höchste Zeit also, dass die Politik aus der Krise lernt und die digitale Zivilgesellschaft stärkt.

Bernd Fiedler

Elisabeth Giesemann

2. April 2020

„Der Aufbau eines gemeinwohlorientierten digitalen Ökosystems muss endlich politische Priorität bekommen!“ So lautet das Hauptanliegen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen, darunter Wikimedia Deutschland. Ihre Forderungen an die Politik hat das Bündnis in einem gemeinsamen offenen Brief zusammengefasst.

„Gemeinnützige Projekte wie Wikipedia und Freifunk helfen gerade jetzt, dass alle Zugang zu Informationen erhalten. Gefördert wird dies bisher kaum. Die Zeit ist gekommen, unsere digitalen Abwehrkräfte zu stärken.“ Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand, Wikimedia Deutschland e. V.

Um in Krisenzeiten nicht nur von großen Software-Konzernen abhängig zu sein, sorgt ein breites Ökosystem von Betreibern digitaler Infrastruktur für digitale Souveränität und löst Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern auf. Open-Source-Lösungen für Videocalls, Büroanwendungen und Mailverwaltung unterstützen bereits jetzt öffentliche Institutionen. Linked-Open-Data Systeme wie zum Beispiel Wikidata führen Wissen auch in Krisenzeiten mit der ganzen Kraft ihrer Community zusammen. Das erfordert konsequenten Einsatz von offenen Standards und Open-Source-Technologien.

So ist für die allgemeine Öffentlichkeit ist Wikipedia und ihre aus Ehrenamtlichen bestehende Wikipedia-Redaktion Medizin eine der wichtigsten Quellen für medizinische Erklärungen und Fakten. International vernetzte Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und andere Freiwillige nutzen die zivilgesellschaftlich bereitgestellte Informations-Infrastruktur Wikipedia und aktualisieren stündlich die Beiträge über das Virus.

Es fehlt ein klares Bekenntnis der Politik

Ob Verwaltung, Zivilgesellschaft oder Medien: Alle sind dankbar für die ehrenamtliche Arbeit der Wikipedianerinnen und Wikipedianer und für die Sicherheitshinweise des Chaos Computer Clubs. Anerkannt wird die zivilgesellschaftliche Expertise in der Öffentlichkeit aber selten. Ein klares Bekenntnis der Politik, deren Wissen und Kompetenzen zu nutzen, gibt es nicht.

Der offene Brief beinhaltet konkrete Maßnahmen, wie langfristig und damit nachhaltig zivilgesellschaftliches Engagement und der Erhalt eines gemeinwohlorientierten digitalen Ökosystems gefördert werden können.

Den offenen Brief finden Sie unter http://digitalezivilgesellschaft.org/

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