zur Artikelübersicht

Kulturerbe aus der Vogelperspektive: Wie Wikipedia-Freiwillige per Drohne Weltkulturerbe digitalisieren

Nach Stationen in den Schlössern Caputh und Grunewald durften ehrenamtliche Fotografinnen und Fotografen sowie Wikipedia-Autorinnen und -Autoren unter anderem die Parks Babelsberg und Sanssouci für die Online-Wissenssammlung erkunden. Zum ersten Mal kam auch eine Drohne zum Einsatz und schoss beeindruckende Bilder des Berliner und Potsdamer Kulturerbes in der Obhut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG).
Raimond Spekking & Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Lisa Dittmer

29. Juni 2019

Wissensvermittlung, das bedeutet für die meisten wohl immer noch der Blick in Schulbücher, Ausstellungstexte, für viele inzwischen aber auch in Wikipedia-Artikel. Dass Wissensaufbereitung und -kommunikation keineswegs nur textgebunden funktioniert, zeigen die Ergebnisse der Kooperation zwischen Ehrenamtlichen der Wikipedia, Wikimedia Deutschland und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg. Bereits zum dritten Mal gaben fachkundige Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Stiftung Einblick in Geschichte und Bedeutung der von ihnen geschützten und gepflegten Kulturgüter. Erneut wurden Wikipedia-Artikel überarbeitet, Informationen ergänzt, und neu bebildert.

“Faszinierend war für mich die Breite der Interessen der Teilnehmer und die Tiefe des Wissens. Dann fängt es richtig an Spaß zu machen. Ich habe gemerkt, dass die Leute für Ihre Themen brennen, und das finde ich toll. Interessant waren für mich auch die unterschiedlichen Blickwinkel”, berichtet Kathrin Külow, Schlossbereichsleiterin Jagdschloss Grunewald (SPSG).

Kooperation macht Drohnenflug über Park Babelsberg möglich

Höhepunkt für alle Beteiligten war der erste offiziell für die Verwendung in den Wikimedia-Projekten genehmigte Drohnenflug über Park Babelsberg. 29 Jahre nachdem die UNESCO dieses von Sanssouci über den Neuen Garten und Sacrow bis zur Pfaueninsel und Glienicke in Berlin reichende Gesamtkunstwerk in die Liste des Natur- und Kulturerbes der Menschheit aufgenommen hatte, durfte zum ersten Mal im Rahmen der Kooperation zwischen Wikimedia Deutschland und der SPSG eine Kamera-Drohne über dem Park aufsteigen. Entstanden sind beeindruckende Luftaufnahmen, unter anderem vom Schloss Babelsberg und dem Flatowturm.

Während ehrenamtliche Wikipedia-Fotografinnen und -Fotografen die Drohne lenkten, arbeiteten anschließend weitere Wikipedia-Aktive daran, die dazugehörigen Wikipedia-Artikel mit den Luftaufnahmen neu zu bebildern. Somit stehen die Aufnahmen ab sofort allen, die sie nutzen möchten, frei zur Verfügung.

Möglich wurde der Drohnenflug dank der vertrauensvolle Kooperation zwischen der SPSG und Wikimedia Deutschland. Die Vorbereitung dauerte dabei über ein Jahr. Nachdem die Stiftung den Drohnenflug genehmigt hat, musste unter anderem auch die Zustimmung der gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg und des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung eingeholt werden.

Moderne Technik ermöglicht ganz neue Möglichkeiten der Dokumentation

Die Luftaufnahmen per Drohne und 360°-Aufnahmen schaffen nicht nur einen ganz anderen Zugang zu historischen Gebäuden, sie lassen Kulturerbe auch lebendig werden, ermöglichen als frei zugängliches Wissen größere Barrierefreiheit und unterstützen Institutionen in der Denkmalpflege.

Faszinierend sind die Drohnenfotos aus ungewohnter Perspektive. Sie bieten einen neuen, bisher unbekannten Blick auf die Schlösser und Baudenkmale”, und erklärt weiter: “Durch die Partnerschaft mit Wikimedia erzielen im Besonderen die kleineren, nicht so bekannten Schlösser, der SPSG einen höheren Bekanntheitsgrad.
Jörg Kirschstein, Schlossbereichsleiter Schloss Babelsberg (SPSG)
Wir wurden mit offenen Armen empfangen und genossen ein Vertrauen, das man in einer so hochrangigen Institution nicht automatisch erwartet.
Wuselig (Wikipedianer)

Die Wikipedianische KulTour in der Presse:

Potsdamer Neueste Nachrichten, 24.06.2019. Wikipedia-Editoren auf Tour durch Potsdams Schlossgärten

Märkische Allgemeine Zeitung, 26.06.2019. Potsdam von oben: Drohnen über dem Babelsberger Park

Kommentare

  1. Elisabeth Morack
    13. August 2019 um 20:33 Uhr

    Toll, vielen dank. Und wer ist der kerl auf dem denkmal/brunnen?

  2. Holger Kirche
    13. August 2019 um 16:42 Uhr

    Ich bin zwar 30 Jahre jünger, doch die Ängste sind dieselben. Jeder Fortschritt in der Gentechnik wird argwöhnisch beobachtet, doch die Informatiker können machen was sie wollen.
    Was passieren kann, hat die SF Literatur hinreichend drastisch beschrieben.
    Warum leisten bis heute nur Ärzte einen ethischen Eid?
    Andere haben es viel nötiger.

  3. Hans-Peter Teufers
    13. August 2019 um 09:57 Uhr

    Tolle Photos, vielen Dank fürs Zusenden.

  4. Moko Sono
    13. August 2019 um 03:13 Uhr

    Ich habe einen Kommentar verfasst, der hier allerdings nicht angezeigt wird – dafür nach dem zweiten Abschicken folgende Fehlermeldung: „Doppelter Kommentar wurde entdeckt. Es sieht stark danach aus, dass du das schon einmal geschrieben hast!“
    Das wäre ja auch in Ordnung – wenn mein Kommentar dann wenigstens ein Mal hier unter dem Artikel stehen würde.!?!

    1. Corinna Schuster
      13. August 2019 um 11:54 Uhr

      Hallo Moko Sono, dein Beitrag ist jetzt zu sehen. Liebe Grüße!

  5. Moko Sono
    13. August 2019 um 02:59 Uhr

    Die Arbeit, die hier auf Wikimedia bzw. Wikipedia getan wird, schätze ich sehr! Und so ist auch die hier beschriebene Digitalisierung des Weltkulturerbes ein großartiger Schritt in Richtung Freies Wissen!

    Allerdings würde ich mich freuen, wenn ich als Nutzer dieser Digitalisierung bzw. als Betrachter der Drohnen-Aufnahmen diese auch tatsächlich anschauen könnte. Durch die hier gewählten Formate V9 und WEBM stehen mir als Apple-Nutzer diese Aufnahmen leider nicht zur Verfügung. Ich besitze keinen Windows-PC, dafür ein iPhone und ein iPad und nutze hier auch nur die Standard-Apps. Ich kenne mich weder mit unterschiedlichen Videoformaten aus noch mit Drittanbieter-Software, die V9 oder WEBM unterstützen. Auf den Webseiten über die technischen Daten von iPhone und iPad ist von unterstützten Videoformaten diese Auflistung zu lesen: H.264, MPEG-4, Motion JPEG für das iPad (https://www.apple.com/de/ipad-9.7/specs/) und HEVC, H.264, MPEG-4 Part 2 und Motion JPEG für das iPhone (https://support.apple.com/kb/SP779)

    Ich weiß wohl, dass sich die Welt nicht nur um Apple dreht – aber Apple ist ein Teil von ihr, genau wie Windows. Daher wäre es sehr nett, wenn Apple nicht gänzlich ausgeschlossen würde und die Drohnen-Videos in einem Format bereitgestellt würden, das auch ich mir anschauen kann. Vielen Dank.

  6. Ruth Nordsieck
    12. August 2019 um 18:24 Uhr

    Danke schon mal… Sobald ich Zeit habe, werde ich genauso begeistert sein über dieses wunderbaren Fotos. Das weiß ich jetzt schon beim ersten, kurzen Überblick…

  7. Prof. Dieter Eichhorn M.A.
    12. August 2019 um 15:13 Uhr

    W”ahnsinn, diese Entwicklung in der digitalen Welt in den letzten 15 Jahre. Ich bin 86, war einer der ersten Hochschullehrer, habe seit 1987 die Entwicklung dieser neuen Welt an der damaligen Fachhochschule für Druck in Stuttgart, der späteren “Hochschule der Medien” gelehrt – war jetzt nochmals dort, ist heute 5 x größer, fand dort noch meinen ehemaligen technischen Mitarbeiter (in seinem letzten Dienstjahr), der mir sein jetziges Arbeitsgebiet zeigte. Ich konnte nur sagen: “Herr M, ich habe nichts verstanden!” – Dabei ist mir schockartig klar geworden, dass diese technische Veränderung in ihrer Dimension, ihren physikalischen Daten und ihren tatsächlichen Auswirkungen in der sog. künstlichen Intelligenz kaum jemand verständlich gemacht wurde und wird – und damit Angst in sich birgt, unbewusste und oft auch bewusste Angst. Die habe ich, weil KI ein Feld öffnet – “Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister
    werd ich nun nicht los”. Der “Zauberlehrling” wird da wach.
    ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert