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Zwei Jahre als Werkstudentin bei Wikimedia Deutschland e.V.

Jens Ohlig

2. Mai 2017

Julia Schütze hat zwei Jahre als Werkstudentin bei Wikimedia Deutschland gearbeitet. Sie hat viel erlebt und geleistet in ihrer Zeit bei uns und zu ihrer neuen Aufgabe lassen wir sie nur mit einem weinenden und einem lachenden Auge weiterziehen. Wir haben sie gebeten, ein paar Highlights aus ihrer Arbeit für uns zu beschreiben. Hier ist ihr Bericht.

Fünf Highlights von zwei Jahren als Werkstudentin bei WMDE

  1. Die Tierliebe und Memes vom Kollegium
  2. Die Möglichkeit auch als Werkstudentin schon viel Verantwortung zu übernehmen
  3. Die Flexibilität und Unterstützung, die es mir erlaubte auf Arbeit und im Studium erfolgreich zu sein.
  4. Die interdisziplinären Teams und agilen Arbeitsprozesse
  5. Eine Stimme für Freies Wissen zu sein

Vielen Dank für die tolle Zeit.

Die Sache mit den Tieren

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern — eine der letzten Fragen im Bewerbungsgespräch für die Stelle als Werkstudentin für Kommunikation und Events war: “Bist du eher ein Katzen- oder Hunde-Mensch?” Dann wurde noch schnell hinzugefügt: “Oder Ziegen!”

Ich: “??? Katzen?”

Interviewer: “Yay!”

Ich: “OK??? Was?!”

An meinem ersten Tag hab ich es dann verstanden. Die riesige Katzenwand vor meinem Büro sagte alles. Ziegen, so stellte sich heraus, waren die konkurrierenden Lieblingstiere anderer Software-Entwicklerinnen und -Entwickler. Als jemand, der Tieren an sich ziemlich gleichgültig gegenüber steht, werde ich nichtsdestotrotz all die kreativen Memes vermissen, die regelmäßig auf der Kollegiumsliste auftauchten — von all den Tierliebhabern bei WMDE.

Hier ist ein Mem, das Charlie meisterhaft für diesen Anlass erstellt hat:

 

Und an meinem letzten Tag habe ich dann endlich auch eine Katze für die Katzenwand gezeichnet.

Wenn der Schuh zu groß ist, dann trag ihn trotzdem, bis er passt

Von Anfang an war ich gleichberechtigt im Team, auch wenn alle anderen erfahrener waren als ich. Dadurch konnte ich viel einfacher lernen, da ich frei Ideen beitragen, sie diskutieren und Verantwortung für ihre Umsetzung übernehmen konnte.  Dabei habe ich schnell herausgefunden, dass ich als Angestellte besser werde, wenn ich Dinge ausprobiere, die ich vorher noch nie getan habe und Verantwortung für sie übernehme. Wenn ich Anteil an etwas habe, dann sorgte das auch dafür, dass ich besser werde — und wenn etwas nicht klappte, dann dafür, dass ich es das nächste Mal noch besser versuchen konnte. Sei es bei der Organisation von Events wie Ladies That FOSS, bei einer qualitativen Studie über freiwillige Entwicklerinnen und Entwickler oder bei der Verantwortung für politische Ziele. Die Teilnahme an Events wie der FOSDEM in Brüssel, mein Vortrag bei Das ist Netzpolitik!, die Reise zur OpenCon in Washington DC , wo wir mit Senatoren sprachen und schließlich der Open Government Workshop im Bundesinnenministerium waren Highlights während meiner Zeit, bei der ich viele wichtige Akteure in der Bewegung zum Freien Wissen treffen konnte. Diese Erfahrungen und die dafür notwendige Verantwortungen haben mich für die Zukunft vorbereitet.

Arbeit und Studium unter einen Hut bringen

Oft wurde ich gefragt: “Was, du studierst auch noch? Ich dachte, du arbeitest!”

Beides geht zusammen, bedeutet aber auch Engagement auf beiden Seiten. So oft wie möglich habe ich versucht, Themen bei WMDE mit meinem Studium zu verknüpfen, indem ich etwa Kurse zu Open Source Software and Licensing oder dem semantischen Web belegte oder in einem Praktikum am Berkman Klein Center mir Software ansah, die Freies Wissen online organisiert. Die Hälfte meiner Zeit habe ich im Ausland studiert, aber ich konnte remote für WMDE arbeiten, was eine tolle Sache war. Auch die Zeiten konnten flexibel angepasst werden, wenn es an der Uni hoch her ging und ich Prüfungen oder Hausarbeiten hatte, so dass wir Arbeitszeit und Projekt-Deadlines so anpassen konnten, dass nichts kollidierte. In den Ferien arbeitete ich Vollzeit und weniger, wenn ich viel zu tun hatte. Die Flexibilität, die WMDE Studierenden bietet und die Unterstützung bei Interessengebieten sind dafür verantwortlich, dass ich mich bei der Arbeit voll einbringen konnte und gleichzeitig mein Studium gemeistert habe. 

Interdisziplinäre Teams und agile Arbeitsprozesse

Als Gesellschaftswissenschaftlerin in einem Bereich für Software-Entwicklung zu arbeiten, war schon eine besondere Erfahrung. Während ich mich meistens um die Kommunikation kümmerte, lernte ich auch einiges über Software, wie Wikidata funktioniert und die Community, die dahintersteht. Um Öffentlichkeitsarbeit zu machen und letztendlich Implikationen politischer Themen wie der Datenbankdirektive der EU  auf Wikidata und seine Community einschätzen zu können, war das absolut notwendig. Die agilen Arbeitsprozesse der Entwicklerinnen und Entwickler färbten auf uns ab. Wir führten bei uns in der Kommunikation  SCRUM mit Sprints, To-Dos und Reviews ein, und benutzten Phabricator, ein Aufgabenverwaltungstool für die Software-Entwicklung. Meine Arbeit wurde dadurch flexibler und effizienter. Schlußendlich war ich aber auch froh, als ich mich im letzten Vierteljahr mehr um politische Themen kümmern konnte und das technische Wissen, das ich erlernt hatte, als solides Fundament bei den Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern nutzen konnte.

Eine Stimme für das Freie Wissen

File:Julia Schuetze Ilovefs.JPGIn meinen letzten Monaten wechselte ich als Werkstudentin in den Bereich Politik und Recht. Hier konnte ich eng mit Dimi, unserem Mann in Brüssel und John, dem Referenten für Politik und Recht zusammenarbeiten und dadurch Einblicke gewinnen, wie Gesetzesvorlagen in Brüssel entstehen und wir darauf Einfluss nehmen können. Ich konnte auch mit Politikerinnen und Politikern und anderen Akteuren über offene Lizenzen für Daten sprechen und wie Wikidata davon betroffen ist. Das tollste Gefühl ist es natürlich, wenn diese Art von Advocacy Früchte trägt und Akteure zum Umdenken bringt. Dann sind wir einen Schritt weiter zu mehr Freiem Wissen in der Welt. :)