Warum sind diese Fragen wichtig für uns? In der Zusammenarbeit mit dem Forschungsverbund Science 2.0 können wir viele nach wie vor bestehende Fehleinschätzungen der Wikimedia-Projekte korrigieren, wir können werben für einen freien Zugang und die offene Weiternutzung der Ergebnisse aus den Forschungsprojekten des Verbundes, aber auch generell für eine Open Access Policy mit einer dezidierten freien Weiternutzung der Forschungseinrichtungen werben. Und wie die obigen Fragen zeigen, können wir in der Auseinandersetzung auch lernen, uns aus anderen Perspektiven zu sehen und unsere Projekte fortzuentwickeln. Wir haben in Hamburg vereinbart, dass wir einen Kooperationsvertrag anstreben. Kernstück soll ein Wikipedian in Residence als zentraler Vermittler zwischen den Forschungsinstituten und Kultureinrichtungen der Leibniz Gemeinschaft und den Wikipedia-Communities sein.
Die Leibniz-Gemeinschaft (vollständigWissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V.) ist ein Zusammenschluss deutscher Forschungsinstitute unterschiedlicher Fachrichtungen. Schreibt die Wikipedia. Letzten Donnerstag und Freitag fand das Kick-Off zum Forschungsverbund Science 2.0 der Leibniz Gemeinschaft in Hamburg statt. Der Forschungsverbund, zu dem Wikimedia Deutschland (WMDE) auf Initiative von Dr. Daniel Mietchen eingeladen wurde, fokussiert die Fragestellung, wie Web 2.0 Konzepte in wissenschaftlichen Forschungs- und Publikationsprozesse integriert werden. 26 Forschungsprojekte stellten sich an zwei Tagen vor. Dr. Nils Weichert, Bereichsleiter für WMDE Bildung und Wissen, Dr. Daniel Mietchen, Wikimedian, und ich als Kuratorin für Kulturpartnerschaften loteten in vielen dieser Projektrunden mögliche Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit aus. Zwei Projekte, die ich besonders spannend fand: Das Projekt des ZEW Mannheim widmet sich der Fragestellung “Ökonomie- und Sozialwissenschaften in der Wikipedia”. Es untersucht zehntausende von Artikeln über ihre Entstehung, Vernetzung und Dynamik und wie stark Ökonome und Sozialwissenschaftler der Leibnizinstitute selbst als aktive Editoren in der Wikipedia agieren. Das Projekt Scholarlib der GESIS Sozialwissenschaftler will ganz bewusst Bedingungen schaffen, um Soziale Netzwerke mit wissenschaftlichen Inhalten aus Fachportalen stärker zu verschränken. Hier könnten Wikimediaprojekte auf beiden Seiten eine Rolle einnehmen, sowohl als soziales Netzwerk als auch als Wissensportal. Alle Projekte hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Lizensierungsfragen gehörten zu den wiederkehrende Fragen. Oft fiel der Begriff Citizen Science. Ist Wikipedia Citizen-Science per se? Warum greifen Übersetzungen wie Bürger-Forschung oder Zivil-Wissenschaft nicht, was wäre die adäquatere Übersetzung? Ist die Wikipedia ein wissenschaftliches Publikationsmedium? Und wer zitiert wann in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Wikipedia?
Gerade durch das Internet verändert sich die “Wissensschaffung”. Der Begriff Citizen Science ist dabei vage, aber man kann etwas damit anfangen. Bürgerwissenschaft, frei übersetzt, ist historisch betrachtet nicht unbedingt ein neuer Begriff. Die technische Übersetzung beschreibt eigentlich eine Entwicklung für etwas, dass es bereits vor der Etablierung von Universitätsstrukturen gegeben hat. Im Prinzip hat sich nur der Ort geändert, an dem die Wissenskumulation stattfindet, die nebenbei bemerkt unbedingt der Open Access Policy folgen muss.
Natürlich sind Begriffsdebatten immer schwierig, aber wenn schon die Frage nach adäquater Übersetzung aufkommt, dann los. Technische Übersetzungen erlauben folgende deutsche Synonyme: bürgerliche Wissenschaft, Wissenschaft durch Nichtwissenschaftler, Laienwissenschaft u.ä.. Bezogen auf die Anonymität des Mediums Internet ist es schwierig, klar abzugrenzen, wer genau welches Wissen im Netz oder bei Wikipedia zur Verfügung stellt. Daher erscheint es einfach, alle die daran beteiligt sind, als Citizien Scientist zu bezeichnen. Aber wo ist der Fokus auf das entsprechende Medium, das hier die wesentliche Rolle spielt? Daher greifen Begriffe wie Bürger-Forschung oder Zivil-Wissenschaft nicht wirklich. Technische Übersetzungen sind in diesem Fall schwierig, weil sie nicht das umfassen, was der Begriff beschreiben soll. Man könnte doch einmal schauen, wie der USER-generierte Inhalt von eben diesen Nutzern bezeichnet wird. Wenn gerade sie die Forschungsfragen auslösen, müsste man sie doch in die Beantwortung der Fragen einbeziehen.
[…] In Hamburg präsentierten sich vom 14. bis 15. Februar 26 Forschungsprojekte zum Thema Science 2.0. Wikimedia Deutschland wird im Forschungsverbund nicht nur Forschungsobjekt sein, sondern über eine Kooperationsvereinbarung zum Forschungssubjekt werden. Details im Blog. […]