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Liveblog: Zugang Gestalten – Tag 2

Mathias Schindler

29. November 2013

Guten Morgen. Ich begrüße Euch zum zweiten Tag der Konferenz Zugang gestalten. Paul Klimpel begrüßt das Publikum im Saal und an den Empfangsgeräten.

Das erste Eröffnungsstatement des Morgens hält Pavel Richter, den Lesern des Blogs als Vorstand von Wikimedia Deutschland bekannt.

10:16 Pavel Richter beginnt mit harten Gesetzen. PSI-Richtlinie vor 11 Uhr ist nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Kidding, sie ist auch schon um 10 Uhr lesenswert, zum Beispiel in konsolidierter Fassung. Zweites Dokument ist das Statement von Europeana zur Digitialisierung und Verfügbarmachung aller gemeinfreier Werke bis 2020. Drittes Dokument ist der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD mit den Aussagen zur Digitalisierung des Kulturguts.

10:26 Nach einen Ausflug in die Trends Personalisierung, Vernetzung und Visualisierung kommen wir zur Wikimedia-Dialektik: Gebühren für die Nutzung helfen Großkonzernen, die im Zweifel kein Problem damit haben, sechsstellige Nutzungsgebühren aus dem Ärmel zu schütteln – im Gegensatz zu Startups und Communityprojekten, denen ein solches Geld oder die Querfinanzierung fehlt.

10:29 “Steuern sind demokratisch”.

10:32 Michael Naumann mit der ersten biographischen Notiz: Vor 28 Jahren habe er bei rowohlt die erste Computerbuchreihe gestartet. Später bei der ZEIT die Fax-Geräte eingeführt.

10:35 Nazis, Pädophile, Apple: Die Rede von Naumann wird über die Grenzen dieser Konferenz die Runde machen.

10:41 Dank der Open Access-Bewegung und Aktivisten von resource.org kann man auch Urteile aus den 50ern lesen:

UNITED STATES v. RUMELY.

345 U.S. 41 (73 S.Ct. 543, 97 L.Ed. 770)

UNITED STATES v. RUMELY.

No. 87.

Argued: Dec. 11, 12, 1952.

Decided: March 9, 1953.

[…]

If the present inquiry were sanctioned the press would be subjected to harassment that in practical effect might be as serious as censorship. A publisher, compelled to register with the federal government, would be subjected to vexatious inquiries. A requirement that a publisher disclose the identity of those who buy his books, pamphlets, or papers is indeed the beginning of surveillance of the press. True, no legal sanction is involved here. Congress has imposed no tax, established no board of censors, instituted no licensing system. But the potential restraint is equally severe. The finger of government leveled against the press is omnious. Once the government can demand of a publisher the names of the purchasers of his publications, the free press as we know it disappears. Then the spectre of a government agent will look over the shoulder of everyone who reads. The purchase of a book or pamphlet today may result in a subpoena tomorrow. Fear of criticism goes with every person into the bookstall. The subtle, imponderable pressures of the orthodox lay hold. Some will fear to read what is unpopular what the powers-that-be dislike. When the light of publicity may reach any student, any teacher, inquiry will be discouraged. The books and pamphlets that are critical of the administration, that preach an unpopular policy in domestic or foreign affairs, that are in disrepute in the orthodox school of thought will be suspect and subject to investigation. The press and its readers will pay a heavy price in harassment. But that will be minor in comparison with the menace of the shadow which government will cast over literature that does not follow the dominant party line. If the lady from Toledo can be required to disclose what she read yesterday and what she will read tomorrow, fear will take the place of freedom in the libraries, bookstores, and homes of the land.

 

10:56 R.I.P ISON.

10:58 Mit Google Glass und seinen Nachfolgern wird sich das Problem lösen, dass Leute in unserer Umgebung weniger schön aussehen als in den Magazinen.

11:17 Serviceblogeintrag für die Zuschauer: Das CERN hat die Freigabe der ursprünglichen HTTP-Serversoftware im Netz als gemeinfreies Werk dokumentiert.

11:19 Die Kolleginnen von 50Prozent werden an dieser Konferenz hier leider nur sehr begrenzt glücklich werden. Immerhin ist jetzt Prof. Grütters mit auf dem Podium.

11:27 Zu den größeren Absurditäten des Jahres 2013 gehört, dass ich den Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD gegen Prof. Michael Naumann verteidigen müsste im Hinblick auf einige Punkte zur Digitalisierungspolitik.

11:32 Im Gegensatz zu einer sehr sorgfältig vorbereiteten Rede wird das Publikum jetzt von Podiumsteilnehmern konfrontiert mit Ausführungen im Muster “aber das HAPTISCHE!”. Das finde ich schade.

11:41 Ich hoffe, dass deutlich mehr Macher als Pessimisten bei Yogeshwar zuhören und sich jetzt Gedanken um schöne neue Serien, Bücher machen, die schlechterdings nicht mit bisherigen Mitteln erzählbar waren.

12:11 Ich empfehle jedem, den Mitschnitt der Diskussionsrunde mit Grütters, Naumann, Richter und Yogeshwar anzuschauen. Warum ich eben nicht bloggen konnte, lag daran, dass ich in der Warteschlange stand, selbst eine Frage zu stellen. Hier der Hintergrund: Warum wird geltendes deutsches Recht (Pflichtexemplarverordnung der DNB) nicht angewandt auf die Digitalisate, wie sie z.B. bei Google im Rahmen des Digitalisierungsprojekt anfallen.

13:42 Weiter geht es nach der Mittagspause mit Dr. Sylvia Asmus von der DNB zu einem ganz besonderen Digitalisierungsvorhaben.

Hinweis in eigener Sache:

13:46 Während wir auf der Konferenz über “Zugang gescheitert” reden, möchte ich auf einen anderen Fall hinweisen: Die Staatlichen Archive Bayerns machen Schutzrechte an einer Abbildung von einem Werk aus dem 15. Jahrhundert geltend.

13:54 Lesenswerter Hintergrundartikel auf irights.info über die Offlinestellung des Exilarchivv-Projektes.

14:00 Und jetzt wird sich langsam herausstellen, ob die Regelung zu den Vergriffenen Werken nicht deutlich praktikabler ist als die Regelungen zu Verwaisten Werken.

14:05 Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Eine Kultureinrichtung bemisst (korrekterweise) den Erfolg einer Digitalisierungsmaßnahme an der hohen Zahl von Beschwerden nach ihrer Abschaltung. Es ist so traurig.

14:17 Wer dachte, die rechtliche Situation für das Exilarchiv sei schon der Tiefpunkt für das kulturelle Erbe im Internet, der hatte vorher keinen Blick auf den nachfolgenden Tagesordnungpunkt geschaut: depub.org. So schrieb 2010 die Zeit Online darüber.

14:21 “Das Onlinearchiv ist nicht weg, es hat nur jemand anderes”.

14:22 Der Vortragende lässt die Frage unbeantwortet, wo die depub.org-Daten herkamen. Der Datenstruktur nach wurde der Verdacht begründet, dass es Mitarbeiter aus der Tagesschau waren, die mehr als nur zugesehen haben, wie das Archiv an anderer Stelle aufgezogen werden konnte.

14:36 Kaffeepause. Geniesst sie.

15:10 für alle unter uns, die ein großes Büro, einen hochauflösenden DIN A0-Drucker und einen ungesunden Fetisch zum Urheberrecht haben: Der Public Domain Calculator als Poster, der in ca. 250 einfachen Fragen klärt, ob ein Werk in der EU gemeinfrei ist.

15:37 Das für jede Konferenz nötige Thema #mett haben wir jetzt auch durch. Eine echte Internetkonferenz.

15:48 Selbst wenn ich nicht bei einer Organisation arbeiten würde, die Mitveranstalterin dieser Konferenz ist, sehe ich in der Zugang gestalten 2013 bereits ein Highlight des Jahres. Und dabei haben wir sogar noch drei Speaker und eine Diskussionsrunde vor uns. Und noch ca. 30 Tage im Jahr 2013.

15:51 Ein Nebensatz, dem man eine ganze Konferenz widmen könnte: Dreier stellt PSI-Richtlinie als “Wir geben der Privatwirtschaft Daten zur Nachnutzung” dar und Open Access als “Wir nehmen der Privatwirtschaft die Forschungspublikationen wieder weg und packen sie in öffentliche Datenbanken.” Vielleicht sähe er in beiden Ansätzen dann keinen Widerspruch, wenn man Open Access auch mit dem Recht der kommerziellen Nachnutzung verstehen würde.

16:38 Mir gefällt die DDB aus vielen Gründen. Einer davon ist, dass der Gesetzgeber und die Regierung in die Lage versetzt wird, eine “Taste of its own medicine” zu schmecken. Zum “ersten Mal” (ich übertreibe) erlebt sie Massendigitalisierung aus der Perspektive des Handelnden im Umgang mit Digitalisaten auf großer Skala. Meine Vermutung ist, dass wir erst durch Europeana eine Richtlinie zu verwaisten Werken bekommen haben, als die Kommission erlebte, wie unmöglich dies nach bisherigen rechtlichen Bedingungen ist. Dies wäre nicht passiert, wenn es irgendjemand anderes gewesen wäre, der sich dann über die Unmöglichkeit beschwert hätte.

1642 Wenn die Bundesregierung sich nun als Eltern und Schutzmacht der DDB sieht, wird sie eine persönliche Betroffenheit entwickeln. Und wir fangen jetzt mal mit der Verwendung von Vorschaubildern in der DDB an.

16:50 An die Livestream-Zuschauenden: Stellt Eure Fragen und Kommentare mit #ke13 und #ke13 #frage für die Podiumsdiskussion

17:34 Der Abend endet und ich wurde zur Stimme des Internets ernannt. Es gibt nichts mehr, das ich erreichen kann, nichts mehr zu tun außer Euch zu danken für die Teilnahme an der Konferenz live, online und über die datenverarbeitenden Instrumente.

Kommentare

  1. […] Live-Blog von Mathias Schindler notierte während des […]

  2. […] Ereignisse auf zugang-gestalten.de, Mathias Schindler von Wikimedia Deutschland hat am ersten und zweiten Tag von der Konferenz live gebloggt. Hier geht es zu den Videos und (bald) den […]

  3. […] Live-Blog Tag 1: www.wmdeblog.local/2013/11/28/liveblog-zugang-gestalten/ Live-Blog Tag 2: www.wmdeblog.local/2013/11/29/liveblog-zugang-gestalten-tag-2/ Erste Fotos: http://goo.gl/dJb5Q1, David Jacob, CC BY-SA […]

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