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Vorschau auf die Kulturarbeit 2019: Wie die Kunst ins Internet kommt

Museen und Kulturinstitutionen suchen die Interaktion mit ihrem Publikum – nicht mehr bloß vor Ort. Die Digitalisierung ist dabei Mammutaufgabe und Chance zugleich. Umso größer das Interesse an neuen Partnern in den Netzcommunitys: Wie Wikipedia-Freiwillige Kunst und Kultur ins Internet bringen

Claudia Bergmann

8. Februar 2019

Das Amsterdamer Rijksmuseum, das Art Institute of Chicago, zuletzt das Cleveland Museum of Art: Sie alle haben den Schritt in die digitale Öffnung gewagt und Tausende ihrer Werke von Hokusai bis Edward Hopper online unter freier Lizenz verfügbar gemacht. Auch die deutsche Kulturszene sucht nach neuen Wegen, Besucherinnen und Besucher zu erreichen, Sammlungen digital erlebbar zu machen und neue Zielgruppen anzusprechen. Es geht nicht mehr bloß um den passiven Konsum; stattdessen sollen digitale Möglichkeiten des Entdeckens, Lernens bis hin zur kreativen Nutzung durch die Besucher selbst erkundet werden (siehe zum Beispiel das Verbundprojekt museum4punkt0).

Auch die Wikipedia-Community spielt dabei eine Rolle: Als populärste Wissenssammlung im Internet ist Wikipedia für Millionen Menschen die erste Anlaufstelle für Informationen und damit auch ein wichtiges Medium für Kulturinstitutionen, die darin eine zusätzliche Chance der Wissensvermittlung sehen. Aus diesem gemeinsamen Interesse von Kulturszene und Wikipedia-Freiwilligen ist eine sehr aktive GLAM-Community (GLAM = Galleries, Libraries, Archives, Museums) entstanden: Im Rahmen verschiedener Event-Formate dokumentieren, fotografieren und schreiben Wikipedia-Freiwillige Artikel zu Sammlungen, Institutionen, einzelnen Werken etc. auf Einladung der Institution. Wikimedia Deutschland fungiert als Organisator und Ansprechpartner für Museen und kulturelle Stiftungen und unterstützt die Freiwilligen vor Ort. Im besten Fall entstehen daraus dann langfristige Partnerschaften mit Kulturinstitutionen.

Der neue GLAM on Tour-Film, gedreht während des Besuches des Jagdschlosses Grunewald im September 2018, feierte seine Premiere während des GLAM-Treffens im Februar 2019 in Berlin:

Blick in die Zukunft: Kulturarbeit und Freies Wissen

Am vergangenen Wochenende kamen im Kulturbereich engagierte Wikimedia-Freiwillige und Hauptamtliche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Berlin zusammen, um Zwischenbilanz zu ziehen und die weitere Zusammenarbeit zu planen. Dabei ging es auch um die Vernetzung des GLAM-Bereichs mit Wikimedias genereller Zukunftsstrategie: “Im Jahr 2030 wird Wikimedia das Fundament im Ökosystem des Freien Wissens sein und alle, die unsere Vision teilen, können sich uns anschließen.” Einfacher formuliert macht gerade die GLAM-Arbeit deutlich, dass der zivilgesellschaftliche Wert Freien Wissens weit über die Online-Enzyklopädie hinaus geht. Die Kulturvernetzung ist Teil unserer Lobbyarbeit für die digitale Öffnung verschiedenster Bereiche des öffentlichen Lebens hin zur Bereitstellung von Daten, Kunst, Filmmaterial, etc. als allen zugängliches und nutzbares Freies Wissen.

Das GLAM-Vernetzungstreffen am 2. und 3. Februar 2019 in Berlin

Durch verschiedene Projekte und Kampagnen setzen wir uns dafür ein, die Anzahl und Diversität der Aktiven zu erhöhen und immer mehr Menschen für den freien Zugang zu Wissen zu begeistern! Ein Beispiel dafür ist die Idee, den Internationalen Museumstag am 19. Mai 2019 für ein gemeinsames DACH-Projekt zu nutzen. In der Schweiz gab es an diesem Tag letztes Jahr eine überregionale Aktion, um die Anzahl der Wikipedia-Artikel zu einzelnen Museen zu vergrößern. Diese Karte half dabei.

Rückblick und Vorschau

Wohin soll es nun also gehen? Im letzten Jahr waren Stationen im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst in Genf (MAMCO), dem Jagdschloss Grunewald, dem Museum Europäischer Kulturen Berlin und eine Veranstaltungsreihe zum Thema “100 Jahre Frauenwahlrecht” einige der Highlights der Kulturarbeit.

GLAM-Wikipedia-Freiwillige zu Gast im Jagdschloss Grunewald. Foto: Lisa Dittmer, CC BY-SA 4.0

Das Interesse an Partnerschaften mit uns, auch von Seiten der Kulturinstitutionen mit überregionaler Bedeutung, nimmt zu. Die Zusammenarbeit mit Museen und Instituten wie der Deutschen Nationalbibliothek oder der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten soll weiter ausgebaut werden. Einblicke in die Arbeit von museum4punkt0 und dem Humboldt Forum im Rahmen des letzten Wochenendes zeigten, wie viel sich im Kulturbereich in Hinblick auf offene, digitale Vernetzung tut. Es wird ein spannendes Jahr!

Einige bereits geplante Highlights dieses Jahr:

Am 23. März 2019 wird im LWL-Industriemuseum Dortmund die Ausstellung “Alles nur geklaut” eröffnet. Wikipedia und die Freiwilligen hinter der Wikipedia sind Teil der Ausstellung, in der es u.a. um Diebstahl, Spionage, Plagiate geht. Der Aktionstag zur Ausstellung findet am 06. April statt – mit dabei ist der Stammtisch Ruhrgebiet.

Bereits zum sechsten Mal lädt Wikimedia Schweiz in Kooperation mit einer eidgenössischen GLAM-Institution ein. Vom 20. bis 23. Juni 2019 geht es dieses Mal ins schweiz-deutsche Grenzgebiet nach Schaffhausen, und zwar in die Eisenbibliothek.

Vom 21. bis 23. Juni 2019 geht es zudem während einer GLAM on Tour nach Potsdam, in die Parkanlage Sanssouci.

Weitere Informationen zu den Aktivitäten im GLAM-Bereich und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der GLAM-Webseite.

 

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