Vom Impressionismus bis in die Gegenwart: Wikipedianerin schreibt 286 Artikel für #100womendays


Hanna Klein
10. März 2025
Am Samstag war Internationaler Frauentag und das Finale der #100womendays. Das Ziel des Schreibprojekts: An hundert Tagen im Vorfeld des Weltfrauentags soll mindestens ein Wikipedia-Artikel pro Tag entstehen, der die Leistungen von Frauen sichtbar macht. Dieses Ziel hat die Community schon längst übertroffen: Im vergangenen Jahr entstanden 1841 neue Artikel. Am Samstag stand der Zählerstand der diesjährigen Runde auf 2726. Darunter 2582 Biografien und 144 Artikel zu frauenbezogenen Themen. Es sind Artikel zu ganz unterschiedlichen Personen entstanden: Sportlerinnen, Politikerinnen, Aktivistinnen, Autorinnen, Medizinerinnen, Comiczeichnerinnen oder Künstlerinnen.
131 Wikipedia-Aktive haben mitgemacht. Darunter hat Wikipedianerin Itti die meisten Artikel erstellt: 286 – größtenteils zu Künstlerinnen verschiedenster Disziplinen, aber auch Widerstandskämpferinnen, Nonnen und Hexen aus den Niederlanden.

Hallo Itti, wie bist du darauf gekommen, speziell über Niederländerinnen zu schreiben?
Itti: Im August 2023 fand eine GLAM-on Tour-Veranstaltung in Potsdam, im Museum Barberini statt.Das Thema war Impressionismus in den Niederlanden. Im Anschluss haben Alraunenstern und ich angefangen Artikel zu niederländischen Malerinnen zu schreiben. Daraus entstanden bereits im letzten Jahr viele Artikel, die in die 100-Women-Days eingeflossen sind. So hat Alraunenstern im letzten Jahr 103 und ich 193 Artikel beigesteuert. Gemeinsam haben wir erreicht, dass die Niederlande die „Nationenwertung” angeführt haben.
In diesem Jahr haben wir unseren Einsatz erneut aufgenommen: Nachdem die Artikel über die bildenden Künstlerinnen recht erschöpfend behandelt waren, haben wir noch Widerstandskämpferinnen, Bildhauerinnen, Fotografinnen, Dichterinnen, Stifterinnen, Schauspielerinnen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, Tänzerinnen, Kauffrauen, Nonnen, Hexen und viele weitere Frauen für die Wikipedia erschlossen.
GLAM – Galleries, Libraries, Archives, Museums
In institutionellen GLAM-Kooperationen schreiben Freiwillige der Wikimedia-Projekte Artikel für die Wikipedia, machen Fotos für Wikimedia Commons oder nutzen vorhandenes Material, um es der Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Diese Form der Zusammenarbeit zwischen Community und Kultur- oder Gedächtnisinstitution findet sowohl vor Ort in Workshops, als GLAM On Tour oder in Form einer Wikipedianische KulTour – vor Ort oder aber digital von zu Hause aus statt.
Was fasziniert dich an der Artikelarbeit zu diesen Frauen?
Es ist spannend, sich auf die Kultur eines Landes zu konzentrieren. Ich habe festgestellt, wie klein die Welt ist, wenn sich Verbindungen zwischen den Personen, über die ich schreibe, – seien es persönliche, aber auch geschäftliche, soziale und politische, entwickeln. Die Menschen, die einem zunächst fremd sind, entfalten faszinierende Lebensgeschichten. Es ist auch spannend, wie sich Themen, sei es die Schauspielerei, über die Jahrhunderte entwickelt haben: wer hat von wem gelernt? Wie war die Ausbildung organisiert? Wie wurde Wissen weitergegeben? Gleichzeitig habe ich sehr viel über die Geschichte der Frauenrechtsbewegung erfahren: man lernt die handelnden Frauen kennen, die Frauen, die die Anfänge gestaltet haben, die Frauen, die den Staffelstab aufgenommen haben, die Frauen, die erreicht haben, dass Frauen z. B. das Wahlrecht erringen konnten, dass sie in politische Ämter gewählt wurden. Aber auch zu sehen, dass dieser Kampf bis heute andauert, zum Beispiel beim Kampf um das Abtreibungsrecht.

Ich habe festgestellt, wie klein die Welt ist, wenn sich Verbindungen zwischen den Personen, über die ich schreibe, – seien es persönliche, aber auch geschäftliche, soziale und politische, entwickeln. Die Menschen, die einem zunächst fremd sind, entfalten faszinierende Lebensgeschichten.
Warum machst du bei den 100womendays mit?
Es ist mir ein Anliegen, gezielt etwas für die Sichtbarkeit von Frauen zu tun. Frauen haben immer Vielfältiges und auch Spannendes geleistet, leider wurden sie oft nicht gesehen. So wurden viele Kunstwerke von Malerinnen ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern zugeschrieben. Aber es ist auch sehr lustig und motivierend, mit anderen zusammenzuarbeiten, um den täglichen Artikelzähler in „unermessliche” Höhen zu treiben. Vor allem, wenn man dann noch die Liste anführt ;). Bereits im Vorfeld hatte ein geschätzter Kollege mir den „Fedehandschuh“ hingeworfen und so haben wir einen fairen Wettstreit aufgenommen. He3nry ist ebenfalls mit einer tollen Leistung von 208 Artikeln in den 100 Tagen auf Platz zwei gelandet.
Die Artikelarbeit muss ja viele Stunden und Tage Zeit gekostet haben. Was hat dir dieser Einsatz gebracht?
Nun, ich kann inzwischen niederländisch recht gut lesen und auch verstehen, wenn jemand nicht zu schnell spricht, was ich im letzten Sommer an einer niederländischen Teilnehmerin der Wikimania ausprobieren durfte. Das hat mir doch allergrößte Freude bereitet.
Wir gratulieren Itti und allen, die bei den 100womendays mitgemacht haben, herzlich zu diesem Erfolg!