Wikipedia-Community
Viel Austausch und neue Erkenntnisse: Wikipedianer berichtet vom Berlinale Edit-a-thon 2025

Psittacuso (Gast)
20. Februar 2025
Das Ereignis warf schon monatelang seine Schatten voraus. Von Reisen8 freundlichst ermuntert, meldete ich mich im November 2024 zum Berlinale Edit-a-thon an. Und nun ist er schon Geschichte. Und muss, wenn nicht „in die Geschichtsbücher“, so doch in mein eigenes, persönliches Geschichtsbuch – und in diesen Blog. Aber es ist in diesen Tagen so wahnsinnig viel passiert! Womit fange ich bloß an?
Ich könnte meinen Bericht natürlich mit dem gemeinsamen Essen im Maman (nicht: Samadhi!) beginnen. Der Raum füllte sich schnell mit Wikipedia-Begeisterten, die Stimmung war gut und so entschied ich mich für das Gericht „Long Life“. Es war schön, Benutzerinnen kennenzulernen, die mir bisher nur onwiki bekannt waren, oder diejenigen wiederzusehen, die ich von WikiCons kannte. Nach dem Essen noch einen kleinen Touri-Spaziergang zum Brandenburger Tor und zum Reichstag. Nur: Alles der Reihe nach erzählen – ist das nicht langweilig?
Also dann vielleicht starten mit dem Besuch der Filmtonmeisterin und Klangkünstlerin Claudia Mattai del Moro bei uns im Edit-a-thon! Das war spannend: eine Tonmeisterin, die am Filmset dafür verantwortlich ist, den O-Ton einzufangen! Wie viel Aufwand das ist – und wie wenige Frauen in Tonberufen tätig sind („Wir töpfern nicht“)! Es gibt die unterschiedlichsten Gewerke allein beim Ton: Mischtonmeisterin, Geräuschemacher, Sounddesignerin, Synchron-Aufnahmetonmeister, Soundeditorin, Synchron-Editor… Ich weiß nicht: Mit einem Programmpunkt beginnen, der erst mal nichts mit Wikipedia zu tun hat?
Besser den Spontanworkshop von Kaethe17 an den Anfang stellen: Produzieren von Audioaufnahmen der Namen von Filmschaffenden und Filmtiteln. Die Aussprache deutscher Namen mögen für uns banal wirken, für internationale Gäste der Berlinale sind sie wichtig. Genauso wie für uns die Artikulation von Namen anderer Sprachen, auch über die Berlinale hinaus. Für die Nachwelt hier ein Ergebnis dieser Einführung (Danke, Osenji!). Die angeregte Diskussion über das Projekt Gesprochene Wikipedia könnte ich auch erwähnen. Oder einleiten mit dem Kernthema, dem Editieren?
Denn natürlich gab es ein frohes Schaffen an den „digitalen Endgeräten“, viel Austausch, gegenseitige Hilfestellung, neue Einsichten und Erkenntnisse. Gar nicht so leicht war die Wahl eines geeigneten Artikelthemas, und zwar nicht, weil es so wenige Möglichkeiten gibt, sondern so viele! Außerdem eine bereichernde Erfahrung: nicht über wechselseitige Edits an einer Seite arbeiten, sondern den Artikel im persönlichen Gespräch durchgehen, an Formulierungen feilen und sich auf Tippfehler hinweisen. Es gibt für Wikischaffende eine Welt jenseits des stillen Kämmerleins, jenseits von Tastatur und Bildschirm! Quasi wie nebenbei gab es gemeinsame Planungsüberlegungen zu Wikipedia im Ingeborg-Bachmann-Jahr 2026, ganz ohne lange Diskussionsbeiträge und E-Mails. Oder die überraschende Erkenntnis, dass auf manchen Seiten die Aufrufzahlen von Bildern abnehmen, je weiter unten sie stehen, und dass das Hinweise darauf sein können, wie weit Artikel gelesen werden. Das hieße aber zu sehr ins Detail gehen. Der Beginn muss catchy sein!
Der gesellige Ausflug einer Kleingruppe am Samstagabend ins „Krematorium Wedding“ wäre was. Beeindruckende Architektur, heutzutage glücklicherweise mit neuer Nutzung als „silent green Kulturquartier“. Das „Krematorium“ strahlte durch Lichtinstallationen in tausend Farben. Und es gab einen abgespacten Berlinale-Kurzfilm an der achteckigen Kuppel der „Urnenhalle“ zu sehen. Filmgucken im Liegen – nett! Oder überhaupt: Dass manche ohne Kinokarte während des Edit-a-thons noch an eine gelangt sind und sich, wer schon ein Ticket hatte, unverhofft in einer anderen Vorstellung wiederfand! Oder als Schiplagerheide und ich nach dem Besuch von Tykwers „Das Licht“ auf dem Weg zum Hotel quasi durch die Filmkulisse gelaufen sind!
Natürlich sollte man unbedingt die gute Organisation von Reisen8 und Grizma und der Wikimedia-Geschäftsstelle erwähnen und das leckere Essen dort! Aber das wäre mehr was fürs Ende.
Womit fange ich nur an?
von Psittacuso