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Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk

Medienzukunft 2025: Diskussion zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Wie kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk reformiert werden? Diese Frage ist Gegenstand einer intensiven öffentlichen Debatte. Lösungsansätze bietet der Sammelband „Medienzukunft 2025: Wie kann Vielfalt gelingen?” Darin beleuchten Medienschaffende, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen denkbare Transformationsmodelle für die Öffentlich-Rechtlichen. Wikimedia Deutschland hat die Herausgeber Dr. Thorolf Lipp und Prof. Dieter Wiedemann und weitere Expert*innen eingeladen, um gemeinsam über die Zukunft des ÖRR zu diskutieren.
Das Bild zeigt die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion aus der Sicht des Publikums. Die Teilnehmenden sind (v.l.n.r.): Cay Wesnigk (Drehbuchautor und Filmproduzent), Laura-Kristine Krause (Mitglied des ZDF-Fernsehrats für den Bereich Internet), Tabea Rößner, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Thorolf Lipp (Vorstand Deutsche Akademie für Fernsehen) und die Moderatorin Vera Linß. (Medienjournalistin). Foto: Ekvidi, Wiki200224-25, Zugeschnitten, CC0 1.0

Alina Casanova

4. März 2024

Durch die Diskussion führte Medienjournalistin Vera Linß. Was mit Vielfalt als Zielgröße für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) gemeint sei, wollte sie von Thorolf Lipp wissen. Was Vielfalt ist und wie man sie realisiert, müsse der zentrale Gegenstand der Reformdebatte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sein, so der Herausgeber des Buches. Lipp verwies darauf, dass die Beiträge im Sammelband verschiedene Bezugspunkte für diese Debatte gäben: Vielfalt der Perspektiven, der Akteur*innen, aber auch der Formate.

Warum ist Vielfalt so wichtig?

Die kurze Antwort lautet: Ohne Vielfalt kein Public Value. Es sei nicht ausreichend für ein öffentlich-rechtliches Mediensystem, zu behaupten, es produziere Inhalte, die dem Gemeinwohl dienen, sagte Lipp. Die gesamte Institution müsse sich am Gemeinwohl orientieren. Indem sie sich der Vielfalt verschreibt und flache Hierarchien sowie Barrierefreiheit in den Strukturen etabliert werden.

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Von der Theorie in die Praxis – Wie kann Vielfalt gelingen?

Lipp vertrat die These, dass man angesichts des enormen Kulturwandels den Mut haben sollte, ein weißes Blatt Papier aus der Schublade zu ziehen und sich die Frage zu stellen: Wenn wir heute ein öffentlich-rechtliches Mediensystem neu aufsetzen würden, wie würde das aussehen? Es brauche von Anfang an die Beteiligung der Bürger*innen, strukturelle Reformen innerhalb der Sendeanstalten und im Zuge dessen die Etablierung von neuen Institutionen und Verfahren. Man brauche eine Plattform mit möglichst vielen verschiedenen Perspektiven und dementsprechend einer großen Vielfalt.

Mit der Erweiterung des Panels um Tabea Rößner (MdB, Bündnis 90/Die Grünen), C. Cay Wesnigk (Drehbuchautor und Filmproduzent) und Laura-Kristine Krause (Mitglied des ZDF-Fernsehrats für den Bereich Internet und Co-Founderin von More in Common)  taten sich weitere Anregungen und Perspektiven zum Thema Rundfunkreformen auf.

Die Digital- und Medienpolitikerin Rößner betonte, dass ohne einen höheren Rundfunkbeitrag keine Reform durchgeführt werden könne. Insbesondere mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen im Osten Deutschlands sei Vielfalt wichtiger denn je. Die Verantwortung dafür sieht Rößner bei der Medienpolitik.

Wir müssen uns überlegen: Was soll der Auftrag sein?
Tabea Rößner

Aus Sicht von Laura-Kristine Krause erfülle der ÖRR seinen Auftrag, wenn er als  gemeinsamer Informations- und Diskursraum fungiere. „In einer Demokratie ist es ganz wichtig, einen gemeinsamen Informations- und Diskursraum zu haben“, so Krause. Mit Blick auf die Frage, wie Vielfalt zu realisieren sei, warf sie ein, dass Bürger*innen nicht unbedingt selbst mitmachen wollten. Wichtiger sei es, dass sie in Medienformaten vorkommen. Laut einer Studie von More in Common beteiligen sich demokratiezufriedene Menschen eher als Menschen, die mit der Demokratie  unzufrieden sind. Dies führt unter anderem zu einem starken Gefühl des Nicht-Gesehen-Werdens. Folglich laufe man hier Gefahr, in eine Art Selbstverstärkung zu laufen.

Freie Lizenzen als Teil der Rundfunkreformen?

Der Produzent Cay Wesnigk sprach sich für die Nutzung der sogenannte MEDIFO-Lizenz aus. Die Lizenzbedingungen erläutert er in seinem Sammelbandbeitrag „Ein innovatives Lizenzmodell stärkt das Gedächtnis unserer Demokratie”. Die Lizenz mache Formate des ÖRR länger nachnutzbar. Entscheidend für die Akzeptanz dieser Lizenz sei aber, dass die Medienschaffenden besser vergütet werden. Denn sie müssen es sich leisten können, dass ihre Werke in Online-Mediatheken kostenfrei zur Verfügung stehen. Eine CC-Lizenz sei hingegen für Inhalte des ÖRR nicht möglich, da diese keine angemessene Vergütung garantieren, meinte Wesnigk. Die MEDIFO-Lizenz lasse aber offen, ob jemand unter CC-Lizenz veröffentlichen möchte.
Thorolf Lipp ergänzte: “Ich finde, es macht total Sinn“ und betont, dass CC-Lizenzen vor allem für Trailer und Ausschnitte sinnvoll sind, die auf der Wikipedia hochgeladen werden können und so wiederum die Reichweite erhöhen.

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