Konferenz Zugang Gestalten
Wie Wiki-Projekte helfen können, Kulturerbe zugänglich zu machen
Franziska Kelch
6. Oktober 2023
Das Thema in diesem Jahr: Hindernisse überwinden. Und derer gibt es immer noch einige – vor allem rechtliche und finanzielle. Die Institutionen selber, die Museen, Archive oder Bibliotheken, haben sich geöffnet und realisieren immer mehr Digitalisierungsprojekte. Das haben zahlreiche Beiträge und Projektberichte aus verschiedenen Kultusinstitutionen aus Deutschland oder Österreich gezeigt. Projektverantwortliche aus dem Jüdischen Museum, der Deutschen Nationalbibliothek, aus dem Bundesarchiv und anderen Kulturinstitutionen berichteten über verschiedene Digital-Projekte. Die Spannbreite reicht von der Twitterarchivierung bis zum digitalen Filmarchiv. Viele der Projektberichte werden nach der Konferenz auf Wikimedia Commons verfügbar sein.
Auch die Keynote von Lucy Patterson, in der sie aufzeigt, wie Kulturinstitutionen Wikidata nutzen können und was es mit dem Konzept Linked Open Data auf sich hat, wird dort verfügbar sein.
Welche Rolle spielt Wikipedia bei der Digitalisierung von Kulturgütern?
Darum ging es im Workshop von Wikipedianer und Kulturbotschafter Rainer Halama. Er ist seit 2005 als Wikipedia Autor aktiv. Seit 2022 bringt er als Kulturbotschafter Menschen in Kulturinstitutionen verschiedene Wiki-Projekte nahe. Ein zentraler Aspekt seines Workshops: zu verdeutlichen, was es bedeutet, sich in ein kollaboratives und offenes Projekt wie die Wikipedia, Wikidata oder Wikimedia Commons einzubringen. Wie können Menschen aus Kulturinstitutionen Wissen oder Daten aus ihren Organisationen beitragen? Wie sind die verschiedenen Wikimedia-Projekte miteinander verknüpft? Wo finden Einsteiger*innen Hilfe online – oder analog? Denn diese Frage kam im Rahmen es Workshops immer wieder auf: Wie Kulturinstitutionen sich mit Wikipedianer*innen vernetzen können, um Edit-a-thons oder ähnliche Projekte zu realisieren?
Das Motto von Wikipedia ist „Sei mutig!“Mir war es wichtig Teilnehmenden mit unterschiedlichem Wissen über Wiki-Projekte zu vermitteln, mit welchen Regeln der Wikipedia sie sich auseinandersetzen sollten, bevor sie selbst editieren – und auf welche Menschen sie treffen, wenn sie in der Wikipedia aktiv sind und mit anderen kollaborieren.Rainer Halama, Wikipedianer und Kulturbotschafter.
How to Wikidata?
Darum ging es im Workshop von Lucy Patterson und Alexander Winkler vom Forschungszentrum digiS. Lucy arbeitet bei Wikimedia Deutschland mit GLAM Institutionen (GLAM steht für Galeries, Libraries, Archives, Museums) zusammen. Sie zeigt Kulturinstitutionen, wie sie Wikidata für Kulturdaten nutzen können und begleitet Akteur*innen bei den ersten Schritten. In ihrem Workshop lag der Fokus darauf, die Grundidee von Linked Open Data zu verdeutlichen und zu zeigen: Wie können Einzelpersonen oder Institutionen eigene Datensätze in Wikidata einarbeiten und mit anderen vernetzen? Denn das macht Wikidata aus: Jede und jeder kann zu der Datenbank beitragen. Wikidata ist ein communitygetragener, frei editier- und nutzbarer Wissensgraph. Das heißt: Auch Kulturinstitutionen können in Wikidata Informationen zu Exponaten, Personen, Stilen, Publikationen oder Begriffen einarbeiten. Die Offenheit des Projekts bedeutet auch, dass die Daten vernetzbar sind. Gemeinsam mit den Teilnehmenden haben Patterson und Winkler das Potenzial von Linked Open Data im Allgemeinen und Wikidata im Speziellen für den Kultursektor diskutiert.
Selbst für kleine GLAMs bietet die gemeinsame Nutzung von Sammlungen und Informationen über Wikidata die Möglichkeit, sich mit einer globalen Wissenssammlung und einem globalen Publikum auf basisdemokratische Weise zu verbinden. Diese Art der Sichtbarkeit ist besonders wichtig für Institutionen, die marginalisierte Gemeinschaften und marginalisierte Geschichten repräsentieren.Lucy Patterson, Wikimedia Deutschland
How to Kulturhackathon?
Darum ging es im Workshop von Heike Gleibs und Lambert Heller, dem Leiter des Open Science Lab an der TIB. Im Rahmen des Projekts Coding da Vinci hat Wikimedia Deutschland zwischen 2014 und 2022 zahlreiche Kulturhackathons gefördert und begleitet. Die Idee: Kulturinstitutionen öffnen ihre Türen und ihre Bestände für Kreative und digital engagierte und versierte Menschen. Nach einem Kick-off, bei dem sich die Akteur*innen kennenlernen und man gemeinsam auf die zur Verfügung stehenden Daten blick, geht es los! In einer mehrwöchigen Projektphase wird kreiert, entwickelt und gebaut. Herausgekommen sind Apps, Webseiten mit Scrollytelling, Augmented Reality Anwendungen und vieles mehr. Sie alle verbindet: Sie holen die Kultur aus dem Museum ins Digitale.
Das so gewonnene Wissen haben Gleibs und Heller gemeinsam vermittelt: Wie können Kultur- und Gedächtnisinstitutionen mit sehr unterschiedlichen Ziel- und Publikumsgruppen mit offenen Daten kreativ werden? Und was braucht es, um die Kultur der Hackathons nachhaltig bei Akteurinnen und Akteuren aus Kultur, Bildung und Wissenschaft zu verankern?
Mit unseren Workshops und Kulturhackathons haben wir ein Ziel vor Augen: Menschen zusammenzubringen und den kreativen Austausch zu fördern! Kultur- und Gedächtnisinstitutionen besitzen wahre Schätze an Daten und Geschichten, die darauf warten, in neue Formen gebracht zu werden. Kreative Formate, wie Hackathons, bieten die perfekte Plattform, um spielerisch Neues auszuprobieren und innovative Ausdrucksformen zu entdecken. Gemeinsam können wir die Brücke zwischen Tradition und Innovation schlagen!Heike Gleibs, Leiterin des Teams Bildung und digitale Kulturgüter, WIkimedia Deutschland