Für Wikimedia Deutschland ist Neujahr ein ganz besonderer Feiertag: Zum Ende des Jahres läuft die gesetzlich festgelegte Schutzdauer des Urheberrechts für Kunstwerke wie Bücher, Gemälde oder Musik ab – in Europa und vielen anderen Ländern immer siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers.
Für Wikimedia Deutschland ist Neujahr ein ganz besonderer Feiertag: Zum Ende des Jahres läuft die gesetzlich festgelegte Schutzdauer des Urheberrechts für Kunstwerke wie Bücher, Gemälde oder Musik ab – in Europa und vielen anderen Ländern immer siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers. Deshalb begehen Freunde des Freien Wissens in der ganzen Welt am 1. Januar den Tag der Gemeinfreiheit, auch „Public Domain Day“ genannt.
In diesem Jahr bedeutet das, dass alle Werke von 1950 verstorbenen Urheberinnen und Urhebern nun von jedermann ohne Einschränkung verwendet werden können – zum Beispiel auf Wikipedia und in ihren Schwesterprojekten, allen voran Wikimedia Commons und Wikisource.
Max Beckmann: Schauspieler-Triptychon (1942), Öl auf Leinwand, Fogg Museum.
Max Beckmann: Schauspieler-Triptychon (1942), Öl auf Leinwand, Fogg Museum.
Aus Deutschland sind da insbesondere der Maler Max Beckmann und der Komponist Kurt Weill zu nennen – beide verließen ihre Heimat aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und starben beide 1950 in New York. Ebenfalls 1950 im amerikanischen Exil verstarb der Schriftsteller Heinrich Mann, dessen Roman Professor Unrat aus dem Jahr 1905 durch die Verfilmung unter dem Titel Der Blaue Engel mit Marlene Dietrich weltbekannt wurde. Ab sofort können Beckmanns Werke auf Wikipedia gezeigt und Manns Roman auf Wikisource transkribiert werden; Weills bekanntestes Werk, die Musik für die Dreigroschenoper, bleibt jedoch noch bis zum 1. Januar 2027 geschützt, weil der von Bertolt Brecht (1898–1956) verfasste Text erst dann gemeinfrei wird.
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Völlig anders als die Musik Weills ist die des Italieners Francesco Cilea, der heute vor allem noch durch seine spätromantische Oper Adriana Lecouvreur aus dem Jahr 1902 bekannt ist, Ganz der (damaligen) Avantgarde zuzurechnen ist wiederum französische Komponist Charles Koechlin, der ebenfalls 1950 starb. Beckmanns teilweise verstörender Kunst kann man in diesem Jahr die harmonischen Landschaftsgemälde und Holzschnitte des Japaners Hiroshi Yoshida entgegensetzen. Aus der englischsprachigen Literatur sind die 1950 verstorbenen George Bernard Shaw (dessen Schauspiel Pygmalion als Grundlage für das weltberühmte Musical My Fair Lady mit Julie Andrews diente) und George Orwell (1984 und Farm der Tiere) zu nennen.
Hiroshi Yoshida, Public domain, via Wikimedia Commons
Da die urheberrechtlichen Schutzfristen international nicht einheitlich geregelt sind, werden am diesjährigen Tag der Gemeinfreiheit anderswo übrigens völlig andere Werke gefeiert. In den USA ist mit dem Jahr 2020 zum Beispiel das bei uns schon 2011 erloschene Urheberrecht für F. Scott Fitzgeralds Roman Der große Gatsby erst jetzt abgelaufen; der Latin-Hit Du bist mein erster Gedanke (Quiéreme Mucho) des Komponisten Gonzalo Roig (interpretiert von so unterschiedlichen Künstlern wie Benny Goodman und Die Flippers) ist in dessen Heimat Kuba bereits jetzt gemeinfrei, in Europa erst 2041.
Ab sofort ist es möglich, die neu in die Gemeinfreiheit aufgenommenen Werke weiterzuverbreiten, eigene Übersetzungen anzufertigen oder sie aufzuführen und neu zu verfilmen, ohne das Einverständnis der Erben der Urheberinnen und Urheber einholen zu müssen. Wir hoffen, dass die jetzt abgelaufenen Schutzfristen dazu anregen, die Werke großer Künstlerinnen und Künstler neu zu entdecken und auf kreative Weise weiterzunutzen.
Für Wikimedia Deutschland ist der Tag der Gemeinfreiheit daneben auch ein Anlass, daran zu erinnern, dass das Urheberrecht Grenzen haben muss, um der Gesellschaft die Teilhabe am kulturellen Erbe zu ermöglichen. So setzen wir uns zum Beispiel dafür ein, dass Digitalisate gemeinfreier Werke wie die in diesem Beitrag verwendeten Abbildungen nicht theoretisch unbeschränkt urheberrechtlich geschützt bleiben können. Umso mehr freut es uns, dass das Städel-Museum Frankfurt ab diesem Jahr hochauflösende Digitalisate der Beckmann-Originale aus seiner Sammlung zur freien Nachnutzung auf seiner Website bereitstellt, wie die Frankfurter Rundschau berichtete.
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