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Skandale und Feenstaub: Highlights vom 36. Chaos Communication Congress

Saskia Esken auf Besuch in der WikiPaka-WG, Sorgen um Vorschläge zur Anti-Terror-Regelung der EU und alle Videos des 36C3.

Lilli Iliev

8. Januar 2020

Der Congress war wieder ein Gesamtkunstwerk aus kommunenhaftem Rumgenerde, dem Aufdecken politischer Versäumnisse, veritabler Skandale und ganz viel Feenstaub. Atemberaubend war für Viele, was der CCC öffentlich machte: Eine Analyse von 28 Überwachungsprogrammen ergab, dass diese wohl vom umstrittenen Hersteller Finfisher in Deutschland stammt, u.a. in die Türkei verkauft und dort zur Bespitzelung Oppositioneller genutzt wurde. Auch wurden massive Sicherheitslücken des Prozesses rund um die digitale Patientenakte öffentlich gemacht. Hier ein Überblick der besten Momente und wichtigsten Themen aus Sicht des Freien Wissens.

Anti-Terror-Regeln als Vorboten umfassender Netzregulierung?

Mit den Vorschlägen der EU-Kommission zum Bann terroristischer Inhalte aus dem Netz beschäftigte sich Anna Mazgal, Projektmanagerin für EU-Politik bei Wikimedia. Diese sind so unklar formuliert, dass neben den Inhalten der Terroristen auch journalistische Berichterstattung oder gar Initiativen zu Terror-Bekämpfung betroffen sein könnten. Auch basieren die Vorschläge weitgehend auf Annahmen, nicht auf wissenschaftlicher Forschung. Das geplante, eilige Vorgehen gegen Radikalisierung etwa entbehrt jeglicher Kenntnisse, wie diese vor sich geht. So geben etwa 94% der Befragten einer Studie des Statistischen Amtes der Europäischen Union an, niemals in Kontakt mit terroristischen Inhalten gekommen zu sein. Auf entsprechende Nachfrage, wie es dennoch zu dieser Eile und hohen Priorität des Themas komme, hat ein Vertreter der EU-Kommission sein Handy gezückt und angeboten, ein Video einer Köpfung zu zeigen. Das Vorgehen zur Entfernung von Inhalten aus dem Netz besorgt Bürgerrechtsorganisationen EU-weit. Siehe dazu auch Artikel bei heise.

Saskia Esken auf Besuch in der WikiPaka-WG

Große Aufmerksamkeit gab es zum Besuch der SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken, die als Informatikerin und Digitalexpertin mit Wohlwollen aufgenommen wurde. In der Wikipaka-WG schaute sie vorbei und machte sich ein Bild, woran Junghackerinnen und -hacker so arbeiten und wie das WG-Leben bei Open Knowledge Foundation und Wikimedia aussieht. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk machte sie sich sogleich für eine stärkere Rolle von NGOs und Zivilgesellschaft in netzpolitischen Entscheidungsprozessen – von Anfang an – stark. Ein Plädoyer, das wir sehr begrüßen. Gerade in Fragen der konkreten Ausrichtung auf Gemeinwohlinteressen bei Datenzugangs- und poolingmodellen ist es ratsam, über partizipative Formate diejenigen wirksam in die Debatte zu holen, die von Internetregulierung betroffen sein werden. Mehr zum Thema? Schaut mal in unseren Politikbrief!

Talks zu Wikidata, Amateurfunk, SPARQL & Co.

Neben Community-Treffen von Initiativen wie Frag den Staat oder Prototype Fund gab es auch jede Menge praktische Einführungen und vertiefende Vorträge. Eine Auswahl:

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