Dr. Dominik Scholl
11. April 2018
Fast auf den Tag genau vor sechs Jahren haben wir in diesem Blog Barbara Fischer als Kuratorin für Kulturpartnerschaften begrüßt. Mit dieser damals neu geschaffenen Stelle verband sich die Hoffnung, dass „im Optimalfall über vertrauensbildende Maßnahmen und Türöffner-Projekte langfristige Austauschbeziehungen entstehen, die der digitalen Wissensallmende qualitativ hochwertige Werke hinzuzufügen.“ Weiter hieß es im damaligen Blogpost: „Kulturpartnerschaften erfordern vor allem ein gutes Verständnis von der Arbeit in den entsprechenden Institutionen, eine Sprache und Herangehensweise, die sich im Einzelfall sehr vom Wiki-Style, also einem schnellen und ergebnisoffenen Ansatz, unterscheiden kann.“
Wenn wir heute zurückschauen, stellen wir fest, dass genau dieser Optimalfall eingetreten ist. Das haben wir Barbara zu verdanken, die in der Sprache und Kultur von Institutionen ebenso zuhause ist wie in den Wikimedia-Communities. Ihr ist es gelungen, zahlreiche und dauerhafte Partnerschaften zwischen Kultur- und Gedächtnisinstitutionen und Freiwilligen in den Wikimedia-Projekten aufzubauen und mit den Aushängeschildern GLAM on Tour und Coding da Vinci – Der Kultur-Hackathon das Profil unserer Kulturarbeit erfolgreich zu prägen. Das ist nicht nur für uns ein großer Schatz, sondern dafür genießt sie auch die Wertschätzung von den Freiwilligen in unseren Projekten und den Partnerinnen und Partnern in Museen, Archiven und Bibliotheken.
GLAM on Tour und Coding da Vinci
GLAM on Tour bringt Wikipedia-Aktive und Kultureinrichtungen auf lokaler Ebene zusammen. Gemeinsam organisierte Veranstaltungen mit Schreibwerkstätten und Wikipedia-Workshops, Fotoexkursionen, Führungen und Vorträgen sind der Türöffner für ein intensives, gegenseitiges Kennenlernen. So kamen beispielsweise im letzten Jahr Freiwillige aus der Wikipedia und Fotografinnen und Fotografen der Wikimedia Commons im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zusammen. Unter dem Motto Wiki Loves Music widmeten sie sich drei Tage lang der Verbesserung der Wikipedia-Artikel über Musikinstrumente. Als nächste Veranstaltung ist am 14. Juni ein Besuch im Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Potsdam geplant.
Coding da Vinci vernetzt die Kultur- und Technikwelt miteinander und setzt sich dafür ein, dass Digitalisate von Kultur- und Gedächtnisinstitutionen wie Museen und Archive für alle frei zugänglich und nutzbar sind. Seit 2014 konnten so 60 Institutionen aus ganz Deutschland dafür gewonnen werden, über eine Million Medieninhalte wie Bilder, Sounds, Karten, Videos und Metadaten zu verschiedenen Themen für das Freie Wissen zur Verfügung zu stellen. Daraus entstanden in Zusammenarbeit mit Einzelpersonen der technik-begeisterten Community neue Anwendungen, mobile Apps, Dienste, Spiele und Visualisierungen, die das außerordentliche Potenzial des frei genutzten digitalen Kulturerbes anschaulich machen. Am 14. April ist der Auftakt für Coding da Vinci Ost, weitere regionale Ableger werden in diesem und nächsten Jahr folgen.
Unsere Arbeit im Kulturbereich geht also weiter. Ansprechbar für all die Themen rund um Museen, Archive, Kunstsammlungen und Bibliotheken bin neben Holger Plickert auch ich unter kultur@wikimedia.de. Dabei werden wir sicherlich auf Vielem aufbauen, was Barbara begonnen hat, und gleichzeitig darüber nachdenken, welche neuen Akzente wir setzen wollen.
Auf zu neuen Ufern!
Mit dem 1. Mai heißt es nun „Auf zu neuen Ufern!“. Barbara wechselt an die Deutsche Nationalbibliothek und wird dort als Managerin für neue Kooperationen in der Arbeitsstelle für Standardisierung (AfS) tätig. Sie hat die Aufgabe, neue spartenübergreifende Communityprojekte und Kooperationen anzustoßen.
Die Deutsche Nationalbibliothek und Wikimedia Deutschland verbindet eine inzwischen zehnjährige Zusammenarbeit. Wikipedia-Artikel werden mit den zugehörigen Einträgen in wichtigen Normdateien wie der der Gemeinsamen Normdatei verknüpft. Bereits seit 2005 arbeiten Wikipedianerinnen und Wikipedianer maßgeblich daran mit, Fehler in der Gemeinsamen Normdatei (GND) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek zu korrigieren. Umgekehrt verlinkt die Deutsche Nationalbibliothek aus den Personendatensätzen in ihrem Katalog automatisiert auf zugehörige Wikipedia-Artikel.
Im letzten Jahr hat die Deutsche Nationalbibliothek in ihrem Entwicklungsprogramm für die Zeit bis 2022 eine Initiative für Normdaten und Vernetzung gestartet. Darin wird das große Potential von Normdaten betont, „das Rückgrat eines maschinenlesbaren, semantischen Netzes der Kultur und Wissenschaft zu bilden“. So verwundert es nicht, dass in den Überlegungen der Deutschen Nationalbibliothek auch die Wikimedia-Projekte eine große Rolle spielen. Und genau an dieser Stelle soll Barbara nun aktiv werden und die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Wikimedia-Projekten weiter ausbauen. Dabei gehört es zu ihren Aufgaben, insbesondere auch die Verzahnung zwischen der Gemeinsamen Normdatei und Wikidata voranzutreiben. Wikidata als frei bearbeitbare mehrsprachige Datenbank für verlinkte, strukturierte Daten könnte beispielsweise die weltweite Verbindung zwischen Büchern, Manuskripten, Bildern und anderen Werken von Goethe und über Goethe sichtbar und maschinell auswertbar machen.
Nach Anknüpfungspunkten muss man also nicht lange suchen. Ich freue mich, dass uns nicht nur mit der Deutschen Nationalbibliothek, sondern auch mit Barbara weiter eine enge Zusammenarbeit an gemeinsamen Zielen verbinden wird. Wir wünschen dir, liebe Barbara, für deinen Start bei der Deutschen Nationalbibliothek alles Gute!
Liebe Barbara
Ich glaube, wir haben nie persönlich miteinander gesprochen, obwohl wir gemeinsam auf mehreren WikiCons waren. Sei vielen Jahren habe ich aber bei allen möglichen Gelegenheiten unzählige Leute getroffen, die mit großer Begeisterung von dir und deinem Engagement erzählt haben.
Schade, dass du gehst. Ich wünsche dir alles Gute!
Ich hoffe mal, daß das nur zu einem Zwischenspiel wird, und Barbara auch wieder zurück kommen wird. Für eine dauerhafte Trennung passen wir einfach zu gut zueinander.
Vielen Dank für die unglaubliche Arbeit in den letzten Jahren und viel Erfolg bei der DNB!
Schließe mich den guten Wünschen aus vollem Herzen an, zumal wir doch beim Treffen in Leipzig eine sehr engagierte Führung durch die Leipziger Gebäude der DNB bekommen haben. In bester Erinnerung an viele spannende und WP-ertragreiche GLAM-Veranstaltungen wünsche auch ich eine gute Zeit am neuen Ort. mellebga