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Zu Gast in Hannover: Fellow-Programm Freies Wissen trifft auf Open Science Book Sprint

Was ist der Sinn von Offener Wissenschaft? Welche Lösungsansätze funktionieren in der Praxis? Und wie kann die Vernetzung über Disziplinen hinweg zu neuen Ansätzen in der Open Science Praxis führen? Ein Blick zurück auf den Qualifizierungsworkshop des Fellow-Programms Freies Wissen

Sarah Behrens

23. Februar 2018

Vom 15. bis 17. Februar fand der Qualifizierungsworkshop des Fellow-Programms Freies Wissen an der Technischen Informationsbibliothek (TIB), die wissenschaftliche Partnerin im Programm ist, in Hannover statt. Die Fellows schilderten ihre Erfahrungen aus der ersten Programmhälfte und diskutierten mit den Mentorinnen und Mentoren über beispielsweise rechtliche Fragen in der Wissenschaftspraxis und die Verfügbarmachung und Nachnutzung von Forschungsdaten in Vorträgen und im Rahmen eines Barcamps. Weiter geöffnet wurde der Workshop durch eine Podiumsdiskussion zu “Putting Open Science into practice” zusammen mit den FOSTER Book Sprintern am Donnerstagabend, die vor allem ein unterschiedliches Verständnis von offener Wissenschaftskommunikation widerspiegelte und verdeutlichte, wie wichtig der direkte Austausch zu Offener Wissenschaft zwischen den Fachdisziplinen ist.

Was ist der Sinn von Offener Wissenschaft? In einer skurrilen Wissenschaftslandschaft auf dem Planeten Erde, die eigentlich einen Supercomputer verkörpert, wäre die Antwort vermutlich schlicht und ergreifend: “42”. Wie sich bei einem dreitägigen Workshop zu Offener Wissenschaft im Rahmen des Fellow-Programms Freies Wissen an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) in Hannover herausstellte, wäre die sich dahinter verbergende Formel nicht anzuwenden gewesen, um allgemeingültige Aussagen zu treffen, da in diesem Fall der Sinn von Offener Wissenschaft durch das Individuum als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler genährt und durch den eigenen Anspruch an die wissenschaftliche Arbeit und den Grad ihrer Offenheit bestimmt wird.   

Ziel des Workshops war es, die individuellen Fragen, Ideen, Herausforderungen der Fellows mit Offener Wissenschaft aus ihren Forschungsalltag herauszuholen und in der Gruppe zu thematisieren, um gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Weiterführend wurde auch daran gearbeitet, wie die Fellows als Botschafterinnen und Botschafter für Offene Wissenschaft in die eigenen Wissenschaftsinstitutionen hineinwirken können, um dem Thema Offene Wissenschaft und Freies Wissen mehr Sichtbarkeit und Relevanz auf institutioneller Ebene zu geben.

Genau an dieser Stelle setzten die Begrüßungsansprachen der anwesenden Programmpartner Wikimedia Deutschland und VolkswagenStiftung sowie der TIB als wissenschaftlicher Partnerin des Programms an. Offene Wissenschaft ist nicht mehr nur eine Vision, sondern eine fortschreitende Bewegung, die durch einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geprägt und mit Unterstützung durch die Partner des Fellow-Programms an Reichweite gewinnt.   

Der Workshop startete mit einem kurzen Bericht der Fellows über ihre individuellen Erfahrungen aus der ersten Programmhälfte und ihren Wünschen für die Workshoptage. Anschließend folgten ein Inputvortrag mit Diskussion von Fellow Vanessa Hannesschläger zu rechtlichen Rahmenbedingungen im digitalen Raum bzw. offener Lizenzierung und eine Einführung zu Wikidata von den Mentoren Dr. Daniel Mietchen und Dr. Jakob Voß. Abgerundet wurde der Abend durch eine Podiumsdiskussion zu offener Wissenschaftspraxis.

Eine Podiumsdiskussion zu Offener Wissenschaft zwischen Patenten und Normen

Foto: Christian Behrens, Fellow-Programm Freies Wissen Podiumsdiskussion TIB Hannover 12, CC BY-SA 4.0

In analoger Atmosphäre der farblich aufeinander abgestimmten Bücherwand als Hintergrundkulisse des Lesesaals Patente und Normen (PIN) der TIB, wirkte die bevorstehende Podiumsdiskussion zu “Putting Open Science into practice”, wie eine aktiver Aufbruch hin zu mehr Offenheit von Forschungsprozessen und -ergebnissen, die ein leises Wimmern der Lehrbücher zu Schutzrecht in den Regalen erahnen ließ.  

Mit Dr. Christina Riesenweber als Moderatorin wurde die Diskussion zwischen den Fellows Prof. Dr. Dirk Ostwald (Forschungsvorhaben: Rechtliche und ethische Rahmenbedingungen zum offenen Austausch von Neuroimaging Daten in der Grundlagenforschung) und Vanessa Teckentrup (Forschungsvorhaben: Crowdsourcing the mosaic of the mind) sowie Mentor Benedikt Fecher und den Open Science Expertinnen und Experten des FOSTER Book Sprints Kyle Niemeyer und Kerstin Helbig  zu ihren individuellen Erfahrungen mit offener Wissenschaftspraxis aufgefächert und kontrovers. Insbesondere die Fragen nach, wie offen kann Offene Wissenschaft überhaupt sein, was bedarf es dafür und wie verhält es sich dabei mit der Wissenschaftskommunikation, sorgte für ein diverses Bild, nicht nur innerhalb der Fachdisziplinen. Sollte es Anreizstrukturen für Offene Wissenschaft geben? Wenn ja, wie könnten diese aussehen und welche Strukturen bestehen bereits? Die Diskussion setzte sich auch nach dem offiziellen Ende des Podiums fort und wirkte in den nächsten Workshoptag hinein.      

Ein Barcamp, viele Ideen: Wie kann ein Curriculum für Wikidata aussehen?

Am Freitagmorgen eröffnete Simon Worthington seitens des Open Science Labs der TIB den Workshop mit einem Input zu “A needs based approach to Open Science Researchers”. Nachfolgend schilderten Dr. Beata Mache (DARIAH-DE) und Dr. Marcel Hebing DIW Berlin), worauf es beim Forschungsdatenmanagent ankommt und diskutierten die Bedeutung der Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern mit Informationssystemen bzw. Bibliotheken. Parallel dazu gab Dr. Katrin Leinweber seitens der TIB eine Einführung in Git(Hub/Lab). Im Anschluss erfolgte das offene Barcamp zusammen mit den FOSTER Book Sprintern, die bis zu diesem Nachmittag innerhalb von 5 Tagen einen Open Science Training Handbook geschrieben hatten. Das Trainingsbuch kann hier eingesehen und bis zum 4. März kommentiert werden, bevor es veröffentlicht wird. Das Barcamp erstreckte sich bis zum Abend und fokussierte beispielsweise die Entwicklung eines Curriculums mit Wikidata. Der Abend endete mit einer virtuellen Schnitzeljagd auf der Plattform Open Knowledge Maps, die Mentor Dr. Peter Kraker organisiert hatte — erstmals in der Geschichte dieser Schnitzeljagd erreichte eine Gruppe unvorstellbare 70 Punkte!

Am Samstag wurde die Gelegenheit genutzt, sich das Open Science Training Handbook im Schnelldurchlauf zusammen mit der Autorin Bianca Kramer anzuschauen und Fragen zu stellen. Dies wiederum diente mit als Anregung für die anschließende Arbeit an Ideen, wie Offene Wissenschaft in verschiedenen Formaten und unabhängig von der Position innerhalb der eigenen Wissenschaftsinstitution vorangebracht werden kann. Unter anderem wurde darüber nachgedacht, wie der Berliner Appell für eine Offene Wissenschaft, bereits bekannt aus dem ersten Durchlauf des Fellow-Programms, gezielter verbreitet werden könnte, indem beispielsweise mehr Praktikerinnen und Praktiker adressiert werden.

Für mehr Informationen zu einzelnen Sessions, geht es hier zur Dokumentation.

Insgesamt endete der Workshop mit einer zufrieden gestimmten Gruppe an Fellows sowie Mentorinnen und Mentoren, mit weiteren Ideen für die Weiterentwicklung für das Fellow-Programm und die damit einhergehende Chance Offene Wissenschaft und Freies Wissen zu verbreiten und praxisnah erfahrbar zu machen.

Wie geht es weiter?

  • In den kommenden Wochen werden unsere Fellows in Blogbeiträgen an dieser Stelle detaillierter über ihre Projekte und Erfahrungen im Rahmen des Fellow-Programms berichten.
  • Am 8. und 9. Juni findet die Abschlussveranstaltung des zweiten Programmdurchlaufs in Berlin statt. Weitere Informationen folgen.
  • Über die Ausschreibung zum nächsten Programmdurchlauf informieren wir zeitnah an dieser Stelle und auf unserer Programmwebseite.

 

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