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Future of Education Workshop in London

WMDE allgemein

2. Juli 2014

Kilian Kluge ist seit Jahren ehrenamtlich in der Wikipedia aktiv und beteiligt sich dort unter anderem am unabhängigen Referentennetzwerk Wiki-Team. Er besuchte den Future of Education Workshop in London und berichtet für den Blog.

Das Barbican Arts Centre in der City of London, wo im August auch die Wikimania stattfinden wird. Foto: Barbican, London – 21 June 2014 – Andy Mabbett.JPG von Andy Mabbett. Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Am 21. und 22. Juni fand im Londoner Barbican Centre der Future of Education Workshop statt, der dem Austausch zwischen verschiedenen Wikipedia-Bildungsprogrammen und der Vorbereitung der themengleichen Vorkonferenz der  diesjährigen Wikimania diente. Dank der finanziellen Unterstützung von Wikimedia Deutschland konnte ich als Vertreter des unabhängigen Wikipedia-Referentennetzwerks wiki:team an der Veranstaltung teilnehmen.

Bestandsaufnahme

Da ein Großteil der gut 20 Teilnehmer in den amerikanischen oder britischen Bildungsinitiativen aktiv ist, standen diese Aktivitäten im Mittelpunkt des ersten Tages. Der Trend ging hierbei deutlich in Richtung Institutionalisierung, also die Verankerung der zahlreichen erfolgreichen Konzepte in den Lehrplänen der Schulen und Universitäten. Während sich Wikimedia Deutschland im letzten Jahr nahezu vollständig aus der direkten Arbeit mit einzelnen Klassen und Kursen zurückgezogen hat, wurde das erfolgreiche Hochschulprogramm der Wikimedia Foundation in die Wiki Education Foundation ausgegliedert. Diese verfolgt nun das Ziel, die beeindruckende Zahl von jährlich über 100 betreuten, semesterlangen Kursen zu erhöhen und Universitäten zu befähigen, diese auch ohne externe Unterstützung durchführen zu können. Der Fokus liegt hierbei ausdrücklich nicht auf der Gewinnung neuer Autoren für die Wikimedia-Projekte, sondern auf der Entwicklung von Medienkompetenz. Wikipedia wird hierbei als Werkzeug eingesetzt, um so wichtige Fähigkeiten wie Katalog- und Bibliotheksrecherche, Bewertung von Informationsquellen und das richtige Zitieren zu vermitteln. Im Gegensatz zu üblichen Kursen zu wissenschaftlichem Arbeiten besteht für die Studenten der Reiz darin, dass ihre Texte tatsächlich gelesen werden und von zeitüberdauernder Bedeutung sind.

Viel Austausch gab es über die im Rahmen der weltweit über 60 aktiven Bildungsprogramme erstellten Materialien. Vorreiter ist hier erwartungsgemäß der englischsprachige Raum, wo unter anderem ein Einführungskurs für Dozenten, die Wikipedia einsetzen möchten, eine zugehörige Einführung sowie Videos wie das folgende produziert wurden:

 

Zukunftspläne

Große Pläne für die nächsten zehn Jahre. Foto: Future of Education Workshop von LiAnna Davis Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Wie schon der Titel des Workshops deutlich macht, sollte es in London in erster Linie um die Zukunft gehen. Auf den Erfahrungsaustausch folgte also der Blick nach vorne, wobei Wunschträumen explizit erlaubt war. Ergebnis waren Ein-, Fünf- und Zehn-Jahres-Ziele für die Wikipedia-Bildungsprogramme insgesamt, die anschließend entweder bereits in konkrete Schritte überführt wurden oder auf der anstehenden Vorkonferenz und der EduWiki Conference Ende Oktober in Edinburgh weiter bearbeitet werden sollen.

Im Laufe des nächsten Jahres liegt der Fokus auf der besseren Bewerbung der Programme, die bislang häufig nur einem kleinen Teil der Lehrenden des jeweiligen Landes bekannt sind. Auch die Übersetzung und bessere Bekanntmachung des Lehrmaterials war ein Wunsch, den viele Aktive teilten. Mittelfristig soll die Medienkompetenz und insbesondere die ”digital literacy” von Schülern und Studenten gesteigert werden, wobei die Wikipedia-Bildungsprogramme und Wikipedia als Lehrplattform eine zentrale Rolle spielen sollen. In zehn Jahren, so die Vision, sind Wikipedia und Medienkompetenz auf allen Ebenen des Bildungssystems fest verankert und etabliert.

Dass diese Ziele nicht unrealistisch sind, zeigen die Erfahrungen aus den letzten Jahren. Einerseits ist die Akzeptanz von Wikipedia als ernstzunehmende Informationsplattform auch im akademischen Bereich gewachsen, viele Lehrer und Dozenten stehen der Idee offen gegenüber, die freie Enzyklopädie als Lehrwerkzeug zu verwenden. Andererseits wird, nicht nur in Deutschland, durch Plagiatsfälle auf unterschiedlichsten Ebenen immer wieder deutlich, dass vielen Schülern und Studenten das nötige Handwerkszeug fehlt, korrekt zu zitieren und angemessenen mit unterschiedlichen Medien umzugehen. Dass Wikipedia die beliebteste (und häufig einzige) Informationsquelle für Studenten ist, macht es nur umso naheliegender, durch die aktive Beteiligung an diesem Projekt die entsprechenden Kompetenzen zu schulen.

Fazit

Teilnehmer des “Future of Education”-Workshops. Foto: Future of education event von: Stevie Benton (WMUK) Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Nach zwei Tagen intensiver Arbeit und vielen Gesprächen mit anderen Teilnehmern ging ein ermutigender Workshop zu Ende. Auf dem Feld Wikipedia an Schulen und Universitäten hat sich in den letzten fünf Jahren eine ganze Menge bewegt und es sieht nicht danach aus, als würde das in den nächsten Jahren anders werden. Aus vielen positiven wie negativen Erfahrungen konnten sich ansprechende und skalierbare Konzepte entwickeln, die es nun gilt, in die Breite zu tragen. Gerade in Deutschland fehlt es hierzu jedoch derzeit sowohl an aktiven Mitstreitern als auch institutioneller Unterstützung.

Wünschenswert wäre eine stärkere Beteiligung zumindest aus den europäischen Ländern gewesen, die bereits jetzt im Vergleich zum angelsächsischen Raum viel Nachholbedarf haben. Zudem bestand seitens der Teilnehmer großes Interesse daran, andere Organisationsformen von Wikipedia-Bildungsprogrammen als die zentralisierten Strukturen in den USA und Großbritannien kennenzulernen. Letzteres wird daher auf der Vorkonferenz nachgeholt, deren Programm hier eingesehen werden kann. Alle Interessierten mit und ohne Erfahrung in Wikipedia-Bildungsprogrammen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.

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