Dann allerdings überschlugen sich die Ereignisse. Am Mittwoch nach dem Seminar machte das Gerücht die Runde, dass Wikimedia Frankreich aus der WCA aussteigen wird. Es war einigermaßen klar, dass dies der WCA nicht gerade nützen, sondern vielmehr zumindest die inhaltlichen Workshops, die für den nächsten Tag geplant waren, sprengen würde. Wie also reagieren? In einer eilig einberufenen Präsidiumssitzung, vielen Gesprächen mit WCA Ratsmitgliedern in der Hausbar und einem gemeinsamen Frühstück mit Ziko van Dijk, meinem Stellvertreter, wurde sehr deutlich, dass die WCA allgemein nicht als Erfolgsprojekt gesehen wird und noch geschwächter aus dieser Situation herausgehen würde:
- Die WCA findet in den Präsidien der Chapter keine mehrheitliche Unterstützung.
- Viele Chapter haben sich mit ihrer passiven Haltung faktisch aus der WCA zurückgezogen.
- Es stehen Erwartungen im Raum, die mit den vorhandenen Ressourcen nicht erfüllt werden können.
- Wir schaffen es nicht, die Strukturdebatten hinter uns zu lassen.
Manchmal muss man Entscheidungen schnell treffen, wenn die Zeit reif ist. Für Ziko und mich war klar, dass wir nicht weiter als Frontfiguren für eine Organisation stehen können und wollen, die keine Unterstützung in der Wikimedia Welt findet. Die Entscheidung, den Vorsitz des Rates abzugeben, war daher für uns beide nur eine logische Konsequenz.
In der auf die Aus- und Rücktritte folgenden Debatte wurde vieles gesagt. Sehr bezeichnend fand ich die Szene, als wir in einem Blitzlicht über den Fortbestand der WCA abstimmten. Das Ergebnis, eine schwache Mehrheit für die Beibehaltung, wurde kommentiert mit dem Vorschlag, jetzt müsse also nur noch eine neue Verfassung der WCA ausgearbeitet werden, dann wären wir ja wieder auf einem guten Weg. Mei, da kann man nicht mehr helfen.
Dabei ist der Austausch und die gemeinsame Arbeit der Chapter und Thematischen Organisationen ungemein wichtig, wenn wir uns als internationale Wikimedia zusammenfinden und weiterentwickeln wollen. Ich werde daher zukünftig meine Energie in den Aufbau von Projekten stecken, die diesem Ziel dienen. Ein paar Ansätze gibt es schon:
- Chapters Exchange, um gemeinsame Projekte zu koordinieren
- Boards Training, um die Arbeit von Boards und Präsidien zu erleichtern
- Peer reviews, um voneinander zu lernen
- Chapters Manual als eine nachhaltige Dokumentation für das tägliche Arbeiten in Chapters und Thematischen Organisationen
- Journal on Meta, um auf dem Laufenden zu bleiben
Jede Hilfe ist dabei willkommen!
Ein kurzer Hinweis: Auch Ziko hat dankenswerterweise einen (langen) persönlichen Erlebnisbereicht zur Wikimania geliefert, der es den Heimgebliebenen ermöglicht, die Vorgänge um die WCA besser nachvollziehen zu können: http://meta.wikimedia.org/wiki/User:Ziko/Hong_Kong_diary (Gerne mehr davon!)
[…] https://blog.wikimedia.de/2013/08/14/wikimania-wca-und-wahnsinn/ (Blogbeitrag von Markus Glaser) […]
Interessant ist bei alledem, wie sich diejenigen Chapters, an denen die WCA nun faktisch gescheitert ist, eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Wikimedia-Organisationen vorstellen? War ihnen nur die WCA zu groß, oder reichen ihnen „Chapters Exchange“ und Co.? Besteht durch den Wechsel in der Geschäftsführung der Wikimedia Foundation Aussicht darauf, daß die Zusammenarbeit gestärkt wird? Was sagt überhaupt das Board zum Scheitern der WCA? – Dank an alle, die sich für die WCA verwendet haben.