Heute morgen um 11:50 Uhr wurde stilecht mit dem gemeinsamen Drücken auf einen roten Button die öffentliche Betaphase der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) begonnen. Damit endet eine vierjährige nichtöffentliche Entwicklungsphase, die von einer Vielzahl von Fachgremiensitzungen, Kooperationspartnersuchen, Kompetenznetzwerktreffen und Expertenanhörungen begleitet wurden und es beginnt der Austausch mit den Endnutzern.
Von Wikimedia-Seite gibt es ein paar Anmerkungen zum heutigen Tag, zum Stand der Entwicklung und zu dem, was jetzt kommen muss (ich empfehle das “Was bisher geschah-Blogsposting” für entsprechende Hintergründe):
Wir beglückwünschen die Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Einrichtungen, die zum Beta-Start der DDB beigetragen haben. Ihr macht das Internet reicher an Inhalten, ihr beweist, welche konstruktive Kraft dem Netz innewohnen kann. Wir wünschen Euch eine erfolgreiche Zukunft und werden gerne weiter mit Euch arbeiten, aus einer großartigen Idee eine großartige Plattform zu machen.
Wikimedia Deutschland weiss, welche Mühen und Konflikte es bei der Erstellung des DDB-Nutzungsvertrags für die teilnehmenden Einrichtungen gab. Wir wissen, dass es bereits eine enorme Anstrengung war, daß nun wenigstens als eine von zwei Möglichkeiten eine CC0-Lizenzierung der Metadaten der DDB gewählt werden kann. Aber. Nicht alleine wegen der Vereinbarkeit mit dem Lizenzmodell für Metadaten bei Europeana raten wir den Entscheidungsgremien der DDB dringend dazu, die Lizenzoptionen für Metadaten zu vereinheitlichen und alle Metadaten innerhalb der eingestellten Objekte unter einem einzigen freien Lizenzmodell verfügbar zu machen: Creative Commons Zero. Es wäre für die Möglichkeit der Nachnutzung fatal, wenn es bei Metadaten zu einem unfreien Gesamtwerk käme, dessen freie Teile mühsam herausgeschält werden müssten.
Zur Wahl einer passenden Lizenz gehört es auch, diese Daten verfügbar zu machen, damit nicht nur theoretisch eine Nachnutzung möglich ist, sondern auch praktisch. Die beiden Instrumente der Wahl heissen API und Datendump. Beide Mittel sind komplementär (z.B. Wikipedia Datendumps und API) und brauchbar für unterschiedliche Zwecke. Ein Projekt, das beides durchaus prima umgesetzt hat, ist direkt vor der Haustür der DDB: Europeana. Ein Start einer Beta-Plattform wäre eine gute Gelegenheit gewesen, auch eine Beta-API anzubieten. Wir raten dringend dazu, API und Downloadmöglichkeit der freien Metadaten schnellstmöglich umzusetzen und den Fortgang offen mitzuteilen.
Wenn die Lizenzfragen zu Metadaten schwierig sind, sind es erst die Lizenzfragen für die eigentlichen Inhalte erst recht. Bei der Pressekonferenz wurde betont, dass die DDB derzeit nur gemeinfreie Objekte enthalte. Dies ist mehrheitlich richtig, erzählt aber nicht die komplette ganze und traurige Geschichte eines bunten Wildwuchses aus Leistungs- und Urheberschutzrechten an den Objekten selbst und Abbildungen dieses Objekte. Wir raten dringend dazu, das Problem von Copyfraud anzugehen, bei dem Kultureinrichtungen Rechte an Objekten in der DDB beanspruchen, die so nicht existieren, beispielsweise bei Digitalisaten gemeinfreier zweidimensionaler Werke. Sofern noch ein urheberrechtlicher Schutz an eingestellten Objekten besteht, raten wir dazu, diese Werke unter Verwendung Freier Lizenzen für die Nachnutzung verfügbar zu machen. Ein DDB-Nutzungsvertrag könnte hier Mindeststandards für die Verwendung Freier Lizenzen definieren.
Die DDB sollte frühzeitig seinen Nutzern erlauben, mindestens die Metadaten von Objekten mit unzureichend versehenen Beschreibungen und Normdaten selbst zu verbessern, damit insbesondere der Vernetzungscharakter einer gemeinsamen Plattform aller deutschen Kultureinrichtungen bzw. aller Kultureinrichtungen in Deutschland ausgespielt werden kann.
Wir fordern die deutsche Politik auf, das Projekt DDB mit ausreichenden Mitteln auszustatten. Dies können Finanzmittel sein oder auch rechtliche Sicherheit im Umgang mit verwaisten Werken, Leistungsschutzrechten allgemein oder Schranken für die Verwendung von geschützten Werken in Wissenschaft und Forschung.
Vielen Dank für diese deutlichen Worte!
Ich habe als Autor der Machbarkeitsstudie und später in Expertenanhörungen immer das empfohlen, was ihr hier in 2. und 3. schreibt: freie Software, raus mit dem Code zum Zeitpunkt Null (also mit null code) und beim Start raus mit dem Dump. Hat keiner richtig verstanden!
Es gibt hier nicht unbedingt eine trotzköpfige Haltung oder Unwissenheit, sondern sehr viele Befindlichkeiten im Zusammenhang mit Lizenzfragen. Das wird noch schwer bis unmöglich werden, einen Dump anzubieten weil dann eben alle Datenlieferanten zustimmen müssen. Und das bedeutet nichts anderes als ein vollständiges Umdenken im gesamten Kulturbereich wem denn eigentlich das, was ‘Kulturgut’ bezeichnet wird gehört.
Wenn man den Bock zum Gärtner macht und ausgerechnet die SPK mit der DDB betraut, eine Institution, die bisher weder bei Digitalisierung noch Open Access noch Web 2.0 noch allgemeiner Benutzerfreundlichkeit in irgendeiner ihrer Institutionen sonderlich hervorgetreten ist, dann braucht man sich nicht zu wundern. Für mich ist diese langweilige Metasuchmaschine ohne Volltext und ohne spannende Serdendipity einfach nur langweilig und in ihrer monströsen Friedhofsruhe bislang am ehesten mit der ebenso teuren totgeburt LEO-BW zu vergleichen.
Kommentar von AndreasP am 28. November 2012 um 21:26
Ich vergaß: heutzutage so etwas ohne jede Normdateneinbindung und ohne Tagging und ohne Rückkanal für Fehlemeldungen online zu stellen, ist ein schlechter Witz.
(Und oben habe ich mich vertippt und wollte ich natürlich “Serendipity” schreiben.)
Kommentar von AndreasP am 28. November 2012 um 21:28
[…] das passiert gerade der DDB: Kritik gibt es etwa bei der Geschichtsweberin oder von Hagen Kohn. Der Kritik von Wikimedia Deutschland kann man sich nur anschließen. Der Hashtag #DDB entält auch so einiges. Wenn Klaus Graf nicht gerade technische Probleme mit […]
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Vielen Dank für diese deutlichen Worte!
Ich habe als Autor der Machbarkeitsstudie und später in Expertenanhörungen immer das empfohlen, was ihr hier in 2. und 3. schreibt: freie Software, raus mit dem Code zum Zeitpunkt Null (also mit null code) und beim Start raus mit dem Dump. Hat keiner richtig verstanden!
Es gibt hier nicht unbedingt eine trotzköpfige Haltung oder Unwissenheit, sondern sehr viele Befindlichkeiten im Zusammenhang mit Lizenzfragen. Das wird noch schwer bis unmöglich werden, einen Dump anzubieten weil dann eben alle Datenlieferanten zustimmen müssen. Und das bedeutet nichts anderes als ein vollständiges Umdenken im gesamten Kulturbereich wem denn eigentlich das, was ‘Kulturgut’ bezeichnet wird gehört.
Kommentar von Michael Christen am 28. November 2012 um 16:27
Wenn man den Bock zum Gärtner macht und ausgerechnet die SPK mit der DDB betraut, eine Institution, die bisher weder bei Digitalisierung noch Open Access noch Web 2.0 noch allgemeiner Benutzerfreundlichkeit in irgendeiner ihrer Institutionen sonderlich hervorgetreten ist, dann braucht man sich nicht zu wundern. Für mich ist diese langweilige Metasuchmaschine ohne Volltext und ohne spannende Serdendipity einfach nur langweilig und in ihrer monströsen Friedhofsruhe bislang am ehesten mit der ebenso teuren totgeburt LEO-BW zu vergleichen.
Kommentar von AndreasP am 28. November 2012 um 21:26
Ich vergaß: heutzutage so etwas ohne jede Normdateneinbindung und ohne Tagging und ohne Rückkanal für Fehlemeldungen online zu stellen, ist ein schlechter Witz.
(Und oben habe ich mich vertippt und wollte ich natürlich “Serendipity” schreiben.)
Kommentar von AndreasP am 28. November 2012 um 21:28
[…] das passiert gerade der DDB: Kritik gibt es etwa bei der Geschichtsweberin oder von Hagen Kohn. Der Kritik von Wikimedia Deutschland kann man sich nur anschließen. Der Hashtag #DDB entält auch so einiges. Wenn Klaus Graf nicht gerade technische Probleme mit […]
Pingback von Die Deutsche Digitale Bibliothek ist gestartet | Schmalenstroer.net am 29. November 2012 um 01:12
[…] Wikimedia Blog hat sich zur DDB geäußert und ein paar Punkte aufgelistet, die verbesserungswürdig sind. Dazu […]
Pingback von Gelesen in Biblioblogs (48.KW’12) « Lesewolke am 3. Dezember 2012 um 06:07
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