Am Rande des evangelischen Kirchentages in Bremen gab es dieses Jahr ein Barcamp zum Thema “Kirchentag und Web 2.0”, bei dem ich einen Vortrag über die Wikipedia gehalten habe.
Auf diesem Barcamp hatten sich eine Reihe von christlichen und zugleich netzaffinen Benutzern versammelt, um einem Publikum von bis zu 30 Leuten einen Tag lang Vorträge und Diskussionen (Programm) zu diesem Thema anzubieten. Zuvor war auf der Vereinsmailingliste angefragt worden, ob Wikimedia testweise vertreten sein wolle, wozu ich mich in diesem Jahr bereiterklärt hatte.
Das Publikum bestand vorwiegend aus jungen Kirchentagsbesuchern, die über Mundpropaganda von dem Barcamp erfahren hatten. Außerdem waren einige evangelische Theologen anwesend, die sich anscheinend schon mit dem Thema Web 2.0. beschäftigt hatten. Zudem waren Vertreter von anderen Einrichtungen, die den Dialog zwischen Kirche und Web 2.0 suchen, unter den Zuhörern.
Die anschließenden, sogar die Vortragszeit sprengenden Diskussionen offenbarten das geweckte Interesse des Publikums an Wikimedia und waren insofern erfolgreich, als dass ich einige neue Anregungen bekommen habe, wobei insbesondere der Umgang mit Neulingen aus eigener Erfahrung kritisiert worden ist.
In diesem Zusammenhang erhielt die Idee des Mentorenprogramms positive Resonanz. Außerdem haben einige Besucher angekündigt, Vereinsfördermitglieder zu werden und sich Benutzeraccounts anzulegen, um selbst Artikel zu verbessern. Das stellt gerade für das theologische Themenfeld eine Bereicherung dar, weil so auch gebildete Theologen für fundiertes Wissen in den häufig umstrittenen Themenbereichen sorgen können. Ein Erkenntnisgewinn ist auch, dass das Wikimedium als Informationsquelle sehr ansprechend ist und gut angenommen wurde.
Der Austausch zwischen Kirche und Web 2.0 wirkt insgesamt aber noch recht holprig, da es sich nach wie vor um zwei sehr verschiedene Kulturkreise handelt. Das zeigt sich daran, dass das offizielle Kirchentagsprogramm dieses Themenfeld noch nicht aufgegriffen hat. Mir scheint dieser Dialog jedoch sehr wichtig zu sein, weshalb ich mich an Überlegungen und Planungen zu einem möglichen, auch im offiziellen Kirchentagsprogramm verzeichneten Auftritt auf dem ökumenischen Kirchentag 2010 in München, wieder beteiligen werde. Für Meinungen und Anregungen bin ich sehr dankbar.
Wenn ich Buecherwuermleins Bericht und die Mailinglist querlese, dann frage ich mich, ob wir nicht ein vorurteilsbehafteter Haufen sind ..? Dass das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz da erheblich weiter und offener ist finde ich bemerkenswert, laut Pressemitteilung begründete das OVG in seinem Urteil vom 19. Juni 2009 – 10 A 10042/09.OVG seine Entscheidung unter anderem folgendermaßen:
“[…] weil diese Veranstaltungen [Deutscher Evangelischer Kirchentag und Deutscher Katholikentag] über den religiösen Charakter hinaus eine besondere gesellschaftliche Bedeutung hätten. […] Die Kirchentage seien keine von den Amtskirchen organisierten Veranstaltungen. Vielmehr würden sie von Laienbewegungen getragen, die den Kirchen teilweise sogar kritisch gegenüberstünden. Außerdem widmeten sie sich nicht ausschließlich religiösen oder kirchlichen Themen, sondern ganz wesentlich auch aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen wie z. B. des Friedens, der Ökologie und der Globalisierung.”