Rabea-Lorina Dehning
18. Dezember 2023
Das Kennenlernen, oder: “Das Chaos wird durch sich selbst geordnet”
Dank gutem Bahn-Karma konnte das Wochenende pünktlich am Freitagabend mit einem gemeinsamen Abendessen starten. Am Buffet konnten die Community-Mitglieder erstmalig miteinander ins Gespräch kommen. Besonders an der Gruppe vor Ort war, dass nicht nur vier neue Freiwillige, sondern auch bereits Erfahrenere, die bereits seit einigen Jahren dabei sind, Kontakte zur Community knüpfen konnten. So betonte der User Cookroach, der sich bereits seit 2020 ehrenamtlich engagiert, wie wichtig der persönliche Kontakt mit anderen Community-Mitgliedern für ihn sei. Dadurch können Barrieren abgebaut werden, die oftmals durch eine rein virtuelle Kommunikation entstehen. Sein persönliches Fazit: “Jeden, den man hier in Kassel kennen gelernt hat, kann man in der Wikipedia dann auch anschreiben.” Diese gegenseitige Hilfe sei besonders im weiteren Verlauf der Ehrenamtsarbeit wichtig. Sobald die erste Begeisterung abflaut, kann gerade der Kontakt zur Community (und die Tipps und Tricks erfahrener User) die Motivation stärken, weiterzumachen.
Die nachfolgende Kennenlernrunde im Tagungsraum verlief recht typisch chaotisch, aber gleichzeitig strukturiert und vor allem herzlich: So gaben die “alten Hasen” nicht nur einen Überblick über ihre Interessengebiete und Fähigkeiten, sondern auch die ein oder andere Anekdote aus 20 Jahren Wikipedia zum Besten. Das inspirierte zum einen die neuen Community-Mitglieder, sorgte aber auch für Verunsicherung, gerade ob der zum Teil jahrzehntelangen Erfahrung: “Man nimmt die Community als Clique wahr, reinzukommen ist dementsprechend schwierig. Aber der Schein trügt,” hieß es beispielsweise. Diese Startschwierigkeiten konnten glücklicherweise durch die Aufgeschlossenheit der erfahrenen Community-Mitglieder aufgefangen werden, die sich als Ansprechpartner*innen für verschiedene Themen anboten.
Kulturprogramm mit grüner Soße
Ebenso gut gelang es am nächsten Tag durch gemeinsame Unternehmungen, das Eis weiter zu brechen. Am Samstagvormittag konnten die Teilnehmenden zwischen einem Besuch in der Grimmwelt und dem Museum für Sepulkralkultur wählen. Insbesondere im Museum für Sepulkralkultur nutzten einige Freiwillige die Möglichkeit, das mitgebrachte Fotoequipment – nach einer Einführung durch den User Stepro – auszuprobieren. So entstanden eine ganze Reihe an Fotos, die die Exponate der Dauerausstellung dokumentieren.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen konnten die Teilnehmer*innen sich entweder einer Stadtführung mit dem Freiwilligen Pretobras anschließen, dem Archiv der Deutschen Frauenbewegung einen Besuch abstatten oder in gemütlicher Runde im Hotel ausruhen und editieren. Im gut genutzten Tagungsraum wurden dann auch viele der am Vortag gesammelten Fragen gemeinsam beantwortet; keine Frage war zu trivial, um sie zu stellen. Vielmehr war die Stimmung allgemein sehr locker und herzlich, unabhängig davon, wer sich wie lange bereits engagiert. Und auch die “alten Hasen” konnten noch den einen oder anderen Tipp aufschnappen. Einzig der Mangel an Schokolade, dem wichtigsten “Treibstoff” für Wikipedianer*innen, musste leider beklagt werden (wir geloben Besserung).
Die Landung des Versuchsballons
Trotz dieses diplomatischen Faux-Pas fand die gute Laune keinen Abbruch, sodass auch am letzten Tag fleißig weiter das kulturelle Programm (ein Besuch im Ottoneum) genutzt und editiert wurde. Insbesondere die Schildbachsche Xylothek im Ottoneum, die noch keinen eigenen Wikipedia-Eintrag besaß, schien dabei das Interesse der Freiwilligen angeregt zu haben. Einen Abschluss fand der “Versuchsballon” von “Mit Wikipedia unterwegs” schließlich bei einem gemeinsamen Mittagessen.
Das Wochenende war für viele nicht nur lehrreich, sondern es hat auch sehr schnell ein Gefühl von Gemeinschaft geschaffen. Die Menschen hinter dem Bildschirm in entspannter Atmosphäre kennenzulernen, war daher für viele ein Highlight und etwas, von dem sie sich mehr wünschen, egal ob neu oder schon lange dabei. Auch das digitale Ehrenamt bedarf anscheinend des persönlichen Kontakts.