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Geschäftig für Freies Wissen

Spenden, Mitgliedsbeiträge und Drittmittel sind für uns die wichtigsten Quellen, um unsere Arbeit für Wikipedia und Freies Wissen zu finanzieren. Viele andere gemeinnützige Organisationen haben außerdem einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb als zusätzliche Einnahmequelle aufgebaut. Auch wir wollen uns diese Möglichkeit nun genauer ansehen.

Kurt Jansson

23. August 2018

In diesem Blog erzählen wir viel darüber, mit welchen Projekten wir Freies Wissen im Allgemeinen und Wikipedia im Speziellen fördern. In den Hintergrund tritt dabei manchmal die Frage, woher die finanziellen Mittel dafür kommen. Wikimedia führt seit vielen Jahren sehr erfolgreich Online-Spendenkampagnen durch. Von Jahr zu Jahr gewinnen wir auch immer mehr Mitglieder, die uns finanziell unterstützen. Außerdem gelingt es uns immer wieder, für konkrete Vorhaben Drittmittel einzuwerben. Diese Spenden, Mitgliedsbeiträge und Drittmittel sind die entscheidenden Quellen, über die wir unsere vielfältigen Aktivitäten finanzieren.

Wie können wir die finanzielle Stabilität des Vereins langfristig sichern?

Der Ausgangspunkt: Studie zur langfristigen finanziellen Stabilität des Vereins vom Januar 2017. Hintergrundbild: Woodsiailvensis, Similaun im Morgenlicht (Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich), CC BY-SA 3.0 AT

Nun lernen wir als Organisation gerade, wie wir nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch über größere Zeiträume Themenfelder bearbeiten und Projekte planen können. Das betrifft zum Beispiel die Unterstützung der Wikipedia-Community, die Weiterentwicklung von Wikidata oder auch unser Werben auf politischer Ebene für bessere Produktionsbedingungen für Freies Wissen, für das wir einen langen Atem benötigen. Wenn wir nun also unsere Aktivitäten langfristiger planen, dann stellt sich automatisch die Frage, wie stabil unsere finanziellen Quellen eigentlich sind: Welchen Einfluss könnte beispielsweise eine negative Berichterstattung über Wikipedia auf die Spendenbereitschaft haben? Und wie abhängig sind wir von der finanziellen Situation einzelner wichtiger Drittmittelgeber?

Aus diesen und weiteren Überlegungen heraus hatte das Präsidium 2016 den Vorstand beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten, wie die finanzielle Stabilität von Wikimedia Deutschland langfristig gesichert werden kann. Viele davon wurden in der Folge vom Präsidium beschlossen und sind mittlerweile umgesetzt. Zwei größere Themen stehen allerdings noch aus: Zum einen wollen wir herausfinden, ob und wie wir planvoller als heute auch einzelne vermögende Individuen von unserer Arbeit überzeugen und als Großspender gewinnen können. Zum anderen wollen wir die Frage bearbeiten, ob wir – wie viele andere gemeinnützige Vereine auch – einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb als zusätzliche Finanzierungsquelle aufbauen sollten und könnten. Wir haben hier den Fokus zunächst auf das Thema des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes gesetzt und uns diesem in einem durch den Vorstand verantworteten Kreativprozess in den letzten Monaten näher gewidmet.

Drei Ideen

Uns ist bewusst, dass wir hier auf schwierigem Terrain unterwegs sind: Die Unternehmung muss zu uns passen. Sie darf nicht im Widerspruch zu unseren Zielen und Idealen stehen, sondern sollte sie im besten Falle sogar aktiv unterstützen. Über einen Zeitraum von drei Monaten haben wir mit externer Unterstützung unzählige kreative Ansätze angedacht, diskutiert, revidiert, beleuchtet, neu zusammengestellt – und die meisten dann doch wieder verworfen. Unter den vielen Ideen kristallisierten sich am Ende nur drei heraus, die aus unserer Überzeugung eine Chance auf Erfolg haben könnten und die wir uns deswegen nun noch einmal genauer ansehen wollen:

  1. Institutionelle Beratung: Urheberrechtsfragen sind komplex und schwer zu durchringen, die Digitalisierung von Wissen wirft für viele Institutionen neue Fragen auf und das Interesse an freien Lizenzmodellen nimmt stetig zu. In den letzten 14 Jahren hat Wikimedia Deutschland zu diesen Themen jede Menge Expertise gesammelt, nach der immer mehr Institutionen händeringend suchen. Wir könnten diese Nachfrage bedienen, indem wir Organisationen und öffentliche Einrichtungen professionell beraten sowie passende technische Lösungen für sie entwickeln. Beispiele dafür sind z.B. eine begleitende technische und nicht-technische Unterstützung bei der Digitalisierung von Wissens-Archiven.
  2. Merchandise: Die Wikimedia-Projekte, und darunter insbesondere die Wikipedia, gehören zu den beliebtesten gemeinnützigen Initiativen weltweit. Hunderte Millionen Menschen greifen auf die Inhalte zu, Tausende tragen allein in Deutschland aktiv dazu bei, das Wissen der Menschheit zu teilen. Dennoch gibt es nur wenige Möglichkeiten, die eigene Verbundenheit mit und Begeisterung für Wikimedia in der Öffentlichkeit zu teilen. Wir wollen schauen, ob wir dieser Nachfrage mit passenden kreativen Artikeln gerecht werden und dabei auch weitere Einnahmen zugunsten Freien Wissens generieren können.
  3. Transaktions- und Ertragsspenden: In den letzten Jahren sind vermehrt Modelle erfolgreich getestet worden, die auf “automatische” Spenden im Rahmen von Zahlungen oder Finanzerträgen hinauslaufen. So gibt es beispielsweise Initiativen, die Kunden im Einzelhandel oder auch Online animieren, Beträge zum nächsten Euro aufzurunden. Die Differenz wird dann an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. Analog gibt es Finanzprodukte, deren Erträge jährlich steuersparend vollständig oder teilweise gespendet werden. Wir wollen untersuchen, ob solche Modelle auch für Wikimedia erfolgreich umgesetzt werden können.

Von der Idee zur Umsetzung?

Der Vorstand hat jetzt den Auftrag, im nächsten Schritt Geschäftspläne zu diesen drei Ideen auszuarbeiten. Diese sollen neben einer umfassenden Beschreibung des Geschäftsmodells auch eine genaue Betrachtung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken enthalten. Dabei soll insbesondere die Natur des Vereins als gemeinnützige Organisation und die Kompatibilität mit dem Satzungszweck berücksichtigt werden. Und natürlich müssen sich Geschäftsideen in einer genaueren Prüfung auch als umsetzbar und klar rentabel erweisen.

Bis Ende September sollen die Geschäftspläne fertiggestellt und dem Präsidium vorgelegt werden. Erst dann ist eine Beurteilung möglich, welche davon wir weiterverfolgen und tatsächlich umsetzen möchten. Wir hoffen, dass wir am Ende dieses Unterfangens eine weitere Säule aufbauen können, die uns langfristig bei der Finanzierung unserer Vorhaben zusätzliche Stabilität gibt. Ob wir hierfür die passende Idee schon gefunden haben, werden wir sehen.

Zu den Autoren:

Kurt Jansson ist stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums und Mitglied des Finanzausschusses. Abraham Taherivand ist Geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland e. V.

Kommentare

  1. Laura
    24. August 2018 um 11:47 Uhr

    Klingt spannend! Besonders das Merchandise halte ich für eine sehr vielversprechende Option.

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