Spannend für Kulturinstitutionen: Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen der Wikimedia-Projekte
Das digitale Ehrenamt setzt sich als Idee und Schlüsselfunktion für Kulturinstitutionen im Netz zunehmend in den Einrichtungen durch. Darauf antwortend stellten Mitglieder des lokalen Wikipedia-Treffpunktes Kontor Hamburg im Format Wikiversum Weltcafé die Projekte Wikimedia Commons, Wikipedia und Wikidata vor. Das Interesse an Funktionsweise und Nutzungsmöglichkeiten der Wikimedia-Projekte war groß, etwa 60 Teilnehmende wechselten hier von Projekt zu Projekt und informierten sich über die Welt hinter den Kulissen von Wikipedia. Gerade die Anknüpfungsmöglichkeiten mit Wikidata werden für viele Institutionen immer interessanter, und die Wissensstände hierzu wachsen.
Die Institutionen stellen ihre möglichen #Datensätze für @codingdavinci vor #ke15 pic.twitter.com/GkFtozW5Jq
— Stephanie Weber (@klimperfee) November 6, 2015
In einem weiteren Workshop sondierten Vertreterinnen und Vertreter lokaler Institutionen, ob ein Ableger des Kultur-Hackathons “Coding da Vinci” in Hamburg denkbar sei. Mitarbeitende präsentierten Datensätze aus ihren digitalisierten Beständen, die für eine hanseatisches Coding da Vinci in 2016 interessant wären. (Spoiler: Es sieht gut aus!!) Zahlreiche Institutionen sind inzwischen auf den Hackathon aufmerksam geworden und setzen in ihren Häusern durch, dass einzelne Datensätze extra für die Teilnahme frei lizenziert werden. Spielerisch gingen wir das im Kulturbereich oft noch gemiedene Thema der korrekten Lizenzierung von digitalisiertem Kulturgut an. Das Workshop-Format “CC Change your mind – Kennzeichnung freier Inhalte im digitalen Kulturerbe”, das Wikimedia Deutschland gemeinsam mit der Deutschen Digitalen Bibliothek entwickelt hat, hilft Mitarbeitenden aus Kulturinstitutionen dabei, mehr Sicherheit im Umgang mit Lizenzen zu gewinnen. Nach einer Einführung in die Thematik nahmen die ca. 40 Teilnehmenden in einem Rollenspiel eine Fürsprecher- oder Kritikerrolle gegenüber freien Lizenzen ein. Bei der Diskussion lernten sie so verschiedene Aspekte der korrekten Lizenzierung kennen.
Mindbogglingly well crafted workshop “©© change your mind” by @EllenEuler & @fischerdata #ke15 #copyright pic.twitter.com/WWdQWtsOh2 — Stephan Bartholmei (@therealstief) November 5, 2015
Aufruf zur Unterzeichnung der „Hamburger Note“ zur Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen
Im Vorfeld der der diesjährigen Konferenz ist mit der „Hamburger Note zur Digitalisierung des kulturellen Erbes“ eine allgemeine Erklärung unterzeichnet worden, die auf die komplizierte Rechtesituation bei der digitalen Publikation urheberechtlich geschützter Werke hinweist und ein deutliches Plädoyer für die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen beinhaltet. Dreizehn Vertreterinnen und Vertreter deutscher Kulturinstitutionen sowie Rechtsexpertinnen und -experten, die sich mit der Bewahrung von Kulturgut beschäftigen, haben sich zu dieser gemeinsamen Erklärung zusammengefunden, um den Diskurs in der Urheberrechtsdebatte voranzubringen. Auch auf der Konferenz spielte dieser Vorstoß eine wichtige Rolle. Konferenzleiter Dr. Paul Klimpel rief alle anwesenden Vertreterinnen und Vertreter ihrer Häuser direkt zur Unterzeichnung der Hamburger Note auf. Auch die abschließende Podiumsdiskussion, bei der Tim Moritz Hector als Vorsitzender des Präsidiums von Wikimedia Deutschland vertreten war, fokussierte die Frage des Urheberrechts. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich rechtliche Bedingungen über kurz über lang dem transnationalen Zeitalter anpassen müssten und plädierte für eine möglichst offene Zugänglichkeit zu kulturellen Beständen im Sinne des Freien Wissens.
Fazit: Der Wille zur freien Zugänglichkeit nimmt in Kultureinrichtungen zu
Als Fazit der Konferenz steht eine positive Einschätzung der Zukunft von allen Seiten. Wo vor einigen Jahren noch Skepsis und Vorbehalte der Institutionen gegenüber ‚dem Internet‘, digitaler Öffnung oder gar freier Lizenzierung spürbar waren, blickte man jetzt in freundlich lächelnde Gesichter zum Thema des offenen Zugangs zu kulturellen Beständen. Der Wille zur Öffnung, das wurde deutlich, ist inzwischen zunehmend spürbar und konsensfähig, auch wenn es an allen Enden knirscht, gerade beim Thema Urheberrecht.
Viele Häuser arbeiten an einer digitalen Agenda, und zunehmend beziehen sie dabei auch eine Öffnung im Sinne des Freien Wissens mit ein. Die diesjährige Konferenz trug dazu bei, diese Entwicklung weiter voranzutreiben. Ein Paradigmenwechsel im Bereich von Kultur- und Gedächtnisinstitutionen trat gerade bei den partizipativen Konferenzformaten zum Vorschein, bei der sich alle Institutionsvertreter einbringen konnten: „Museen wandeln sich vom Wissenshüter zum Facilitator“ (Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Naturkundemuseums Berlin). Dieser Herausforderung und dieser spannenden Aufgabe nehmen sich immer mehr Menschen in den Institutionen an. Wir möchten diesen Weg weiterhin gemeinsam mit ihnen und dem Wikiversum gestalten. Denn es bewegt sich doch.
Es bewegt sich nicht/ Und es bewegt sich doch. #ke15 Urheberrechtspanel as seen by @playability pic.twitter.com/3TGt5H8b3b
— David Pachali (@dpachali) November 6, 2015
Hallo Marcus,
das ist in der Tat schade, wenn Dich weder über die GLAM-Mailingliste (18. August) noch über die Wikimedia Woche (5. November) oder anderswo Ankündigungen für die Konferenz erreicht haben. Tatsächlich waren dieses Jahr erstmals mehrere Ehrenamtler des Kontor Hamburg in das offizielle Programm der Konferenz eingebunden und gestalteten es mit, siehe Programmteil Wikiversum Weltcafé. Dies noch zu verbreitern ist weiterhin ein Ziel der WMDE-Kulturarbeit. Grüße! Lilli
Schade. Ich habe davon nichts mitbekommen. Und kenne auch sonst Niemanden. Wäre wirklich schön, wenn WMDE hier endlich wieder auf breiterer Ebene unsere Ehrenamtler einbinden würde. Es wird immer mehr zu einem Nebeneinander.