Viele Menschen schreiben bei Wikipedia mit, ohne sich ein eigenes Benutzerkonto anzulegen. Das kann spontan passieren, wenn zum Beispiel jemand einen Fehler in einem Artikel entdeckt und ihn schnell korrigieren möchte. Diese Offenheit ist gewollt und ein Grundprinzip der Wikipedia: Alle sollen mitmachen können, auch ohne Anmeldung. Bislang wurden Bearbeitungen von nicht angemeldeten Mitwirkenden der IP-Adresse zugeordnet – eine Zahlenkombination, die Rückschlüsse auf das Gerät oder den Internetanschluss zulässt.

Das war nicht ganz unproblematisch – vor allem in Sachen Datenschutz. Denn bei jeder Bearbeitung ohne Benutzerkonto wurde die IP-Adresse öffentlich sichtbar, zum Beispiel in der Versionsgeschichte oder in Logbucheinträgen. Das kann vor allem für Menschen gefährlich werden, die zu sensiblen Themen schreiben oder aus einem Land mit eingeschränkter Meinungsfreiheit beitragen.

Um den Schutz zu erhöhen, hat die Wikimedia Foundation die temporären Konten eingeführt, die jetzt auch in der deutschsprachigen Sprachversion aktiv sind. Sie sorgen dafür, dass Beiträge weiterhin nachvollziehbar bleiben, ohne dass sensible Daten einer breiten Öffentlichkeit preisgegeben werden. So wird das Mitmachen nicht nur einfacher, sondern auch deutlich sicherer.

Wie funktionieren temporäre Konten?

Wer ohne eigenes Benutzerkonto in der Wikipedia etwas bearbeitet, bekommt jetzt automatisch ein temporäres Konto, das maximal 90 Tage lang gültig ist. Das Konto wird mit einem Cookie im Browser gespeichert. Es erkennt den Browser und das Gerät, von dem aus man editiert. So können alle Bearbeitungen in dieser Zeit dem gleichen Konto zugeordnet werden – auch wenn sich die IP-Adresse ändert.

Die IP-Adresse, die zum Zeitpunkt der Bearbeitung verwendet wurde, wird nur noch für 90 Tage gespeichert und ist nicht mehr öffentlich sichtbar, sondern kann nur von Wikipedia-Aktiven eingesehen werden, die die Voraussetzungen erfüllen.

Mehr Schutz, mehr Möglichkeiten

Mit den temporären Konten wird nicht nur die Privatsphäre gestärkt – auch die Kommunikation mit der Community wird verbessert. Künftig können auch nicht angemeldete Beitragende Rückmeldungen erhalten, zum Beispiel ein „Danke“ für eine gute Bearbeitung oder eine Einladung zur Diskussion. Das stärkt den Austausch und macht die Wikipedia noch offener für neue Mitmachende.

Auch bei der Bekämpfung von Manipulation und Vandalismus helfen die temporären Konten. Die Community kann entsprechende Personen ausschließen, indem sie einfach ihre temporären Konten sperrt. Eine gesperrte Person ist nicht in der Lage, schnell neue temporäre Konten zu erstellen, wenn Administrator*innen oder andere Wikipedianer*innen mit entsprechenden Rechten diese Option auswählen.

Die beste Wahl: Ein dauerhaftes Benutzerkonto

Bei allen Vorzügen der temporären Konten gilt: Ein eigenes Benutzerkonto in der Wikipedia anzulegen, ist noch immer der beste Weg, sich an dem Projekt zu beteiligen, weil es die meisten Funktionen und Interaktionsmöglichkeiten bietet. Mit einem festen Konto ist es zum Beispiel möglich, Einstellungen festzulegen, Beobachtungsliste zu führen, Dateien hochzuladen – oder ein Dankeschön an andere zu senden.

Auf dieser Hilfeseite wird genau erklärt, wie man sich ein Benutzerkonto anlegen und die Vorteile nutzen kann. Wir wünschen viel Spaß beim Mitmachen!

Schutz für Wikipedia-Ehrenamtliche

Wikipedia ist weltweit immer wieder von Zensur und Blockaden betroffen. Gerade in den betroffenen Ländern ist der Schutz der mitwirkenden Ehrenamtlichen besonders wichtig. Dabei helfen nicht nur temporäre Konten. Die Wikimedia Foundation hat 2021 ein Human Rights Team eingerichtet, das sich der Wahrung und Verteidigung der Sicherheit der Ehrenamtlichen widmet und sie nach besten Kräften vor Angriffen schützt. Auch Wikimedia Deutschland bietet den Ehrenamtlichen rechtliche Unterstützung. Mehr dazu in diesem Blogartikel.

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