Freies Wissen in Zeiten von Populismus und Manipulation: Auftakt mit Tiefgang

Wie sichern wir Freies Wissen in einer Zeit von Desinformation, KI-generierten Inhalten und politischem Druck? Diese Frage stand am Vorabend der Mitgliederversammlung im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Populismus, Desinformation und Manipulation – wie retten wir valides Wissen im Netz?“. In unserer Geschäftsstelle in Berlin diskutierten Expert*innen und rund 100 Gäste über die drängenden Herausforderungen unserer Informationsgesellschaft.

Zum Auftakt hielt Teresa Dapp, Leiterin des dpa-Faktencheck-Teams, eine eindrückliche Keynote. Früher habe Journalismus erklärt, „was ist“, heute müsse er oft nachweisen, „was nicht ist“, so Dapp. Sie und ihr Team würden viele Ressourcen, Anstrengungen und Zeit in die Berichtigung von Falschinformationen – ob aus Versehen oder gezielt gestreut – investieren. Besonders kritisch werde es, wenn Menschen keine gemeinsame Faktenbasis mehr teilten. Dapps Appell: Es brauche klare Regeln für Internet-Plattformen, mehr Zugang zu geprüften Informationen – und Medienkompetenz für alle.

Dem pflichtete der Berliner Lehrer Robin Miska bei, der am Schadow-Gymnasium in Berlin unterrichtet und auch auf dem Podium saß. Digitale Mündigkeit sei wie ein Muskel, der trainiert werden müsse, so Miska. Den Schülerinnen und Schülern fehle heutzutage oft Grundwissen, da die Hauptquelle für Informationen bei den jungen Menschen meist Social Media ist. Neben dem Verbot von digitalen Endgeräten an Schulen brauche es die Vermittlung von Medienkompetenz – beispielsweise durch die Arbeit an der Wikipedia. Miska berichtete, wie die Schülerinnen und Schüler, die am Wikipedia-Projekt teilnahmen, Erfolgserlebnisse beim Editieren hatten, über Quellenarbeit und das System Wikipedia lernten und dabei von Konsumierenden zu Schaffenden geworden seien.

Vier Podiumsgäste vor Publikum

Leuchtturm Wikipedia: Community-Arbeit gegen Manipulation

Wikipedia ist eine der meistgenutzten Websites weltweit. Damit habe die Wikipedia-Community eine große Verantwortung, was die Bereitstellung verlässlicher Informationen angeht, bestätigte der Wikipedianer Johannnes89 auf dem Podium. Er erläuterte, wie die Community kontinuierlich gegen Desinformation und Manipulationen vorgeht: Durch Sichtung neuer Artikel, engmaschiger Überwachung von Artikeln, die von politisch-gesellschaftlicher Brisanz sind und die themenspezifische Arbeit der Wikipedia-Redaktionen. So bleibt Wikipedia eine verlässliche Informationsquelle. (Mehr dazu in diesem Blogbeitrag)

Ebenfalls auf dem Podium: Ann-Kathrin Benner, Projektkoordinatorin im Projekt „Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation“ am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft. Sie äußerte sich angesichts der Bedrohung durch KI optimistisch: Wissen werde immer durch Communitys erarbeitet, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wikipedia. „Diese Communitys werden sich das Heft nicht einfach aus der Hand nehmen lassen”. Es sei aber entscheidend, sich auf die veränderten Verhältnisse einzustellen, hakte Lehrer Miska ein: „Facharbeiten, Hausaufgaben, das ist eigentlich tot“, da die Schülerinnen und Schüler zu Hause einfach eine KI zum Einsatz brächten und die Eigenleistung für die Lehrkräfte schwer feststellbar ist. Beispielsweise stellt das Bundesland Niedersachsen Prüfungen und Lernen in der Oberstufe um, um hier eine Antwort zu finden.

Starke Beteiligung – konstruktive Ergebnisse

Austausch mit Mitgliedern im Vorfeld der Mitgliederversammlung 2025

Am Tag der Mitgliederversammlung kamen in Berlin und online insgesamt rund 180 Mitglieder zusammen. Vor dem offiziellen Teil fand eine Einführung zu Wikimedia Deutschland und den Projekten sowie ein Austausch zu Wikimedias Engagement in der globalen Internetpolitik statt. Zahlreiche Mitglieder nahmen daran engagiert teil.

Im offiziellen Teil entlasteten die Mitglieder den Vorstand, bekamen einen umfangreichen Einblick in das Geschäftsjahr 2024 und genehmigten den Jahresabschluss. Mit Renate Dürr und Jutta Wegener wurden zwei der vier Kassenprüfer*innen des Vereins wiedergewählt. Das Protokoll der Mitgliederversammlung wird in Kürze im Online-Mitgliederbereich veröffentlicht.

Herzlichen Dank an alle, die an diesem Wochenende mit dabei waren, für diese tolle Mitgliederversammlung. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.

Das Jahr 2024 hat uns deutlicher denn je vor Augen geführt, wie wichtig der freie Zugang zu verlässlichem Wissen ist. Gemeinsam mit der ehrenamtlichen Community und zahlreichen Parnerinitiativen haben wir uns in vielen Bereichen dafür stark gemacht, dass Wissen offen und zugänglich bleibt. Einen umfassenden Einblick bietet unser aktueller Jahresbericht.

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