W wie Wiki-Wissen
W wie Wissenschaft – und wie Wikipedia vergessene Forscherinnen sichtbar macht

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Hanna Klein
20. Februar 2025

#1 Lise Meitner
Die österreichische Kernphysikerin und Pionierin der Radiochemie ist ein Paradebeispiel für den Matilda-Effekt: Sie trug wesentlich zur Entdeckung der Kernspaltung bei, den Nobelpreis erhielt jedoch ihr Kollege Otto Hahn.
Was ist der sogenannte Matilda-Effekt?
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts kritisierte die Frauenrechtlerin und Journalistin Matilda Joslyn Gage, dass wissenschaftliche Leistungen von Frauen oft übersehen oder ihren männlichen Kollegen zugeschrieben würden. Die Wissenschaftshistorikerin Margaret Rossiter nannte dieses Phänomen später den Matilda-Effekt.

#2 Rosalind Franklin
Die britische Biochemikerin erlebte Ähnliches. Für die Entdeckung der DNA Doppelhelix wurden allein die Molekularbiologen Francis Crick und James Watson mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Dabei war sie es, die die Theorie zur DNA-Struktur bestätigte. Die Männer nutzten die unveröffentlichten Daten Rosalind Franklins ohne deren Erlaubnis.

#3 Margaret Hamilton
Die amerikanische Informatikerin und Mathematikerin ist die unbekannte Heldin der Mondlandung. Während den meisten nur Neil Armstrong und vielleicht noch Buzz Aldrin ein Begriff ist, war sie es, die den Computercode entwickelte, der die Mondlandung erstmals ermöglichte.
Projekt: Women in Red
Aktuell beträgt der Anteil von Frauenbiografien in der deutschsprachigen Wikipedia 18,2 Prozent. Seit 2009 hat sich der Gender Gap bei Biografien insgesamt um 3,6 Prozentpunkte verringert. Dies ist unter anderem zahlreichen Projekten zu verdanken, in denen Ehrenamtliche gezielt an Artikeln über Frauen arbeiten.
Die fehlenden Frauenbiografien – aufgrund der rot markierten fehlenden Links „Women in Red“ (und in der deutschsprachigen Wikipedia Frauen in Rot) genannt – werden auf der gleichnamigen Projektseite gesammelt. Dort kann auch die Entwicklung der Zahlen im Live-Ticker verfolgt werden. Eine eigene Statistikseite dokumentiert außerdem den Anteil von Biografien nicht-binärer, inter- und transgeschlechtlicher Menschen in der Wikipedia.

#4 Alice Ball
Die amerikanische Chemikerin entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts die erste Methode um Lepra zu heilen. Sie starb,bevor sie ihre Ergebnisse veröffentlichen konnte. Der Chemiker Arthur L. Dean tat dies stattdessen, ohne ihren Namen zu nennen. Erst 1922 wurde Balls Leistung öffentlich gewürdigt.
Mitmachen
Sie möchten, dass Forscherinnen die Anerkennung erhalten, die sie verdienen, und haben Interesse daran, zu Wikipedia, Wikimedia Commons oder Wikidata beizutragen? Lernen Sie, wie es geht! Mit der 30-Tage-Wikipedia-Challenge entdecken Sie Schritt für Schritt den Kosmos der Wikimedia-Projekte und werden ans Teilnahme herangeführt.
In der Reihe W wie Wiki-Wissen präsentieren wir spannende, kuriose oder überraschende Fakten aus den Tiefen der 3.000.000 Artikel der deutschsprachigen Wikipedia. Das können Informationen zu Jahres- oder Gedenktagen, großen Ereignissen oder aktuellen Debatten sein. Für das Gespräch beim Abendessen, den Smalltalk in der Mittagspause, die Unterhaltung bei der Familienfeier – und alle anderen Gelegenheiten, bei denen man mit Wiki-Wissen glänzen kann.