Preisverleihung
Die Feier der freien Bilder – Das war die „Wiki Loves“-Preisverleihung 2024
Patrick Wildermann
11. Dezember 2024
Zehntausende Fotos wurden auch in diesem Jahr wieder aus Deutschland bei den Wettbewerben Wiki Loves Monuments, Wiki Loves Earth und erstmals bei Wiki Loves Folklore eingereicht. Damit leisten die Ehrenamtlichen der Wikimedia-Communitys einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Denkmalschutz sowie zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes. Alle bei Wikimedia Commons hochgeladenen Fotos stehen unter freier Lizenz und können so in den Wiki-Projekten, allen voran in der Wikipedia, genutzt und der ganzen Welt zugänglich gemacht werden.
Die Sieger*innen werden alljährlich im Rahmen einer feierlichen Gala geehrt – was nicht zuletzt eine schöne Gelegenheit für die Community bietet, sich persönlich zu treffen und auszutauschen. Diesmal fand die Ehrung am Nikolaustag in der Geschäftsstelle von Wikimedia Deutschland statt, wo rund 70 Mitglieder der Community und weitere geladene Gäste zusammen kamen – musikalisch eingestimmt vom Kitschchor Kreuzberg e.V., der den Abend immer wieder mit Acapella-Songs aus verschiedenen Liedkulturen bereicherte.
Bilder von beeindruckender Qualität
„Beeindruckend ist nicht nur die hohe Zahl der bei den Wettbewerben eingereichten Fotos, sondern auch, von welcher Qualität sie sind“, lobte Alice Wiegand, Vorsitzende des Präsidiums von Wikimedia Deutschland, in ihrer Videobotschaft. Aus den Bildern sprächen Sorgfalt, Mühe und ein hohes Bewusstsein für die Kunst der fotografischen Komposition.
Generell gab es bei der Preisverleihung – die zeitlich nahe an den Internationalen Tag des Ehrenamts angedockt war – viel Anerkennung für die Arbeit und den Einsatz der Ehrenamtlichen. Oliver Friederici, Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Berliner Senat, betonte, dass gerade auch das digitale Ehrenamt dazu beitrage, „Brücken zu bauen“ und „die Basis für kulturellen Austausch zu schaffen.“
„Wir haben in Deutschland über 600 Preise für ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement. Mir sind allerdings nur wenige bekannt, die auch digitales Ehrenamt auszeichnen“, stellt die Vorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, Katarina Peranić, fest. Schon von daher seien die „Wiki Loves“-Preise in den drei Fotowettbewerben etwas ganz Besonderes: „Das Engagement von Menschen zu würdigen, die sich digital engagieren, ist wichtig, weil es Vorbildcharakter hat.“
Die Grußbotschaften bei der Preisverleihung 2024
Oliver Friederici, Staatssekretär, Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Alice Wiegend, Vorsitzende des Präsidiums von Wikimedia Deutschland.
Rainer Eglseder, Museumsleitung MASKEUM.
Preise und andere Wertschätzung
Jeweils die ersten drei Sieger*innen der Wettbewerbe Wiki Loves Monuments, Wiki Loves Earth und Wiki Loves Folklore bekamen bei der Preisverleihung, die von Wikipedianerin Elya und Waltraud von Pippich moderiert wurde, ihre Urkunde überreicht. Außerdem gab es in diesem Jahr zwei Sonderpreise: Anlässlich des 10. Geburtstages des Kinderlexikons Klexikon wurde im Rahmen von Wiki Loves Monuments der Sonderpreis Kinderwelten für Fotos von Kulturdenkmälern und Bauwerken für eine junge Zielgruppe verliehen. Wiki Loves Earth lobte einen Extrapreis für Fotografien von Feldrainen und Feldgehölzen aus.
Gerahmt wurden die Laudationes, die Mitglieder der Community auf die Preisträger*innen hielten, jeweils durch einen wertschätzenden Gruß von Vertreter*innen von Institutionen. Ulrike Wendland, Leiterin der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK), würdigte den Beitrag von Wiki Loves Monuments für den Erhalt des Baukulturerbes: „Eine Gesellschaft braucht Erinnerungsmale“, so Wendland. Gerade für die nächsten Generationen sei es wichtig, dass die Wettbewerbsbilder auch jene Bauwerke digital festhielten, die aus verschiedenen Gründen physisch verloren gehen könnten: „Deshalb hört Denkmalpflege nie auf.“
Susanne Baumann, Bundesgeschäftsführerin beim Naturschutzbund (NABU), hob hervor, wie Wiki Loves Earth mit Naturaufnahmen die zunehmend bedrohte biologische Vielfalt nicht nur sichtbar, sondern wirklich erlebbar mache. Was zum bewussteren Umgang mit Natur beitrage: „Wir schützen nur, was uns nahegebracht wird.“
Elisabeth Tietmeyer, Direktorin des Museums Europäischer Kulturen, nahm den Wettbewerb Wiki Loves Folklore – der 2024 erstmals auch von der deutschsprachigen Community veranstaltet wurde – zum Anlass für einen spannenden Exkurs über den Begriff „Folklore“ und führte aus, dass darunter eben auch Formen populären Erzählens zu verstehen seien: Sagen, Märchen, mündliche Überlieferungen. Eine Tradition, an die der Fotowettbewerb mit seinen Bildern von Brauchtum oder Festen anknüpft.
Wikimedia Commons frei nutzen
Alle Fotos der Wiki Loves-Wettbewerbe werden auf Wikimedia Commons hochgeladen – der weltweit größten Sammlung freier Medien. Dort stehen mittlerweile über 108 Millionen gemeinfreie und frei lizenzierte Fotos, Audio- und Videodateien zur Verfügung. Und das Beste daran: Diese Inhalte können nicht nur in alle Wiki-Projekte eingebunden, sondern auch von jedermann jederzeit und überall genutzt werden.
Dabei sein ist alles
Die Preisverleihung wurde auch in diesem Jahr wieder live gestreamt. Im lokalen Raum Neu-Ulm traf sich die Wiki -Community zum Public Viewing, die Ehrenamtlichen von Wikipedia:Hannover schauten gemeinsam bei der Weihnachtsfeier die Aufzeichnung der Veranstaltung.
Für die meisten Ehrenamtlichen, die sich bei den Wettbewerben engagieren, geht es dabei nicht in erster Linie ums Gewinnen: „Ich finde grundsätzlich, dass die Wiki-Projekte eine gute Sache sind, die Preise sehe ich eher als schönen Nebeneffekt, als zusätzlichen Anreiz“, so der Wikipedianer Jojoo64, der den 2. Platz bei Wiki Loves Monuments errang. „Vor allem geht es mir darum, mich für Freies Wissen zu engagieren.“
So sieht es auch die Wikipedianerin Würmchen, die bei Wiki Loves Folklore den 3. Platz belegte: „Es motiviert einfach, sich mit anderen Fotografen zu messen, im sportlichen Wettbewerb, ohne Konkurrenzgedanken.“ Wikipedianer Mölchlein – der das diesjährige Siegerfoto bei Wiki Loves Folklore schoss – erzählt über seine Motivation: „Die Wikipedia dient mir schon lange als Quelle für Informationen. Über eine Bannerwerbung bin ich auf den Wettbewerb Wiki Loves Earth aufmerksam geworden und habe im gleichen Jahr auch an Wiki Loves Monuments teilgenommen – für mich eine willkommene Möglichkeit, aktiv zu einem Projekt beizutragen, das ich bis dahin nur passiv genutzt hatte.“ Beide finden, dass die Fotowettbewerbe helfen, „zumindest einen kleinen Teil einer sich rasant verändernden Welt festzuhalten.“
„Ich wünsche mir mehr Anerkennungsformate für das digitale Engagement“, schließt Stiftungs-Vorständin Katarina Peranić: „Auch um aufzuzeigen, wie wir im digitalen Wandel Menschen unterstützen können, die sich in ihrer Freizeit unentgeltlich engagieren.“
Die Preisverleihung 2024 noch einmal genießen
In Kürze veröffentlichen wir hier die Aufzeichnung der Preisverleihung.