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Wiki-Projekt

Alles Wissenswerte für unterwegs – Der freie Reiseführer WikiVoyage feiert Geburtstag!

Freies Wissen über die Sehenswürdigkeiten dieser Welt bietet natürlich die Wikipedia – aber auf Wikivoyage finden Reisende darüber hinaus Themen-Specials, Empfehlungen für Hotels oder Bars und praktische Informationen zu etlichen nahen und fernen Zielen. Der Wikipedianer DerFussi hat das Projekt vor 18 Jahren mitgegründet. Anlässlich des Geburtstags von Wikivoyage am 10. Dezember 2024 erzählt er, was den freien Online-Reiseführer ausmacht – und welche Orte noch auf seiner persönlichen Wunschliste stehen.

Patrick Wildermann

10. Dezember 2024

Wie fing Deine persönliche Geschichte mit Wikivoyage an? 

DerFussi: Das muss 2004 gewesen sein, im Urlaub natürlich. Ich bin in einem Internetcafé in Kambodscha auf das Vorgängerprojekt WikiTravel gestoßen und fand das Konzept ziemlich cool. Also fing ich an, dort regelmäßig beizutragen, vor allem, wenn ich irgendwo auf Reisen war. 2006 – ich war mittlerweile Admin auf WikiTravel.de – kam die Nachricht, dass die Seite an einen kommerziellen Anbieter verkauft werden soll, der vielleicht Werbung schalten würde. Die Zukunft war ungewiss.

Themenspecials auf Wikivoyage: Mekong, Laos, Kambodscha

Welche Konsequenzen habt ihr daraus gezogen? 

Einige Admins und Autoren der deutschen Community hatten die Idee: Warum spalten wir uns nicht mit einem eigenen Wiki-Reise-Projekt ab? Die Lizenz erlaubte es, also gründeten wir mit zehn Leuten den Verein Wikivoyage. Wir haben einen Server gemietet, ein Wiki aufgesetzt und die deutschsprachigen Artikel von WikiTravel kopiert. Als Wikivoyage sind wir dann im Dezember 2006 an den Start gegangen. 2012 haben wir einen Vertrag mit der Wikimedia Foundation geschlossen und die Namensrechte übertragen – seitdem sind wir offizielles Schwesterprojekt.

Wofür steht Wikivoyage?

Wir stellen aktuelle, freie Informationen über Reiseziele bereit, die von Community-Mitgliedern live vor Ort recherchiert und up to date gehalten werden. Anders als die Wikipedia bieten wir Empfehlungen zu Hotels, Restaurants, Bars, Clubs – im Grunde wie jeder Reiseführer. Der Bereich Sehenswürdigkeiten ist meistens auch in der Wikipedia abgebildet, allerdings ohne Öffnungszeiten und Kontaktinformationen zu jedem Objekt. Die finden sich auf Wikivoyage. Aufgrund unserer Empfehlungen können wir natürlich nicht komplett neutral sein. Es gibt schon die Maßgabe, bei den Beschreibungen sachlich zu bleiben, aber eine Liste von Hotels ist zum Beispiel in irgendeiner Form von den Autoren kuratiert.

Wie groß ist die deutschsprachige Community?

Geführt werden im Wiki einige hundert Ehrenamtliche, die in den vergangenen drei Monaten mindestens einen Edit gemacht haben. Der harte Kern derjenigen, die permanent aktiv sind, ist natürlich kleiner, um die 50 Menschen, würde ich schätzen. Zumindest per Nutzernamen kenne ich alle! Die englische Community ist um einiges größer.

Sehenswürdigkeiten auf Wikioyage: Bandenburger Tor, Berlin, Deutschland

Hast Du als Autor bei Wikivoyage einen Schwerpunkt?

Ich bereise vor allem Südostasien. Das aktuellste Beispiel für meine Arbeit ist der Eintrag über Railay Beach, in meinen Augen einer der schönsten Strände Thailands. Er befindet sich auf einer abgelegenen Halbinsel, abseits der Touristenpfade, und steht gerade zur Abstimmung, „Reiseziel des Monats“ auf Wikivoyage zu werden, das von der Community gewählt wird. Davor war ein größeres Projekt von mir ein Artikel über LGBT in Singapur – mit viel fachlichem Background über die Geschichte und die gegenwärtige Rechtslage, und natürlich mit Empfehlungen zu gay-freundlichen Bars und Hotels. Überhaupt habe ich mir als Mitglied der User Group Wikimedia LGBT+ auf die Fahne geschrieben, weitere Länderartikel zu dem Thema zu verfassen. Hier fehlen noch viele Inhalte.

Was bietet Wikivoyage außer praktischen Informationen – und wie ist das Projekt inzwischen gewachsen?

Es gibt auf Wikivoyage eben nicht nur Einträge zu Reisezielen, sondern auch spezifische Themenartikel. Sei es eine Übersicht über die deutschen Eisenbahnmuseen für die Eisenbahnfreaks, seien es einzelne Artikel zu Wanderwegen oder bestimmten Reiserouten. Wir schreiben nicht nur speziell über Orte. Im Hauptnamensraum sind wir mittlerweile bei rund 6.500 Artikeln, vor zehn Jahren waren es erst 2900.

Hast Du keine Angst, dass Deine Lieblingsorte zu touristisch werden könnten, wenn Du sie auf Wikivoyage empfiehlst?

Nein, so denke ich nicht. Wenn ich dorthin reise, bin ich ja selbst Teil des Tourismus. Die Beschwerde, ein Ort sei „zu touristisch“, habe ich zwar selbst schon vorgebracht, im Fall von Bali. Aber mir ist bewusst, dass ich Teil des Systems bin. Ich freue mich eher, eine Empfehlung für einen abgelegenen und schönen Ort abgeben zu können und hoffe, dass die Leute ihn mit Respekt behandeln – aber hinfahren sollen sie schon.

Hintergrundinformationen auf Wikivoyage: Besakih Tempel, Bali, Indonesien

Wo sind noch weiße Flecken in Wikivoyage, was ist gut abgedeckt?

Ausführlich beschrieben ist natürlich Deutschland, auch Ägypten ist durch einen Power-User gut abgedeckt, Südostasien so gut es geht durch mich. Dünn wird es leider bei vielen der afrikanischen Ländern, selbst bei einigen südamerikanischen. Da könnten wir noch viel Hilfe gebrauchen. Auf meiner persönlichen To-Do-Liste steht noch Japan – und Bhutan als eine ganz andere Welt, die mich immer schon gereizt hat.

Was empfiehlst Du Leuten, die jetzt Lust bekommen haben, bei Wikivoyage mitzumachen?

Am besten dort anfangen, wo man selbst zuletzt im Urlaub war. Einfach mal bei Wikivoyage reinschauen, vielleicht findet sich ja eine Information, die aktualisiert werden muss, oder eine Passage, die verbessert werden kann. Das ist der beste Einstieg.

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