Dr. Dominik Scholl
Nico Schneider
Frank Böker
Sabine Müller (freie Mitarbeiterin)
3. Juni 2022
Wikimedia Deutschland tritt für Bildung als Gemeingut und eine Form des transformativen Lernens ein, die Gerechtigkeit, Mündigkeit und selbstbestimmtes Lernen in der digitalen Welt in den Vordergrund rückt. Das bedeutet, selbstbestimmte Lernformen in formellen und informellen Kontexten zu fördern, die Menschen in Beziehungen zu anderen und der Welt ins Zentrum stellen. Transformative Lernprozesse fokussieren sich weniger auf das Erreichen eines vordefinierten Lernziels, sondern auf die Lernerfahrung selbst. Dazu gehört auch, dass beispielsweise Reflexion, kritisches Engagement und differenzierte Selbsteinschätzungen in die Bewertung von Lernerfolgen einfließen.
Aus Sicht von Wikimedia Deutschland ist die persönliche Weiterentwicklung im Lernprozess wichtiger als das Zertifikat. Nur so kann Lernen – und zwar lebenslanges Lernen – ein Grundpfeiler offener, innovationsfähiger Gesellschaften sein. Diese Empfehlung teilt u. a. die OECD, die in ihrem Lernkompass 2030 herausstellt, wie wichtig kritisches Denken, Kreativität und Transformationskompetenzen auch für alternative Lösungen komplexer Probleme sind. Letztlich bestimmt die Qualität der Lernerfahrung, wie die gemeinschaftliche Auseinandersetzung und die Aneignung der digitalen Welt stattfinden – und ob das Internet Nutzenden einen digitalen Gestaltungsraum eröffnet oder sie bloß zum Konsum animiert. Nur wenn die Nationale Bildungsplattform Lernen offen denkt, kann digitale Bildung in Deutschland dazu beitragen, gesellschaftliche Probleme zu lösen.
Diesen und weitere Beiträge zur Nationalen Bildungsplattform jetzt nachlesen im Wikimedia-Politikbrief. |
Offenheit als Schlüssel
Offenheit ist ein Katalysator transformativer Bildung. Sie zeichnet sich durch ihr Potenzial aus, Lernende zu ermuntern, kritisch-konstruktiv mit Inhalten umzugehen. Sie regt an, mit anderen zusammenzuarbeiten und selbst Lerninhalte zu erschaffen, die geteilt und verändert werden können. So kann sich die Lernumgebung entlang der Bedarfe von Lernenden weiterentwickeln. In ihrer Empfehlung zu Open Educational Resources (OER) hebt die UNESCO hervor, dass offene Bildungsmaterialien nicht nur spezifische Anreize für innovative pädagogische, didaktische und methodische Ansätze setzen, sondern auch in besonderer Weise für eine Pädagogik, die auf die Selbstbestimmung von Menschen mit spezifischen Bedarfen abzielt. Damit ermöglichen OER beispielsweise Zugänge für Menschen mit Behinderungen oder Menschen, die aus marginalisierten Gruppen kommen.
Mehr Transparenz bei Planung, Gestaltung und Erprobung
Offen gestaltet kann Bildungspraxis ein zentraler Treiber für mehr gesellschaftliche Teilhabe sein. Ganz ähnlich wie bei den auf Kollaboration und Communitys aufgebauten Wikimedia-Projekten Wikipedia, Wikidata oder Wikimedia Commons können Lernende dann nämlich erleben, dass sie ihr soziales und digitales Umfeld aktiv mitgestalten können. Dies lässt sich auch auf politische Meinungsbildungsprozesse übertragen: Das von Wikimedia Deutschland und der Open Knowledge Foundation Deutschland durchgeführte Forum Open Education ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Ansätze für eine zeitgemäße Bildung in einem direkten Austausch zwischen Bildungspraktiker*innen und Parlamentarier*innen erarbeitet werden können. Diese Art von offenem und öffentlichem Diskurs käme auch der Entwicklung der Nationalen Bildungsplattform zugute.
Zuversichtlich stimmt, dass die Nationale Bildungsplattform neben proprietären, herstellergebundenen Modellen auch auf offene Softwarestandards setzt. In Sachen Informationsfluss und Beteiligung zeigt sich die Entwicklung der Nationalen Bildungsplattform allerdings bisher verschlossen. Deshalb wirbt Wikimedia Deutschland für mehr Transparenz in der Planung, Gestaltung und vor allem Erprobung im Prozess. Mehr Offenheit für die Nationale Bildungsplattform kann zu transformativem Lernen beitragen und Bildung als demokratisches Gemeingut stärken.