Frank Böker
19. August 2021
Wikimania erstmals rein digital
Nachdem die Wikimania im letzten Jahr aufgrund der Pandemie leider ausfallen musste, fand die größte Konferenz im Wikimedia-Universum nun endlich wieder statt – und zwar erstmals in ihrer Geschichte vollständig virtuell. Vom 13. bis zum 17. August versammelten sich Ehrenamtliche und Wikimedia-Mitarbeitende gleichermaßen, um gemeinsam zu diskutieren und sich an den zahlreichen Programmpunkten zu beteiligen. Die Umstellung hatte dabei auch ihr Gutes: Ohne die sonst notwendige Anreise konnten viel mehr Interessierte am Programm teilnehmen als in den Vorjahren. Über 4.000 Anmeldungen sprechen Bände!
Zahlreiche Beiträge von Wikimedia Deutschland
Auch die Zahl der Vortragenden war besonders hoch. Insgesamt weit über 150 Beiträge kamen in diesem Jahr von Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden der Wikimedia-Chapter. Auch Wikimedia Deutschland steuerte viele Vorträge und Workshops bei. Eine Auswahl:
Unter anderem sprachen Lilli Iliev, Anna Mazgal und Nicola Zeuner über das Thema Knowledge Equity – zu Deutsch Wissensgerechtigkeit. Kannika Thaimai, die Unlock Accelerator von Wikimedia Deutschland leitet, referierte über Innovationen für freien Zugang zu Wissen. Einen Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand von Wikidata gab Produktmanagerin Lydia Pintscher.
Gemeinsam mit Emilia Haas vom ZDF sprach Bernd Fiedler über den Nutzen freier Lizenzen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Lea Volz, die sich bei Wikimedia Deutschland mit Online-Kommunikationskultur beschäftigt, gab Einblicke in den Umgang mit Konflikten innerhalb der Wikipedia-Community. Und Christina Rupprecht und Lukas Walenciak stellten das Projekt „Curated Commons“ vor, in dem es um die Schaffung einer kuratierten Plattform für frei lizenzierte Bilder geht.
Viele Beiträge – und doch nur ein kleiner Auszug aus dem vollen Programm der diesjährigen Wikimania. Nachschauen lassen sich die Vorträge und Panels auf den Youtube-Kanälen der Wikimedia Foundation und von Wikipedia Weekly.
So war die Wikimania 2021 – ein Erfahrungsbericht
Nicole Ebber leitet das Team Movement Strategy & Global Relations bei Wikimedia Deutschland. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich täglich mit Fragen der globalen Zusammenarbeit. Wir haben mit ihr über ihre Erfahrungen bei der Wikimania 2021 gesprochen.
Die Wikimania hat dieses Jahr erstmals rein digital stattgefunden. Wie hat sich das für Dich angefühlt?
NICOLE EBBER: Überraschend gut! Natürlich war es schade, die vielen Menschen, mit denen ich schon so lange zusammenarbeite und die ich schätze, nicht persönlich treffen zu können. Die Wikimania war immer schon eine Energiequelle für mich. Mit so vielen Menschen zusammenzukommen, die alle gemeinsam an der gleichen Sache arbeiten – das hat mir in den letzten Jahren immer viel Kraft und Inspiration für meine eigene Arbeit gegeben.
So ganz lässt sich das im digitalen Raum natürlich nicht erleben. Und doch: Die Wikimania hat es dieses Jahr geschafft, immer wieder solche persönlichen Momente zu kreieren, zum Beispiel im Community Village oder an den virtuellen Gesprächstischen.
Gab es auch positive Veränderungen?
NICOLE: Noch nie habe ich so viele Sessions besucht wie in diesem Jahr. Es war deutlich einfacher, zwischen den einzelnen Beiträgen hin- und herzuwechseln, ganz ohne lange Wege oder Platzmangel in überfüllten Räumen. Kein Jetlag, weniger Erschöpfung – die Wikimania war dieses Jahr deutlich entspannter für mich als sonst, aber trotzdem nicht weniger reichhaltig.
Die mit Abstand wichtigste Neuerung ist aber sicherlich: Bei der Wikimania konnten diesmal viel mehr Menschen aus der ganzen Welt teilnehmen. Die Einschränkungen durch Visa, Reisekosten und den hohen Zeitaufwand fallen weg, wenn eine solche Konferenz digital ausgerichtet wird. Und es wurden Stipendien für mobile Daten oder Kinderbetreuung angeboten.
Welcher Beitrag ist Dir am meisten im Gedächtnis geblieben?
NICOLE: Auf jeden Fall die Ehrung der „Wikimedians of the Year“. Gut gefallen hat mir, dass erstmals nicht nur eine Person ausgezeichnet wurde, sondern gleich sieben. Im Grunde sind wir doch alle Wikimedians of the Year – schön, dass jetzt mehr geehrt werden. Denn natürlich geht es hier um die Menschen und ihre grandiosen Leistungen – da sieht man, wie vielfältig die Themen unseres Movements sind. Zu sehen, wie viel Freude und Applaus es bei den Geehrten und im Chat gab, war wirklich rührend.
Eine ganz kurzer, aber sehr wichtiger Beitrag kam dieses Jahr außerdem von Jan Ainali. Er hat sich mit dem Thema beschäftigt, wie sich Wikimedia noch besser aufstellen kann im Kampf gegen Desinformation und für nachhaltige Entwicklung. Seine Ideen fand ich sehr einleuchtend – das sind zehn Minuten, die ich allen nur empfehlen kann.
Was wünschst Du Dir für die nächste Wikimania?
NICOLE: Sollte die Wikimania auch im nächsten Jahr wieder virtuell stattfinden, könnte man über mehr regionale oder nationale „Satellite-Events“ nachdenken – also kleinere Vor-Ort-Veranstaltungen als Ergänzung zum virtuellen Teil. Das würde bestimmt helfen, die persönliche Interaktion zu fördern und den Austausch zu stärken.
Noch mehr erfahren?! Weitere Informationen rund um die Wikimania 2021 gibt es hier:
Wikimedians of the Year
Bei der Wikimania 2021 wurden auch die „Wikimedians of the Year“ geehrt – erstmals ging die Auszeichnung an insgesamt sieben Wikimedia-Aktive.
Wikimania 2021
Alle Programmpunkte der Wikimania 2021 zum Nachlesen und viele weitere Informationen rund um die Konferenz gibt es auf der Seite der Wikimania.