Dominik Theis
2. März 2020
Wir befinden uns auf der Zielgeraden der 19. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages und noch immer warten wir auf die von der Bundesregierung versprochene “umfassende Open Educational Resources-Strategie”. Bereits im Vorfeld des Forums Open Education diskutierten die Expertinnen und Experten aus den Bereichen der schulischen und außerschulischen Bildung darüber, wie Bildung in einer offenen digitalen Gesellschaft gelingen kann. Als Grundlage dafür diente unser Positionspapier.
Unsere Forderungen an die Bundesregierung:
Nach dem Prinzip “Öffentliches Geld, öffentliches Gut” sprechen sich
die Verfasserinnen und Verfasser gemeinschaftlich dafür aus, dass
Bildungsmaterialien, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden,
standardmäßig als Open Educational Resources
(OER) freigegeben werden. Außerdem bedarf es kontinuierlicher
Qualifizierungsangebote für Lehrpersonen. Die Weiterentwicklung von
Software und technischer Infrastruktur muss stets mit pädagogischen
Konzepten und Didaktik zusammengedacht werden. Des Weiteren erwarten wir
die Stärkung einer Kultur des Teilens und behandeln Möglichkeiten der
Qualitätssicherung.
Wir erwarten einen offenen, partizipativen Prozess im Rahmen der Erarbeitung der umfassenden OER-Strategie. Die Bundesregierung muss verstehen, dass Bildung in einer digitalisierten Gesellschaft bedeutet, starre Muster aufzubrechen und gesellschaftliche Partizipation zu fördern. Unsere Forderungen sind hierbei wegweisend.
Gesellschaftliche Bedeutung von offener Bildung
Die “Open Education Week” (dt.: Woche der offenen Bildung) wurde im Jahr 2013 von der Organisation “Open Education Global”
ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für offene Bildung zu schärfen
und die Vorteile für das Lernen und Lehren aufzuzeigen. Innerhalb des
einwöchigen globalen Events werden besondere Projekte vorgestellt und
die Wichtigkeit von offener, partizipativer, demokratischer Bildung in
der Gesellschaft betont.
Der freie und offene Zugang zu Bildung und Wissen unterstützt das
Lernen und Lehren: Lernende erhalten zusätzliche Informationen,
Standpunkte und Materialien, die ihnen zum Erfolg verhelfen. Lehrende
greifen auf Ressourcen aus der ganzen Welt zurück und finden neue
didaktische Wege. Forschende können Daten austauschen und neue Netzwerke
entwickeln. Menschen können sich mit anderen verbinden, um Ideen und
Informationen auszutauschen.
Das Bündnis Freie Bildung ist der festen Überzeugung, dass offene Bildung dazu beiträgt, soziale Bildungsungleichheit abzubauen und die gesellschaftliche Partizipation zu stärken. Wir vertreten die Ansicht, dass das Recht auf den freien Zugang zu Bildung für eine funktionierende und demokratische Gesellschaft unerlässlich ist. Zudem sollten alle Bürgerinnen und Bürger die gleichen Möglichkeiten haben, sich an Bildung zu beteiligen. Viel Potenzial liegt hierbei in den Open Educational Resources (OER), Lern- und Lehrmaterialien, die unter einer freien Lizenz erstellt wurden und daher vervielfältigt, verwendet, verarbeitet, vermischt und verbreitet werden können. Wie zeitgemäße Bildung gelingen kann, skizzieren wir in unserem Positionspapier.
Der aktuelle internationale und nationale Stand
Auch die UNESCO fordert eine Intensivierung der Aktivitäten zu OER
und verabschiedete im Oktober eine von 195 Mitgliedstaaten
unterschriebene Empfehlung über offene Bildungsressourcen.
Hierbei zielt die Empfehlung u.a. auf den Aufbau von Kapazitäten der
Interessengruppen und die Entwicklung einer unterstützenden Politik. Die
Empfehlung betont noch einmal die Wichtigkeit von frei zugänglicher
Bildung und regt dazu an, die Umsetzung gemeinschaftlich und konstruktiv
anzugehen.
Trotz einiger sinnvollen Schritte hin zu einer zugänglichen,
partizipativen und demokratischen Bildung in den letzten Jahren und des Versprechens der Koalition
(Z. 1723-1727) schien die Bundesregierung in letzter Zeit einen anderen
Kurs einzuschlagen und alleine auf technische Ausstattung des
Bildungsbereiches zu setzen. Nachdem die BMBF-Förderung von Offenen Bildungsmaterialien im Jahr 2018 auslief, verkündete das Bildungsministerium schließlich Ende des letzten Jahres auf Twitter seinen Zuspruch und kündigte die Umsetzung des Versprechens in diesem Jahr an.