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1 Wohnzimmer, Küche, Exponat – Offene Wissenschaft im Museum

Was hat der p-Wert, auch Signifikanzwert genannt, mit Offener Wissenschaft zu tun? Wie sieht eigentlich ein Open Access-Garten aus? Was sind Herausforderungen, um Offene Wissenschaft an Institutionen voranzubringen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Fellows 2018/19 des Fellow-Programms Freies Wissen zur Halbzeit des Programms im Museum für Naturkunde.

Sarah-Isabella Behrens

21. Februar 2019

Am 11. und 12. Februar, also etwa zur Halbzeit des Programmjahres, fand im Museum für Naturkunde in Berlin der Qualifizierungsworkshop zum Fellow-Programm Freies Wissen statt. Ziel des Treffens war es, den bisherigen Projektstand der Fellows zu diskutieren, und für einen umfassenden inhaltlichen Austausch zwischen Fellows und Mentorinnen und Mentoren zu sorgen. Das Museum für Naturkunde ist wissenschaftlicher Partner im Programm und eröffnete zeitgleich zum Qualifizierungsworkshop die neuen Workshop-Flächen, die als Experimentierfeld betitelt und als interaktive Begegnungs- und Austauschfläche von Partnern des Museums genutzt werden können.

(Fast) allein und nachts im Museum

Obwohl das Museum montags seine Pforten geschlossen hat, öffnete es für den Fellow-Programm Freies Wissen Qualifzierungsworkshop. Nachdem die Fellows 2018/19 mit ihren Mentorinnen und Mentoren zunächst in einen gemeinsamen Austausch zum aktuellen Stand ihrer Forschungsvorhaben in den Workshop starteten, standen anschließend thematische Sessions durch Alumni und wissenschaftliche Partner des Programms auf der Agenda:

Insbesondere zu dem Thema ”Rechtsfragen im digitalen Raum bzw. (offene) Lizenzierung” von Alumni Vanessa Hannesschläger wurde deutlich, dass der Bedarf vor allem zu den Fragen, wem Forschungsdaten gehören, welche Regeln für personenbezogene Daten gelten und wie beispielsweise Datenschutz in den Wikimedia-Projekten gehandhabt wird, groß ist und kontinuierliche Beratung im Programm (und darüber hinaus) für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hilfreich wäre.

Anschließend berichteten Dr. Agnieszka Wenninger und Dr. Christina Riesenweber von der Freien Universität Berlin, ebenfalls wissenschaftlicher Partner im Programm, über die Bedeutung von Open Access für den Zugang zu und die Vergleichbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen.

In einem Workshop zum Thema ”Offene Wissenschaft im Organisationskontext: Erfolge, Rückschläge, Taktiken” von Alumni Dr. Maximilian Heimstädt ging es darum, sich mit den Fellows über ihre Erfahrungen auszutauschen, wie als sie als offene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in eher geschlossenen Teams, Instituten, Hochschulen und Verbänden arbeiten. Beispielhaft ging es auch darum, zu überlegen, wie Taktiken aussehen können, um die eigene Institutsleitungen davon zu überzeugen, die Article Processing Charges für Open Access zu zahlen, wenn andere Teammitglieder diese Ressourcen nicht anfragen oder wie Forschungsdaten geteilt werden können, wenn auch Kolleginnen und Kollegen an dem Datensatz mitgewirkt haben. Insgesamt galt es zu diskutieren, inwiefern die Implementierung von Offener Wissenschaft in Institutionen in Form einer ‘bottom-up’ Strategie aussehen könnte und was dabei die Herausforderungen sind.

In einem abschließenden Vortrag mit dem Titel  “Falsche Anreize und statistische Rituale” zeichnete Prof. Dr. Gerd Gigerenzer (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) ein eher düsteres Bild der empirischen Wissenschaften, in der Tricksereien und eigentümliche Interpretationen von erhobenen Forschungsdaten an der Tagesordnung sind. Entsprechend groß war anschließend der Bedarf unter den Teilnehmenden, sich darüber auszutauschen, wie Lösungswege aus der aufgezeigten Krise aussehen könnten. Daraus folgten verschiedene ad-hoc-Sessions, wie beispielsweise ein Input mit dem Titel Fixing the broken system oder: Hilfe, die empirischen Wissenschaften stecken in der Krise, wie kommen wir da wieder raus?. Ebenso gab Dr. Xenia Schmalz den übrigen Teilnehmenden einen spontan Crash-Kurs zum sogenannten p-Wert (Der Beitrag wurde im Nachgang hier verschriftlicht).

Am Abend hatten die Teilnehmenden dann noch die einmalige Gelegenheit einer abendlichen Privatführung durch das Museum, welches mit seinen insgesamt 30 Millionen Objekten eines der größten Naturkundemuseen Deutschlands ist. Auf dem Programm standen dabei natürlich die Highlights des Hauses wie Tristan Otto oder die Nasssammlung. Auch dabei konnten die Teilnehmenden neue überraschende Erkenntnisse gewinnen, wie beispielsweise die Vermutung, dass der Tyrannosaurus rex zu Lebzeiten vielleicht ein Federkleid besaß und nicht, wie man annehmen könnte, nur schuppige Haut. Zudem soll die einseitig zurückgebildeten Zahnreihe im Maul darauf schließen lassen, dass Tristan damals von einer Zahnentzündung geplagt wurde. Unklar bleibt bisher auch, ob Tristan weiblichen oder männlichen Geschlechts war.

1 Wohnzimmer, Küche, Exponat

Am nächsten Tag öffnete das Museum auch für Besucherinnen und Besucher; dabei arbeiteten die Fellows inmitten eines Experimentierfeldes, welches in Gestalt einer Küche und eines Wohnzimmers auch für Gäste des Museums zugänglich war. Eine Galerie aus Fotos und Projektbeschreibungen und eine interaktive Installation erlaubte es den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Forschungsvorhaben der Fellows zu gewinnen. Die Idee besteht, diese Galerie auch bei weiteren Veranstaltungen und Orten auszustellen.

Weiterführend wurde der Austausch zu den Projekten fortgesetzt und weitere Themen für den Barcamp-Teil des Workshops gesammelt. Vordergründig ging es dabei um folgende vier Themen: 1. Diskurs zu Open Educational Resources und Anknüpfungspunkte für die eigene Forschungspraxis definieren; 2. Maßnahmen zur institutionellen Verankerung von Offener Wissenschaft, welche den Berlin-Call-to-Action-for-Open-Science aus der ersten Fellow-Programmrunde als Basis zur Überarbeitung hatten; 3. P-value und was hat das mit Open Science zu tun?, 4. Kollaboration und Vernetzung der Fellows.

Was folgt demnächst im Programm?

Die Abschlussveranstaltung des Fellow-Programms wird am 24. und  25. Mai in Berlin stattfinden. Hier werden die Fellows des inzwischen dritten Programmjahres ihre Ergebnisse und Erkenntnisse präsentieren und mit den Teilnehmenden darüber sprechen, wie für sie Offene Wissenschaft in der Praxis funktioniert hat. Darüber hinaus wird voraussichtlich im April die Ausschreibung für das Programmjahr 2019/20 veröffentlicht. Nähere Informationen folgen demnächst über unsere Programm-Webseite, via #fellowsfreieswissen und @OpenSciFellows.

Kommentare

  1. open science im museum |
    21. Februar 2019 um 15:54 Uhr

    […] genau passierte und alle Links hierzu, hat euch Sarah Behrens im dazugehörigen Wikimedia Blogpost 1 Wohnzimmer, Küche, Exponat zusammengefasst. Die Etherpads der Sessions sind frei […]

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