WMDE allgemein
4. Oktober 2018
2005 habe ich angefangen, bei Wikipedia zu schreiben. Leicht zu merken am 1. Januar. Ab April war ich dann auch angemeldet und spätestens ab Sommer war ich sehr aktiv. Und das bin ich bis heute.
Wikipedia gibt es seit 2001. Wohl weil es in Deutschland diese Kultur des Treffens unter Gleichgesinnten gibt, diese „Stammtischkultur“, fing man wohl auch in Deutschland als erstes an, sich innerhalb der Autorenschaft zu treffen. München, Frankfurt, Berlin, Hamburg – und auch in Köln.
Das erste Treffen der Kölner Wikipedianer kam am 21. Mai 2004 zustande. Scherzhaft wird noch heute auf der Wikipedia-Seite der Kölner Community auf diesen Tag als „Geburtstag“ des Kölner Wikipedia-Stammtisches verwiesen. Treffpunkt war das Literaturcafé „Goldmund“, ein Treffpunkt verschiedener kultureller und sprachlicher Stammtische in Köln – und zudem ein großer Bookcrossing-Point. Bis auf seltene Ausnahmen ist man für die Stammtische bei diesem Lokal im Bezirk Ehrenfeld geblieben. Aus welchem Grund auch immer ist Ehrenfeld einer der Kristalisationspunkte der Kölner Wikipedianer. Vielleicht liegt es an der Nähe zur Universität. Von den damaligen Teilnehmern sind noch heute zwei dabei. Aber dazu später.
Der Kölner Stammtisch ist also schon älter, als ich überhaupt aktiver Wikipedia-Autor bin – und ich bin wahrlich nicht gerade einer der wikipedianischen Jungspunde. Mein Beginn in der Wikipedia und mein Umzug nach Köln fallen auf in etwa denselben Zeitraum. Ich denke, ich habe mir schnell einen Namen in der Wikipedia gemacht. Fleißig und verlässlich, aber auch leicht aus der Fassung zu bringen. Lange Zeit wollte ich keinen direkten Kontakt mit anderen Wikipedianern. Mittlerweile war ein Verein gegründet und im Land sprossen die Stammtische geradezu aus dem Boden. Und irgendwann lernt man seine Mitautoren genauer kennen. Und dann wird man doch neugierig. Wie sind die wohl?
Also traf es sich, dass etwa ein Jahr nach meiner Anmeldung innerhalb der Kölner Community die Idee zu einem Treffen reifte, das mehr als ein Stammtisch sein sollte. Ein Arbeitstreffen. Ein Wochenende. Und ich meldete mich an. Was würde das nun werden? Wie reagiert man auf den nicht immer ganz einfachen, aber damals fast noch jungen Mann? Wie man das in der Kölner Community immer tat, tut und wohl auch tun wird: herzlich und mit offenen Armen. Es war Elya, die mich in Empfang nahm. Kölner „Urgestein” von Beginn, eine der beiden, die seit dem ersten Stammtisch im Frühjahr 2004 dazu gehören. Elya habe ich seitdem nie anders erlebt, als mit einer offenen Neugier, die gleichzeitig aber auch absolut unaufdringlich allen neuen Teilnehmern auf Kölner Treffen gilt.
Das andere „Urgestein“ ist Raymond. Noch so ein ungemein angenehmer Mensch, der vor allem als Fotograf und Chronist der technischen Entwicklungen in den Wikimedia-Projekten für die deutschsprachige Community bekannt ist. Mittlerweile ist er auch weit darüber hinaus als „wikipedianische Spinne“ im Netz der Kölner Kultur bekannt. Kaum ein Ereignis in Köln, wo er nicht vor Ort ist und fotografiert. Sein unaufgeregtes Wesen hat wahrscheinlich schon sehr viele Türen für Wikipedianer geöffnet.
25 Leute waren wir beim ersten Treffen. Magnus Manske war da, damals wusste ich noch nicht einmal, wer das ist. Und wer es heute noch nicht weiß; der Ursprungsentwickler der noch heute benutzen MediaWiki-Software. Die Hamburger waren durch Finanzer, der wunderbare Artikel über mittelalterliche Themen schrieb, und Anneke Wolf vertreten. Lyzzy, von der damals noch niemand wusste, dass sie einmal Vizechefin des „Board of Trustees“ der Wikimedia-Foundation sein würde, war ebenso Teil der Gruppe, wie Tolanor, der mittlerweile ein gestandener Historiker, damals noch Schüler war. Mit JCornelius, dem U-Bahnfahrenden Jungadmin war ein weiterer sehr junger Wikipedianer dabei, der heute bei Wikimedia Deutschland internationale Großtreffen organisiert.
Im Laufe der Zeit kamen und gingen Leute. Auch wenn ein monatlicher Stammtisch nicht alle Probleme richten konnte, war es doch ein wichtiger Termin, nach dem man etwas beschwingter nach Hause gegangen ist. Und das lag eher nicht am Kölsch. Hatte man Sorgen in Wikipedia, erschienen sie nach dem Treffen viel kleiner und belangloser. Ich bin mir sehr sicher, dass ohne meine Kölner, die mir in für mich schwierigen Zeiten bei Seite standen, nun nicht auf mehr als 13 Jahre Wikipedia zurückschauen könnte.
Ende 2009 verließ ich Köln dann aus privaten Gründen und ging zurück in meine brandenburgische Heimat am Rande Berlins. Seitdem sind viele hinzugekommen, die die Kölner Community weiter mit Leben gefüllt haben. Seit 2016 gibt es nun auch das Lokal K. Als erste regionale Gruppe von Wikimedianern schuf sich die Kölner Community einen eigenen Raum, einen Anlaufpunkt. Hier können sie sich treffen, aber auch andere Gruppen aus dem Umfeld des Freien Wissens und Kölner Bürger haben einen Anlaufpunkt, um Fragen zu Wikipedia stellen zu können. Nur noch wenig passiert allein in Köln, weil fast immer und überall auch deutschlandweit Wikipedianer anwesend sind. Meist haben sie auch eine Kamera dabei. Raymond kennt mittlerweile sehr viele und sehr viele kennen auch Raymond. Superbass schreckt bei Anne Will als Fotograf vor niemandem zurück. Maximilian Schönherr dürfte schon die halbe Eifel aus der Luft aufgenommen haben. Die Listen der Baudenkmale sind in weiten Teilen bebildert. Die Listen der Stolpersteine werden bearbeitet. Selbst das „Kölner Brückengrün“ hat einen Artikel. Und die „MiQua – LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ wird in ihrer Entwicklung ganz eng von der örtlichen Autorenschaft begleitet. Überhaupt arbeitet man mittlerweile eng mit dem LVR zusammen. GLAM-Touren, die Veranstaltungen die Wikipedia-Freiwillige mit Museen und anderen Kulturinstitutionen zusammenbringen, führen nach Xanten, Bonn, Brilon, Wuppertal und Cromford.
Für dieses Engagement wurde die Kölner Wikipedia-Community nun mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet. Als langjähriger Begleiter, erst aus der Nähe, dann aus der Ferne, kann ich nur sagen, dass das absolut verdient ist. Ihr habt meine Bewunderung als Autoren und Fotografen und mein Herz als meine Freunde. Danke für alles, was ihr gemeinsam in den letzten 15 Jahren geleistet habt.
Ich muß hier anmerken, daß der Ursprungsartikel noch etwas länger war und noch einige Andere Kölner etwas genauer benannte. Das ist natürlich schade, weil auch noch ein paar andere Personen eine Erwähnung verdient hätten. Lisa Dittmer hat das – absolut verständlicherweise – etwas gekürzt, kürzen müssen.
grüsse von der #wikicon18 am bodensee
Sehr nett, aber Anne Will in Berlin ist mir zu weit Maischberer und Plasberg sind wohl gemeint…
der zweite von links im bild oben hat von der eifel noch praktisch nichts aus der luft aufgenommen – u. a. wegen zu vielen einschränkungen.
@marcus: ausgesprochen sympathischer artikel!