zurück

OER – wie kann es umgesetzt werden?

Sarah Behrens

26. August 2014

Der zweite Teil der Beitragsreihe zum Programm der OER-Konferenz 2014 beschäftigt sich mit der Frage, wie OER in Deutschland konkret umgesetzt werden kann. Zunächst stellt Helene Hahn einen Vortrag zur OER Studie der Technologiestiftung Berlin vor, die Szenarien zur Einführung von OER in Deutschland skizziert. Sebastian Seitz präsentiert einen Konferenzvortrag über die Erstellung von OER in Polen, wo derzeit der Staat viel Geld in OER-Aktivitäten investiert.

Bild “OER-Konferenz 2013”: Agnieszka Krolik, CC-BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

 

“Wie ist die Lage von OER in Deutschland?”

Helene Hahn über den Vortrag von Maximilian Heimstädt “Open Education in Berlin: Benchmark und Potentiale – Eine Studie im Auftrag der Technologiestiftung Berlin”

Am 20. Februar bestätigte das Berliner Abgeordnetenhaus einen für die OER-Bewegung wichtigen Entschluss: OER-Prinzipien sollen in der schulischen Bildung umgesetzt und stärker gefördert werden. Dieses positive Ergebnis ist ein klares Bekenntnis zu freien Materialien in der Bildungslandschaft Berlins – wie auch schon Martin Delius schreibt. Doch wo können konkrete OER-Maßnahmen ansetzen, um diesen politischen Konsens in die Praxis zu übersetzen?

Mit dieser Frage hat sich das Team um Prof. Dr. Leonhard Dobusch (Freie Universität Berlin) in einer Studie der Technologiestiftung Berlin (TSB) beschäftigt, die auf der diesjährigen OER-Konferenz unter dem Titel “Open Education in Berlin: Benchmark und Potenziale” von Maximilian Heimstädt präsentiert wird.

Ein Blick in die Studie zeigt, dass es zwischen den Bundesländern große Unterschiede gibt. Mit mehr als drei dokumentierten OER-Aktivitäten stehen Berlin, Brandenburg und Niedersachsen an der Spitze, in den übrigen Bundesländern basieren die Aktivitäten meist auf dem Angebot kostenloser, aber nicht offen lizenzierter Lernmittel, so Leonhard Dobusch.

Die Studie weist auf Herausforderungen hin, die in naher Zukunft angegangen werden sollten. Offene Creative Commons-Lizenzen (CC-BY und CC-BY-SA) dürfen dabei in der Diskussion um OER nicht vernachlässigt werden, da sie eine freie Kooperation sowie das Teilen und Bearbeiten von Materialien erst ermöglichen. An dieser Stelle auch ein Verweis auf den Vortrag von Dr. Paul Klimpel “Creative Commons – Freiheit und Beschränkung”, der den Unterschied zwischen offenen und nicht-offenen Lizenzen und deren Wirkung deutlich macht.

Einsteiger und Fortgeschritte können sich in dieser Session einen guten Überblick über die Lage von OER in Deutschland verschaffen und mitdiskutieren.

Helene Hahn ist Projektleiterin bei der Open Knowledge Foundation Deutschland und engagiert sich insbesondere in den Bereichen OpenGLAM und Open Culture.


 

“Wie funktioniert OER in Polen?”

Sebastian Seitz über den Vortrag von Michał Woźniak “Lessons learned (so far) from OER in Poland – Government agreeing to OER textbooks is just the start of the road

Was würde passieren, gäbe es in Deutschland auf Länderebene ein Programm zur Finanzierung von Open Educational Resources? Würden sofort alle großen Schulbuchverlage bankrottgehen? Würde es z.B. durch öffentliche Ausschreibungen zu einem rasanten Qualitätsverlust der Materialien kommen, weil nun um die Gunst der Vergebenden (Jury, Beamte, …) gebuhlt würde, statt um die der Lehrkräfte? Oder wäre es der seit Langem notwendige Schritt, um größtenteils öffentlich finanzierte Materialien auch wirklich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Hierzu gibt es ziemlich viele unterschiedliche Antworten und diese sind vor allem eines: Spekulation.

Genau darum ist es wichtig, dass wir uns zu solchen Fragen mit Menschen austauschen, die sich mit diesen Fragen ebenfalls auseinandersetzen und Antworten suchen bzw. bereits gefunden haben.

In Polen ist die eben beschriebene Situation Realität. Für die Interessierten in Deutschland ist dies ein Vorteil. Wir können von den Erfahrungen der Verantwortlichen in Polen lernen und versuchen die Herausforderungen, die Probleme und die Hürden, die ein solches Unterfangen mit sich bringt, auf die Situation in Deutschland zu übertragen. Ich freue mich darum besonders auf den Vortrag von Michał Woźniak, der seine Präsentation „Lessons learned (so far) from OER in Poland“ mit einer empirischen Aussage untertiteln kann: „Government agreeing to OER textbooks is just the start of the road“.

Wie die meisten Projekte haben auch solche wie dieses, bei denen es um die Erstellung von OER geht, ihre Tücken. Mit nur wenigen Monaten Zeit, um ein vollständiges und offenes Buch für die Grundschule in Polen zu entwickeln, waren bzw. sind die Vorgaben denkbar eng. Probleme treten folglich auf und Lösungen müssen gefunden werden. Darüber sprechen und diskutieren zu können macht diesen Vortrag so spannend und wichtig. Oder, um es mit den Worten von Michał Woźniak zu sagen: „Today it offers a unique chance of looking what dangers and pitfalls for openness are there in a government-­mandated OER project“.

Sebastian Seitz ist Projektmanager für den Themenschwerpunkt OER in der Technologiestiftung Berlin.

 

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert