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“Freie Lernmaterialien födern” – Vorbereitung zur OER-Anhörung in NRW

WMDE allgemein

12. März 2013

Passend zur Open Education Week, die in dieser Woche stattfindet, wird der Stein für die weitere Föderung von Freien Bildungsmaterialien (engl. Open Educational Resources) in NRW ins Rollen gebracht. So bliebt zumindest zu hoffen! Diesen Mittwoch findet im Landtag in NRW eine Anhörung zum Thema “Open Educational Resources” (im Folgenden OER) statt. Der Landtag lädt zu einem Austausch zum Thema ein, ähnlich der OER-Anhörung in Berlin im letzten Jahr. Als empfehlendwerte Vorbereitung auf diese Anhörung kann alles Wissenswerte dazu in dem Bericht von Leonhard Dobusch nachgelesen werden. In NRW sind Open Educational Resources bereits seit 2012 im Koalitionsvertrag vernkert. Unter dem Themenschwerpunkt “Medienkompetenz” wird hier die Bedeutung des freien Zugangs zu Bildungsmedien betont:

Modellprojekte zur Schaffung offener und freier Lehr- und Lerninhalte (Open Educational Ressources, OER) sind ebenfalls ein Rot- Grünes Ziel.

(Koalitionsvertrag 2012-2017, Bündnis90/Die Grünen und NRW SPD, Juni 2012)

Bislang wartete man noch vergelblich auf Modellprojekte. Auf Basis des im Oktober gestellten Antrages der Fraktion der Piraten “Freie Lernmaterialien fördern!” kommt es nun zur Experten-Anhörung, zu der alle eingeladenen Sprecher vorab um Statements gebeten wurden. Die Statements sind auf der Homepage des Landtages NRW einsehbar. Die Piraten stellt einer Reihe  konkreter Forderungen an die Regierung.

Die Forderungen lauten:

a) in den Schulen über die Fragen von Urheberrechten im Zusammenhang von Nut­zung, Erstellung und Austausch von Lernmaterialien zu informieren,

b) in den Schulen sowie durch die Medienberatung NRW für den Einsatz von Lern­materialien unter freier Lizenz zu werben,

c) die gezielte Suche nach Lernmaterialien unter freier Lizenz in learn:line NRW möglich zu machen.

Über die fehlende Aufklärung zu Urheberrecht in der Lehrerausbildung hatten wir vor kurzen berichtet. Schaut man sich die Liste der eingeladenen Sprecher an, so wird die Vielfalt der Meinungen gut deutlich: Von einer Stellungnahme des Bundeselternrates über Lehrer bis hin zum Bundes Verband für Bildungsmedien werden die Positionen gehört. Liest man sich dann die eingereichten Beiträge durch, so wird auch hier die große Bandbreite der Assoziationen um Freie Bildungsinhalte sichtbar: Von frei Lizensiert, über digital bis zu kostenlos im Netz geht das Verständnis. Besonders interessant dabei ist die Stellungnahme des Verbandes für Bildungsmedien, der bislang duch sein Bemühen das Verständnis für OER mit “kostenlosen Materialen im Netz” gleichzusetzen und durch Informationsmaterialien, wie “Kopierregeln in der Erwachsenenbildung“, auf sich aufmerksam macht. In seinem Antrag verweist der Verband für Bildungsmedien unter anderem auf folgendes Problem:

Zunächst ist zu erwähnen, dass es keine allgemein gültige Definition von “open educational resources” gibt. (siehe Antrag)

Um dieses Problem aufzunehmen und einer weiteren Zerfaserung des Begriffes vorab entgegenzuwirken hier nochmal ein Auszug aus der Kapstadt Declaration auf die die Piraten in ihrem Antrag explizit verweisen:

Die stetig wachsende Sammlung von “Open Educational Resources” (…) umfasst frei lizensierte Lehrmaterialien, Unterrichtsvorschläge und Erfahrungsberichte, Lehrbücher, Spiele, Computersoftware, und andere Materialien, die Lehre und Lernen unterstützen.” (…)

Des weiteren ergänzt durch den Aufruf an alle, sich zu beteiligen:

1. Lehrende, Schüler und Studenten: Wir ermuntern Lehrende (Professoren, Dozenten, Lehrer etc.) und Studierende, aktive Teilnehmer der “Open Education”-Bewegung zu werden. Teilnehmen bedeutet: frei zugängliche Bildungsmaterialien zu erstellen, benutzen, oder zu verbessern; Praktiken umzusetzen, die auf offener Kollaboration und gemeinsamer Erschließung von Wissen als Teil der Lehre basieren; Freunde und Kollegen einzuladen, an der Bewegung teilzunehmen. Die Erstellung und Nutzung von frei zugänglichenBildungsmaterialien sollte als integraler Teil von Bildung anerkannt werden.

2. Frei zugängliche Bildungsmaterialien: Wir regen die Autoren und Verleger von Bildungsmaterialien dazu an, ihre Ressourcen frei zugänglich zu machen. Lizenzbedingungen sollten die Nutzung, Veränderung, Übersetzung, Verbesserung, und Weitergabe des Materials ermöglichen. Es soll in technischen Formaten bereitgestellt werden, welche die Verwirklichung dieser Möglichkeiten unterstützen, und Nutzern verschiedener Computersysteme zugänglich sind. So weit möglich, sollten die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Idealerweise sollten auch Nutzer ohne Internet einbezogen werden.

2. Richtlinien und Politik: Regierungen, Verwaltungen, Schulen und Universitäten sollen frei zugängliche Bildungsmaterialien zu einem Thema mit Priorität machen. Bildungsmaterialien, die mit Hilfe von Steuergeldern erstellt werden, sollten offen zugänglich sein. Bei der Auswahl anerkannter Lehrmaterialien für den Unterricht und die Lehre, sollen “Open Educational Resources” Vorzug finden. Bildungseinrichtungen sollen aktiv frei zugängliche Materialien fördern und ihre Relevanz hervorheben.

(Auszug aus der Kapstadt declaration)

2012 ist – aufbauend auf dieser Deklaration – die Paris Deklaration entstanden, die ebenfalls den Einsatz und die Verbreitung Freier Bildungsinhalte unter freier Lizenz fordert. Die Anhörung am Mittwoch ist offen für Interessierte. Für alle, die nicht dabei sein können wird die Anhörung auch gestreamt. Wir sind jedenfalls gespannt auf die Diskussionen vor Ort und im Netz!

Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, was Wikimedia Deutschland in diesem Jahr zu diesem Thema plant, dann werfen Sie einen Blick auf unsere Steckbriefe, schreiben sie uns eine E-Mail oder verfolgen sie einfach weiterhin diesen Blog.

Kommentare

  1. Elly
    16. März 2013 um 13:58 Uhr

    Hier die PM des Landtags im Nachhinein: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.1/Pressemitteilungen-Informationen-Aufmacher/Pressemitteilungen-Informationen/Pressemitteilungen/2013/03/1403_Ausschussmeldung_Lernmaterialien.jsp?kJahr=2013&kMonat=4 Es zeigt, dass viel über Digitalisierung gesprochen wurde, leider zu wenig über OER.

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