Vorab noch ein paar Infos zu den eingereichten Anträgen:
Insgesamt wurden 36 Anträge eingereicht, wovon insgesamt fünf Anträge vom Vorstand positiv beschieden wurden.
Das Volumen der erfolgreichen Anträge beträgt insgesamt 76.305 Euro. Damit können in der zweiten Runde, die im Herbst diesen Jahres durchgeführt werden soll, noch maximal 132.695 Euro verteilt werden.
Danken möchten wir aber allen Antragstellern, unabhängig davon, ob sie erfolgreich waren oder nicht. Der Vorstand hat sich bewusst entschieden nur über die Anträge zu beraten, die vom Ausschuss befürwortet wurden. Unter den weiteren Anträgen waren jedoch viele sehr interessante Vorschläge dabei, die wir lediglich als nicht positiv entschieden ansehen und die hoffentlich in zukünftigen Förderrunden noch einmal überarbeitet eingereicht werden.
Geförderte Anträge
Folgende Anträge werden in der ersten Runde des Community Projekt Budgets gefördert:
1. Wiki loves Monuments Mittelhessen
Antragsdaten:
- Name des Antragstellers: Kilian Kluge
- Gesamtbudget: 8.905€
- Projektbeschreibung: Wikipedianer sowie möglicherweise auch interessierte (Noch-)Nicht-Wikipedianer nehmen in einer konzertierten Aktion an Wiki Loves Monuments teil und bebildern die Wikipedia. Schwerpunkt sind dabei vor allem Gebiete abseits der „Touristenstädte“ der Region, dabei sollen neben Denkmälern natürlich auch weitere Bilder von Orten und Landschaft gemacht werden. Insgesamt soll das Projekt 7 Tage umfassen und 10 bis 15 Teilnehmer erreichen, die zum Fotografieren jeweils in kleinen Teams unterwegs sind.
Begründung:
Es handelt sich hierbei um ein klassisches Community-Projekt mit dem Ziel, Content für die Wikimedia-Projekte zu erstellen. Das Projekt reiht sich in die übergeordnete Reihe “Wiki loves monuments” ein, die sich um Ziel gesetzt hat europaweit Baudenkmäler zu fotografieren. Das Projekt hat somit eine Einbindung in einen weitreichenderen Kontext. Als Pilotprojekt kann es als Beispiel für weitere Projekte dieser Art dienen.
2. Fotoflüge
Antragsdaten:
- Name des Antragstellers: Ralf Bösch
- Gesamtbudget: 5.400 €
- Projektbeschreibung: Fotoflüge über ausgewählte Orte bzw. Landschaften in DACH. Dabei geht es um Objekte, die sonst nicht oder nur unbefriedigend fotografiert werden können. Gleichzeitig könnte in Absprache mit Openstreetmap dort eine Bebilderung vorgenommen werden. In Frage kommen Gegenden, die eine hohe Dichte an relevanten Objekten aufweisen. Die Auswahl der Objekte soll durch die Community vorgenommen werden, zum Flug werden kleine Sportflugzeuge oder Hubschrauber gechartert, bei denen man eine Tür ausbauen kann.
Beispiele:
- ostfriesische Inseln bzw. Nordseeinseln allgemein
- Berlin incl. Schloß Sanscoucci
- Ruhrgebiet
- die Berge und Seen der Alpen
- allgemein Häfen, Bahnhöfe, Bahnstrecken, große Industriebetriebe
- archäologische Bodendenkmäler
Begründung:
Der Verein unterstützt prinzipiell Hilfestellungen zur Content-Erstellung für die Wikimedia-Projekte. In diesem Projekt kann spezielles Bildmaterial erstellt werden, das bis jetzt nicht oder nur in sehr geringem Umfang überhaupt unter einer freien Lizenz zur Verfügung steht (dafür wurden auch Google-Bilder-Recherchen durchgeführt). Der Antragsteller hat sein Projekt bei der Sitzung des Ausschusses in Hamburg und eine konkrete Planung für einen Flug über einige Norseeinseln vorgestellt. Dieser Flug soll Pilotprojekt mit der angegebenen Summe gefördert werden. Darauf aufbauend können weitere
Projekte (siehe die obigen Beispiele) durchgeführt werden, die dann wieder über das CPB gefördert werden sollen.
3. Aufbau einer zentralen Ressource bibliographisch-archivalischem Wissen (Workshop)
Antragsdaten:
- Name des Antragstellers: Dr. Olaf Simons
- Gesamtbudget: 7.500 €
- Projektbeschreibung: Der Antrag betrifft den Bereich der momentan weltweit disparat primär von nationalen Ressourcen verwalteten bibliographischen und archivalischen Objektdaten. Mit dem Aufbau der Bibliotheks-Online-Kataloge wurden Bücher weltweit recherchierbar. „Metakataloge“ führen dieses Wissen derzeit unterschiedlich zusammen. Die verschiedenen Forschergruppen bauen sich jeweils eigene Datenbanken auf, Insellösungen, die rasch veralten und deren Informationen aufgrund der insolierten technischen Standards nicht mehr in Nachfolgeprojekte fließen. Spannend wäre eine Ressource, die zentral die Datenlage produziert und die Arbeit mit der Datenlange an sie anbindet. Gemeint ist ein bibliographisches Recherchewerkzeug, das von den Benutzern mitgestaltet würde und die Informationen der nationalen Projekte konstruktiv zusammenführte. Nächstliegendes Antragsziel wäre nach dem Gesagten eine Konferenz auf der Fachkreise über die laufende Planung informiert würden und in einem Workshop Ideen generierten, in welchen Richtungen das Projekt Entwicklungsspielräume gewinnen sollte.
Begründung:
Eine frei zugängliche und frei lizenzierte Meta-Datenbank wäre ein guter Anlaufpunkt für viele Recherche der Mitarbeiter der Wikimedia-Projekte. Zur realistischen Einschätzung der Realisierbarkeit eines solchen Projektes ist ein Treffen kompetenter Personen notwendig, weswegen die Durchführung einer solchen Konferenz durch das CPB unterstützt wird. Ein Nachfolgeprojekt, das sich aus dem Workshop ergeben könnte, müsste dann separat gefördert werden.
4. Filmvorlesungen – Ökonomische Alphabetisierung
Antragsdaten:
- Name des Antragstellers (Nickname): emma7stern
- Gesamtbudget: 28.500 €
- Projektbeschreibung: Themenkomplexe aus wissenschaftlichen Vorlesungen oder fachspezifischen Referaten werden in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Dozenten und Medienkompetenzlern didaktisch aufgearbeitet, in Filmsequenzen oder Kurzfilmen aufgenommen, unter freier Lizenz auf Wikimedia Commons eingestellt und auf den Projektseiten der Wikiversity kommentiert eingebunden. Als Pilotprojekt zur Konkretisierung der Idee wird unter dem (Arbeits-)Titel Ökonomische Alphabetisierung eine Vorlesungsreihe zu politischen und wirtschaftlichen Fragestellungen und Hintergründen konzipiert und filmisch umgesetzt.
Begründung:
Hiermit wird eines der Schwesterprojekte gefördert werden, um diese mehr in den Vordergrund zu rücken. Bei diesem Projekt aber auch Inhalte erstellt, die auch für andere Wikimedia-Projekte von Nutzem sein können. Zudem bietet das Projekt eine zusätzliche Schnittstelle zwischen Wikimedia und Wissenschaft.
5. Frauen-Projekt/Erfassungs- und Planungsphase
Antragsdaten:
- Name des Antragstellers (Nickname): Poisend-Ivy
- Gesamtbudget: 26.000 €
- Projektbeschreibung: Das Frauenprojekt soll innerhalb eines zeitlichen Rahmens von maximal einem Jahr die Grundlagen schaffen, um Maßnahmen zur Gewinnung von Frauen als Mitarbeiterinnen für Wikimedia-Projekte zu entwickeln und deren längerfristigen Verbleib in den Projekten zu sichern. Ziel ist die Vorstellung der Ergebnisse bei der Wikimania 2012. Dazu soll eine Serie von drei Workshops mit einer Projektgruppe durchgeführt werden, die sich mit den Ursachen der niedrigen Frauenquote, sowie Problemen von Frauen innerhalb der Wikipedia beschäftigt. Als Ergebnis sollen realistisch umsetzbare und geeignete Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils formuliert und vorgeschlagen werden. Die Projektgruppe soll sich aus maximal zwanzig aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wikipedia zusammensetzen, die über ein Wiki und eine Koordinationsstelle mit ein bis drei Personen organisiert sind. Der Frauenanteil in dieser Projektgruppe sollte zwischen mindestens 25 und maximal 60 Prozent liegen. Um Eltern mit Kindern die Teilnahme zu ermöglichen, die ansonsten kaum oder keine Gelegenheit haben an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, ist die Betreuung von Kindern durch Freiwillige aus dem Verein oder Familienangehörige am Tagungsort im Budget einkalkuliert.
Begründung:
Hier begrüssen wir ausdrücklich die Idee der Förderung von unterrepräsentierten Gruppen innerhalb der Wikimedia-Projekte. Das Projekt schließt an die strategische Forderung der Foundation an, den Frauenanteil bis 2015 auf 25% zu erhöhen und bietet hierzu bei erfolgreicher Umsetzung konkrete Lösungsvorschläge an.
Herzlichen Glückwunsch an alle erfolgreichen Antragsteller und viel Erfolg bei der Umsetzung.
Wie geht es weiter?
Die erfolgreichen Antragsteller wurden bereits vom zuständigen Mitarbeiter Sebastian Sooth informiert und stehen mit ihm in Kontakt, um die Details der Förderungen zu klären.
Die Antragsteller der noch nicht erfolgreichen Anträge werden in den nächsten Tagen vom Ausschuss angeschrieben und erhalten eine Begründung für die jeweilige Ablehnung und auch Hinweise was diesmal nicht gepasst hat.
Da auch unter den diesmal nicht positiv entschiedenen Anträgen viele gute Ideen sind, hoffen wir dass viele Anträge entsprechend der Tipps des Ausschusses überarbeitet, ergänzt und in einer der nächsten Runden erneut eingereicht werden.
Mitte August treffen sich einige Vertreter des CPB-Auschusses mit Vertretern des Vorstandes, um die Differenzen der letzten Wochen zu klären und um die zweite Runde des CPB in Angriff zu nehmen.
Zum Abschluss dankt der Vorstand allen Mitgliedern des Ausschusses ausdrücklich für die geleistete Arbeit und
und den ausführlichen Bericht über die Ergebnisse dieser Arbeit.
Michail Jungierek
Beisitzer
Ralf Roletschek
Community-Projekt-Budget-Ausschuss
[…] von Olaf Simons zu einer geplanten Bibliographisch archivalischen Datenbank teilgenommen. Das von Wikimedia Deutschland geförderte Projekt lässt sich in den größeren Rahmen der Idee von “WikiData” […]
glückwunsch! besonders freut mich, dass alle projekte irgendwie ganz anders sind, als das was wmde sonst gewöhnlich so macht. das spricht wirklich für das CPB wie auch für den ausschuss.
Eine Idee für das Frauenprojekt:
Es gibt einige Innovationsseiten, auf denen man für wenig Geld ‐ oder als gemeinnütziger Verein möglicherweise sogar kostenlos ‐ eine Ideensuche zu diesem Thema starten kann. Zum Beispiel: http://www.atizo.com .
Danke. Das macht alles etwas transparenter. So soll es sein :).
Bei der Befürwortung ging es uns selten um die konkrete Summe. Vielmehr haben wir die Plausibilität der Anträge und ihrer Kosten geprüft. Der Bezug zu Wikimediaprojekten war Grundvoraussetzung, ebenso das Vorliegen einer Kostenplanung. Wer das nicht dabeihatte, ist rausgefallen, selbst wenn wir die Idee mehrheitlich für gut befunden haben. Mehrere Anträge wurden von uns abgelehnt, weil wir in gewissen Fragen den Willen der Community kennen und diesen durchgesetzt haben, auch wenn das nicht mit privaten Meinungen Einzelner von uns übereinstimmte. Bei mehreren Anträgen haben wir es schlicht nicht gewagt, zu entscheiden. Hier ist ein Meinungsbild in Vorbereitung, welches wir der Community zur Entscheidung vorlegen werden.
Der Ausschuß hat mehr als diese 5 Projekte befürwortet. Die “Differenz” sind allerdings keineswegs einfach Ablehnungen durch den Vorstand. Inhaltliche und organisatorische Bedenken sind zu berücksichtigen. So kann der Buchscanner als Leihgerät sinnvoller sein, sowas muß erst geprüft werden. Die Anträge sind nicht vom Tisch sondern auf Eis. Dies soll auch durch meine Unterschrift hier oben deutlich werden, das ist kein Alleingang des Vorstandes.
[…] von Wikimedia Deutschland genehmigten Projekte der ersten Runde des Community Projakt Budgets (CPB) bekanntgegeben. Von den 36 eingereichten Projekten wurden 5 (13,9 %) mit einer Förderung bedacht. Von den […]
Meine Eingangsfrage wurde leider immernoch nicht beantwortet, dabei finde ich diese gerade wichtig.
“Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.” (F.W. Bernstein)
Anstatt über andere zu lästern sollten sich die einzelnen Kritiker sich erst mal überlegen, was sie besser machen können oder sich lieber mit eigenen Anträge für Projekte auseinander setzen.
@Markus: Das WLM-Projekt ist auf 72 Übernachtungen angelegt, was zusammen mit der Verpflegung der Teilnehmer schonmal mehr als zwei Drittel des Budgets ausmacht, dazu kommen als zweiter großer Posten Fahrt- und Reisekosten. Was es im Endeffekt kostet, hängt nicht zuletzt von der Teilnehmerzahl ab, eine ausführlichere Aufstellung folgt zum Ende des Projekts.
@Gamma Auch hier nicht wieder wild ohne irgendwelche Kenntnisse rumspekulieren. Die Antragstellerin erhält für die Orga keinen Cent. Da geht es eher um Kostenerstatungen für die Teilnehmer (siehe Ralf)
Wir werden jetzt an dieser Stelle sicher nicht die Detailfinanzierungen der einzelnen Projekte klären können, aber vielleicht hilft ein Anhaltspunkt – wieviele Personen nehmen an einem Projekt teil und wie oft treffen sich diese? Ein Projekt mit 2 Personen wird sicher weniger Reise- und Übernachtungskosten in der Kalkulation haben als ein Projekt mit 20 Personen.
Da sind ja interessante Projekte dabei. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist die Budget-Verteilung. Bei meinem laienhaften Verständnis passt es irgendwie nicht, dass Fotoflüge gerade mal 5400 Euro bekommen und Wiki loves Monuments 8900 Euro. Wofür wird das Geld denn benötigt?
Oder überspitzt gesagt: Was kostet denn bei Sich-Treffen-und-fotografierend-durch-Mittelhessen-laufen so viel mehr als ein Flugzeug starten zu lassen.
Noch extremer finde ich das Frauenquoten-Projekt, das fast fünfmal so viel Geld beansprucht wie die Fotoflüge. Abgesehen von der Höhe des Budgets, stimme ich Marcus zu. Wer den Wikipedia-Artikel, der mir die gesuchte Information liefert, geschrieben hat, interessiert mich herzlich wenig. Hauptsache er ist gut. Geschlecht ist da doch genauso unwichtig wie Hautfarbe, Alter, Nationalität, Religion, … Ich bin mir sicher, auch in diesen Kategorien wird man Gruppen finden, die bei WP-Autorn unterrepräsentiert sind.
Das Thema scheint allerdings selbst für die Antragsteller so unattraktiv zu sein, dass man sich damit nur beschäftigt, wenn man fürstlich bezahlt wird. Wie werden “Freiwillige” im Budget einkalkuliert? Mit Null Euro? Um nicht nur “Eltern mit Kinden”, sondern auch Behinderten und Rentnern die Möglichkeit der Mitarbeit zu geben, könnte man ja auch einfach ein Wiki einrichten…
siehst du Marcus, und genau deswegen ist das ein wichtiges Thema ;-)
Verständnisfrage: hat der Ausschuss nur diese fünf Projekte positiv beurteilt – oder hat der Vorstand aus den positiv bewerteten Projektes diese fünf ausgewählt?
btw – ich halte weiterhin das “Frauenproblem” für weder grundlegend wichtig (wir brauchen mehr Autoren, Geschlecht ist egal) noch für sinnvoll. Man kann Autoren nicht gewinnen. Wer sich berufen fühlt kommt – wer nicht nicht. Zeitgeistige Ablenkung von unseren eigentlichen Problemen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu emanzipiert für Sowas.