Am vergangenen Wochenende fand in Essen das zweite Treffen der Schulprojekt-Referenten statt, bei dem die im Sommer begonnene Arbeit fortgesetzt und zu einem vorläufigen Abschluss geführt wurde. Ich selbst bin seit dem Sommertreffen als Referent im Schulprojekt und war nun auch in Essen wieder mit dabei. Meine Eindrücke habe ich in einem Blog-Beitrag zusammengefasst, den ich nun auf Anregung von Nicole auch hier veröffentliche.
Was passiert, wenn man 20 Wikipedianer und Medienpädagogen ins Linuxhotel nach Essen einlädt, Inhalte für ein Wikipedia-Schulprojekt diskutiert und anschließend dazu auffordert, diese in einem Wiki umzusetzen? Leider nicht viel. Und was passiert, wenn man einige von ihnen zusammen mit zwei weiteren Teilnehmern ins Unperfekthaus nach Essen einlädt, um das Projekt endlich voranzubringen und die Schulungsmaterialien fertigzustellen? Eine ganze Menge.
Das Wikipedia-Schulprojekt
Das Wikipedia-Schulprojekt ist eine Initiative von Wikimedia Deutschland, dem offiziellen Förderverein der Wikipedia in Deutschland. Das Projekt als solches besteht schon länger, wurde aber bisher von verschiedenen Personen in nur kleinem Umfang betrieben. Seit Anfang des Jahres liegt das Projekt nun in den Händen der Projektmanager Nicole Ebber und Denis Barthel, im Mai wurde mit einer Ausschreibung nach Referenten gesucht.
Im Rahmen des Schulprojekts werden Aktionstage für Schüler und Fortbildungen für Lehrer angeboten, bei denen zielgruppengerecht die Funktionsweise und der sinnvolle Umgang mit der Wikipedia präsentiert werden soll. Während es bei den Aktionstagen für Schüler vor allem darum geht, Medienkompetenz zu vermitteln (“Woran erkenne ich, dass ich einem Wikipedia-Artikel trauen kann?”), soll den Lehrern besonders das Qualitätsmanagement der Online-Enzyklopädie vorgestellt werden. Für beide Zielgruppen dauert die Schulung jeweils vier Stunden, insgesamt mussten also acht Stunden Programm erarbeitet und gestaltet werden.
Warum ein Treffen nicht gereicht hat
Beim ersten Workshop im Sommer wurden zwar viele gute Ideen eingebracht und diskutiert sowie für beide Schulungen ein Grundkonzept erstellt, das anschließend im Projektwiki verbessert, erweitert und in eine vorzeigbare Form gebracht werden sollte. De facto wurde im Projektwiki nur von wenigen Personen überhaupt etwas beigetragen, es gab Wochen, in denen keine einzige Änderung erfolgte. Ein Fortschritt wollte sich so nicht einstellen, auch die wenigen dort aktiven Mitarbeiter waren bald frustriert. Es fehlte an Rückmeldungen, Ideen und Arbeitskraft, zeitweise hatte man das Gefühl, ins Nichts zu schreiben. Nachdem auch einige Rundmails nichts an diesem Zustand zu ändern vermochten, wurde recht kurzfristig für Ende Oktober ein Treffen in Essen – diesmal im Unperfekthaus – angesetzt.
Ein produktives Wochenende im Unperfekthaus
Am zweiten Arbeitswochenende nahmen nur noch acht Referenten vom ersten Workshop sowie zwei “Neuzugänge” teil. Einige Projektmitglieder waren leider verhindert, von vielen hatte man aber schlichtweg nichts mehr gehört. Alle, die den Weg nach Essen gefunden hatten, waren von Beginn an hochmotiviert bei der Sache, so dass sich bald eine sehr angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre einstellte. Da wir uns (zumindest in den Gruppen, in denen ich aktiv war) darum bemühten, möglichst viele konkrete Ergebnisse zu erzielen und schlichtweg Fakten zu schaffen, anstatt in endlose Diskussionen abzugleiten, wie das im Sommer häufig passiert war, hatten wir bis Samstagabend den Ablauf beider Schulungen konzipiert und konnten sogar schon damit beginnen, an den Folien und genauen Abläufen zu arbeiten.
Das ging fließend über in die Abendgestaltung. Einige nutzten die diversen Möglichkeiten im Unperfekthaus, andere (zu denen auch ich zählte), nahmen lieber auf einem der zahlreichen Sofas im Restaurant Platz. Dort versammelten sich nach und nach immer mehr Projektmitarbeiter, so dass es bald zu spannenden und aufschlussreichen Diskussionen über die Wikipedia und die Welt im Allgemeinen kam. Um 23 Uhr mussten wir dann den öffentlichen Bereich des Unperfekthauses verlassen und uns in die sogenannte Hotel-WG zurückziehen, wo wir noch mehr als zwei Stunden in kleiner Runde zusammensaßen.
Der Sonntag begann nach einer erfreulicherweise langen Nacht mit einem ausgedehnten Frühstück, anschließend wurden die Arbeitsgruppen etwas durchgemischt und es ging weiter. Auch dieser Tag war in meinen Augen sehr erfolgreich, beide Schulungen sind fertig konzipiert und detailliert geplant. Die Inhalte müssen nur noch in eine Präsentationssoftware bzw, auf Arbeitsblätter übertragen werden, wobei die entsprechenden Vorlagen schon erstellt wurden. Kurz nach 16 Uhr war das Arbeitstreffen dann auch schon wieder vorbei, spätestens am Bahnhof trennten sich die Wege der Referenten wieder.
Was bleibt. Was wird.
Ich bin sehr glücklich darüber, dass das Projekt in den zwei Tagen in Essen deutlich weitergekommen ist. Die Schulungsinhalte und Arbeitsmaterialien liegen nun alle im Projektwiki, auch wenn die Arbeit dort wieder etwas einschläft (was ich nicht hoffe), lässt sich mit dem Vorhandenen doch gut arbeiten. Das heißt auch, dass Wikimedia Deutschland das Schulprojekt nun noch intensiver bewerben kann und es bald zu den ersten Veranstaltungen kommen kann. Schon am Dienstag stelle ich das Projekt mit einigen anderen Berliner Referenten im Rahmen der 20. Herbsttagung des Interessenverbands Berliner Schulleitungen mit einem eigenen Stand vor.
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