Als Einstieg wurde eine Übersicht über verschiedene Schwesterprojekte der Wikipedia gegeben. Insbesondere das deutschsprachige WikiSource-Projekt wurde aufgrund seiner hohen Qualitätsansprüche hervorgehoben. WikiBooks und Wikiversity wurden eher kritisch bewertet, besonders in Hinblick auf das Qualitätsmanagement. Wiktionary wurde insbesondere von den Linguisten kritisiert, vornehmlich aufgrund mangelnder Fundierung der Einträge und fehlendem Kontext bei Übersetzungen.
In Bezug auf Wikipedia selbst wurde das Qualitätsmanagement diskutiert und erörtert, wie gesichtete und geprüfte Versionen in den Qualitätssicherungsprozess integriert werden können. Allgemein wurde das Qualitätsmanagement, speziell für die deutschsprachige Wikipedia, positiv bewertet. Probleme gibt es aber mit der Vermittlung nach außen, was genau „gesichtet” und später „geprüft” bedeuten soll. Auch wie die Qualifikation zur Prüfung insbesondere bei nicht-akademischen Themenbereichen zu bestimmen wäre, ist eine noch offene Frage.
Ein wiederkehrendes Thema war das der Zitierfähigkeit bzw. Autorennennung. In wissenschaftlichen Texten gehört zu einer Quellangabe stets die Angabe des Autors — die Vertrauenswürdigkeit eines Textes wird von der Reputation seines Autors abgeleitet und die Reputation eines Autors basiert auf der Qualität seiner Veröffentlichungen. In der Wikipedia ist das eigentlich ähnlich: Der Ruf eines Benutzers basiert auf seinen Beiträgen, bei der Kontrolle von Änderungen spielt der Ruf des Autors eine große Rolle. Aber die Autorenschaft eines Wikipedia-Artikels ist in den meisten Fällen kollektiv; Sie haben keinen „Besitzer”, das macht sie im wissenschaftlichen Kontext problematisch. In der Diskussion bildeten sich zwei, sich gegenseitig ergänzende, Lösungsansätze heraus:
- Für Wikipedia-Artikel wäre es hilfreich, wenn die Autorenschaft leichter zugänglich wäre. Die bloße Liste der Änderungen ist nicht ausreichend. Das zeigt sich schon, wenn man versucht, herauszufinden, wer einen bestimmten Satz in einem Artikel geschrieben hat. Hierfür gibt es technische Lösungen, WikiGenes zum Beispiel kann das schon ganz gut. Für die Wikipedia könnte das WikiTrust-System die Information liefern, wer welchen Teil eines Textes verfasst hat (unter Berücksichtigung von Umstrukturierungen, Reverts, etc.). Außerdem könnte es ermitteln, wer die Hauptautoren eines Textes sind (ähnlich wie WikiWeise das tut, zum Beispiel nach Anzahl der von ihnen beigetragenen Wörter).
- In Projekten, in denen es de facto oder per Konvention meist einen Hauptautor gibt, der Inhalte verwaltet, sollte die Rolle des Autors (oder Editors) explizit sein. Bei WikiBooks ist das häufig bereits der Fall, der „Besitzer” eines Buches legt fest, wer in wie weit mitarbeiten darf und was ins Buch kommt und was nicht. Bei WikiSource und Wikiversity würde sich ein ähnliches Vorgehen anbieten.
Kritisiert wurde auch die mangelnde Abgrenzung bzw. Kooperation zwischen WikiBooks und Wikiversity. Die Unterscheidung zwischen „Lehrbüchern” in WikiBooks und „Lehrmaterial” in Wikiversity scheint wenig sinnvoll. Des weiteren wurde bezweifelt, ob ein Wiki als Plattform für Lehrveranstaltungen taugt, da die Möglichkeit zur direkten Interaktion fehlt und die Verwendung multimedialer Inhalte schwierig ist. Andererseits wurde bestätigt, dass sich ein Wiki für die Koordination von Forschung, das Erstellen von Seminararbeiten sowie die Organisation von Lehrveranstaltungen durchaus eignet.
Weiterhin wurde ein „WikiJournal” für Fachartikel mit Peer Review angeregt, angesiedelt zwischen WikiBooks und Wikiversity. Hier könnten Wissenschaftler Forschungsarbeiten und Fachartikel veröffentlichen, die dann auch periodisch in Print-Form publiziert würden. Die Hoffnung besteht, auf diese Weise Wikimedia mehr in den akademischen Kontext einzubinden, und umgekehrt, mehr Wissenschaftler für Wikimedia-Projekte zu gewinnen.
Aufgrund der der guten Ergebnisse wurde geplant unter dem Namen „Siggener Kreis“ regelmäßige Treffen zu veranstalten, die die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaften und Wikiprojekten zum Thema haben. Die Vorausgegangenen Diskussionen sind in einem ausführlichen Protokoll festgehalten.
[…] Wikimedia Blog: Mehr Wissenschaft für Wikimedia […]
[…] sehe ich deutlichen Nachholbedarf in der akademischen Lehre. Anstatt zum tausendsten Mal das Thema “Theorievergleich Max Weber und Emil Durkheim” […]
Übergangen ist es nicht unbedingt, eher nicht informiert. Und warum sollen sich nur Projekte die ”schlecht” wegkommen darüber erstaunt sein, das sie nicht informiert werden. Auch die gut wegkommen wollen ja wissen das sie gut wegkommen oder weggekommen sind und das vielleicht im voraus um Information zu liefern damit sie gut wegkommen. :)
Interessant find ich, dass man sich anscheinend vor allem bei WIkiSource und Wikiversity übergangen fühlt. Dabei wurde WikiSource sehr positiv bewertet und Wikiversity zwar kritisch hinterfragt, aber doch im Ansatz für gut befunden. Richtig schlecht kam Wiktionary weg. Von dort habe ich allerdings noch keine Beschwerden gehört.
Daniel. es hätte gereicht wenn irgend jemand etwas bei uns ins Skriptorium geschrieben hätte. Die Frage ist eigentlich gar nicht ob man dabei sein will oder mitreden will (Natürlich will man). Aber das ist nicht der Hauptpunkt. Aber wenn, will man zumindest wissen das da etwas passiert, ich meine auch nicht mich als Person sondern das Projekt. Und der Hauptvorworf geht hier auch nicht an dich, es waren ja mindestens 3 mit WS Vertraute dabei – die trifft das viel eher. Und wenn man dann am 10.10.2008 etwas von dieser Qualität liest http://jakoblog.de/2008/10/10/wikipedia-in-den-geisteswissenschaften-wikisource/ liest macht man sich schon Sorgen was da passiert.
Und noch zu deiner ersten Zeile, natürlich soll man alle Projekte auch von außen diskutieren und hinterfragen. Aber man sollte bei solchen Aktionen auch sicherstellen das von der W…-Seite Fachwissen dabei ist, damit man sich nicht blamiert und nicht definitiv falsche Aussagen – sei es aus Unkenntnis oder Ignoranz – verbreitet werden.
Das was ich auf der Protokollseite und bei dir gelesen habe, ich führe die beiden Stellen aus gutem Grund explicit an, deckt sich mit meiner Meinung (Authorenschaft halt ich für ein bischen schwierig, technisch und inhaltlich) und kann und wird meiner Meinung nach auch von Community in WS getragen.
Die Aktion dort bewerte ich im Nachhinein im Ganzen als positiv.
Ich verstehe ja, dass es unangenehm ist, im Nachhinein zu erfahren, dass irgendwer irgendwo über das eigene Lieblingsprojekt hat. Wohl möglich noch kritisch.
Aber bitte sehr es mal so: Die Idee der Veranstaltung was “Geisteswissenschaftler reden über Wikis”, nicht “Die Kabale urteilt über Communities”.
Wir wussten vorher auch nicht so genau, über welche Projekte wir wie viel reden würden. Und in allen möglichen Wikis, Wikimedia und anderen, vorher Delegationen aufzustellen wäre wohl etwas übertrieben gewesen. Nehmt es Sportlich.
Ach ja, und um das nochmal ganz klar zu sagen: die Empfehlungen sind subjektive Einschätzungen einer spezifischen Gruppe, die an die Foundation weitergegeben werden. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe versucht, zu berichten, was in Siggen besprochen wurde. Das ist nicht die Einschätzung des Vereins und auch nicht unbedingt immer meine eigene.
Nachtrag:
Die Idee ein Wiki für Peer reviewte wissenschaftliche Artikel und Veröffentlichungen zu nutzen halte ich prinzipiell für sehr gut und wahrscheinlich auch für eine mehr als geeigenetes Medium.
Danke für den Bericht.
Wenn zum einen die mangelnde Abgrenzung zwischen …Books und …Versity bemängelt wird und auf der anderen Seite ein ..Jornal gefordert wird. Wie wärs denn mit einem Kompromis …Versity inhaltlich auf Journal ummünzen Namen allerdings beibehalten der passt besser dazu und alles Lehr-/ Kurs- buch/material schreiben in …books konzentrieren und damit aufwerten.
Ein Kritikpunkt. Schön wäre es, wenn im Vorfeld von solchen Aktionen (natürlich kann nicht jeder überall dabei sein) die einzelnen Projekte darüber informiert werden das da etwas stattfindet als es zufällig aus zweiter Hand zu erfahren.
Griße