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Open Educational Resources für Deutschland voranbringen – Zum Projektstart von “Mapping OER – Bildungsmaterialien gemeinsam gestalten”.

WMDE allgemein

23. April 2015

Mit “Mapping OER – Bildungsmaterialien gemeinsam gestalten” startet Wikimedia Deutschland bis Februar 2016 ein Modellprojekt zur “Vermessung” von Open Educational Resources (OER) in Deutschland. Gefördert wird unser Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms Digitale Medien in der beruflichen Bildung, dem im November von der Bundesregierung zusätzlich zwei Millionen Euro mit thematischem Bezug zu OER zugewiesen wurden. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten und Interessierten gehen wir zentrale Themen an, die bislang zu OER immer wieder offene Fragen aufwerfen: Qualitätssicherung, Qualifizierungsmodelle von MultiplikatorInnen, Geschäftsmodelle und die Frage nach Lizenzen und Rechtsicherheit. Dabei geht es nicht darum, Grenzen zu ziehen, sondern Räume zu öffnen, Stolpersteine und Herausforderungen zu identifizieren und Lösungswege aufzuzeigen – praxisnah und partizipativ.

Logo OER, by Markus Büsges (leomaria design) für Wikimedia Deutschland e. V., CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons.

Wikimedia Deutschland engagiert sich seit 2013 systematisch für das Thema der freien Lehr- und Lernmaterialien, denn sie bedeuten neue Möglichkeiten für den freien Zugang zu Bildung. In den letzten Jahren hat es international erste Gehversuche mit OER gegeben, und auch in Deutschland widmeten sich einzelne Aktive oder Gruppen dem Thema. Was der entstehenden OER-Community in Deutschland jedoch lange Zeit fehlte, waren Möglichkeiten, sich persönlich auszutauschen und zu vernetzen. Mit diesem Ziel organisierte Wikimedia Deutschland 2013 in Berlin die erste deutsche OER-Konferenz unter der Schirmherrschaft der deutschen UNESCO-Kommission mit rund 300 Interessierten. Die Konferenz im Folgejahr erhielt das Motto “Die Zukunft freier Bildungsmaterialien”. Damit wurde der Aspekt der Vernetzung bewusst um kritische Bestandsaufnahmen ergänzt. Auf der OER-Konferenz 2014 diskutierten Lehrende aus Schule, Wissenschaft, Verlagsvertretende, Gewerkschaften sowie Netzaktivisten mit offenem Visier über Erfahrungen, Potentiale, Perspektiven und Stolpersteine für OER in Deutschland. Die Agenda umfasste Bildungspolitik, Geschäftsmodelle und Einblicke in die Erfahrungen anderer Länder – auch politische Entscheidungsträger nahmen teil.

Dialogorientiert und praxisnah

Das Projekt Mapping OER ermöglicht, den Weg zur Erkundung und Vermessung freier Lehr- und Lernmaterialien konsequent weiterzugehen. Grobe Orientierung im bildungspolitischen Deutschland ist mittlerweile gegeben, aber trotz erfolgreicher Konferenzen, vieler guter Initiativen und thematischer Plattformen ist das Thema für die Praxis noch nicht klar kartographiert. Die gemeinsame Bund-Länder Arbeitsgruppe zum Thema OER hat in ihrem Ergebnisbericht festgestellt, dass einige grundlegende Fragen zum Thema nach wie vor offen sind. Der Bericht der Arbeitsgruppe beleuchtet die positiven Wirkungsmöglichkeiten von OER, wie zum Beispiel individuellere Lernsettings oder eine aktivere Gestaltung des Unterrichts hinsichtlich der gemeinsamen Erstellung von Materialien. Zugleich wird aber auch auf praktische Herausforderungen wie rechtliche Unsicherheiten und Fragen der Qualitätssicherung hingewiesen.

Genau hier setzt Mapping OER an: Gestützt von einer dialogorientierten und partizipativen Herangehensweise werden sich Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten und andere Anspruchsgruppen den aufgeworfenen Themen widmen und Lösungsansätze und Perspektiven erarbeiten.

In verschiedenen Settings werden dazu Dialoge zu den identifizierten Schwerpunktthemen eröffnet: Wie kann und muss die Qualitätssicherung für freie Bildungsmaterialien vorangetrieben werden? Wie müssen Qualifizierungsmodelle für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gestaltet sein, damit sie den Bedürfnissen und Anforderungen der Zielgruppe gerecht werden? Welche Geschäftsmodelle sind für OER in Deutschland denkbar? Welche Aspekte müssen für OER beachtet werden, um Rechtssicherheit zu schaffen und welche Lizenzen eignen sich hierfür? Unter Einbeziehung dieser Fragen werden auch technische Voraussetzungen, Bildungsübergänge und bestehende Best Practices beleuchtet.

Auf zur Vermessung freier Lehr- und Lernmaterialien, Bild von Picography, CC0 via Pixabay

Das Vorgehen im Projekt Mapping OER ist in drei Phasen unterteilt: Die Analysephase zu Beginn des Projekts erfasst den Ist-Stand zu freien Lern- und Lehrmaterialien in Deutschland und identifiziert die relevanten Anspruchsgruppen für das Projekt. Um eine hohe und langfristige Akzeptanz in der OER-Gemeinschaft (wie bei potentiellen NutzerInnen, EntscheiderInnen aus Politik und Gesellschaft und auch in der Verwaltung) zu erreichen, ist es hier besonders wichtig, auch weniger offensichtliche Akteure zu identifizieren und zu erreichen.

In der darauf folgenden Dialogphase werden die Analyseergebnisse im Hinblick auf die identifizierten Schwerpunktthemen geöffnet und bearbeitet. In Gesprächsrunden, Interviews und Arbeitstreffen werden Fragen zu den Themen diskutiert und erste Lösungsansätze erarbeitet. Zentraler Anlaufpunkt für die Ergebnisse ist die Projektwebseite, die den gesamten Verlauf des Projekts sichtbar macht und damit OER-Interessierten ermöglicht, sich an der Diskussion – im Sinne des offenen Dialogs – zu beteiligen und die Ergebnisse weiter zu nutzen.

Die Ergebnisse der ersten zwei Phasen werden Anfang 2016 in der Synthesephase systematisch zusammengefügt. Einen größeren Rahmen für Diskussion und Präsentation der Resultate wird dazu eine abschließende Fachtagung bieten. Abschließend wird ein Praxisrahmen (Ende Februar 2016) erarbeitet. Dieser führt die Ergebnisse und Diskussionen zusammen, benennt Stolpersteine und Lösungsansätze und gibt konkrete Ansatzpunkte, um Perspektiven für OER in Deutschland aufzuzeigen.

Gemeinsam mit den Beteiligten möchte Wikimedia Deutschland mit diesem Projekt freie Lehr- und Lernmaterialien in Deutschland weiterbringen. Um langfristig ein Fundament für OER in der Bildung aufzubauen, möchten wir alle Interessierten herzlich einladen uns dabei zu begleiten. Fragen zum Projekt können gern per E-Mail an uns gerichtet werden.

  • Danke für die Infos.
    Ich bin sehr gespannt darauf, wie aus den beschriebenen Vorgehensphasen Praxisbezüge entstehen werden, da mich die hier im Blogpost angedeuteten, großen Spielräume eher kritisch stimmen; aber ich bin ja auch kein Mapper:)

    Mit freundlichen Grüßen,

    Martin Riemer

    Kommentar von Martin Riemer am 29. April 2015 um 16:04

  • Vielen Dank für die vielen wichtigen Fragen und Anregungen. Zum Werdegang so far: Um Antworten auf zentrale Fragen zu OER zu bekommen und einen Rahmen für OER in Deutschland abzustecken, ist das BMBF Anfang des Jahres auf uns zugekommen. Wir haben dann eine Konzeptskizze vorgelegt, in der wir unsere Idee für das Projekt „Mapping OER“ formuliert haben. Diese Skizze wurde daraufhin mit dem BMBF und den Ländervertretern diskutiert und im Anschluss als Antrag im Rahmen des Förderprogramms “Digitale Medien in der beruflichen Bildung” (siehe Blogpost) eingereicht und bewilligt. Nun freuen wir uns sehr darauf, dass es losgeht.

    Kommentar von Valentin am 29. April 2015 um 11:51

  • Es ist sehr zu begrüßen, dass sich mit “Digitalen Medien in der beruflichen Bildung” beschäftigt wird. Bisher ging es immer nur um Grundschulen, Gymnasien und Hochschulen. Dabei haben wir eine breite Bevölkerungsschicht und damit die gesamte mittlere Fachkräfte-Ausbildung aus dem Blick verloren. Die Fachkräfte, die in der Berufsbildung ausgebildet werden, benötigen dringend Lern- und Lehrmedien und die dazugehörende Informations- und Medienkompetenz … und da ist für mich der Stolperstein! Wir brauchen für dieses Projekt die Techniker/innen für die Technologie, die Lehrkräfte und Autor/innen für das Herstellen der Medien und was noch fehlt ist die Instanz, die das Ganze dann auch ordnet und in den Unterricht und an die Schüler/innen vermittelt. Sie haben die Bibliotheken vergessen. Laden Sie sie ein!

    Kommentar von Jana am 27. April 2015 um 10:40

  • Liebe Wikimedia, liebe Elly, lieber Valentin,

    vielleicht könnt Ihr hier in den Kommentaren kurz darstellen, wie es dazu kam, dass Ihr diese finanziellen Zuweisungen erhalten habt? Der Link zu Saskia, die eine von mir geschätzte Aktivistin ist, reicht mir nicht aus.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Kommentar von Martin Riemer am 25. April 2015 um 21:27

  • Much Ado About Nothing…Aufgeblasene Themen finanzieren aufgeblasene Strukturen.

    Let`s spend some taxpayer money für die Damen und Herren in den Loftetagen. Darauf eine Clubmate!

    Kommentar von Stefan L. am 25. April 2015 um 14:23

  • Ausgestattet mit einer in die Tiefe gehenden Expertise in der beruflichen Bildung, einem großen Erfahrungsschatz in der konkreten Arbeit mit den Akteuren/innen der betrieblichen Ausbildung und einem langjährig gewachsenen Netzwerk von Ausbildungsbetrieben sowie einer strategischen Ausrichtung sich nicht in der öffentlichen Projektförderlandschaft zu bewegen… huch, da stimmt doch was nicht?
    Und es riecht auf einmal auch so komisch. Der Geruch erinnert mich irgendwie an… ja, riecht nach den Kirschen aus Nachbars Garten! Oder vielleicht doch eher der nicht uneitle Geruch eines Gönners?

    Kommentar von Karl Clownshose am 25. April 2015 um 11:55

  • Hallo Norbert,

    wir haben oben unsere Kontaktadresse hinzugefügt. Schreib uns gerne direkt eine E-Mail.
    Viele Grüße,
    Elly Köpf

    Kommentar von Elly Köpf am 24. April 2015 um 10:05

  • Hallo,
    Ich hätte Interesse, mich mit dem Thema “OER mit Schülern entwickeln” zu beteiligen. Ich versuche mit Schülern Lernprodukte zu erstellen und anderen Schülern zur Verfügung zu stellen.

    Viele Grüße
    Norbert

    Kommentar von Norbert Hillebrecht am 23. April 2015 um 18:15

  • Zum Glück wird dafür kein Spendengeld verplempert.

    Kommentar von Marcus Cyron am 23. April 2015 um 17:57

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