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Wikipedia für Kinder

Happy Birthday Klexikon – die “Wikipedia für Kinder” wird 10 

„Wenn Erwachsene sich alle Artikel im Klexikon durchlesen würden, wären sie um ein Vielfaches schlauer.“ Anlässlich des 10. Geburtstags blickt Klexikon-Gründer Michael Schulte im Interview auf die Geschichte des freien Online-Lexikons für Kinder zurück.

Patrick Wildermann

21. November 2024

Das Klexikon ist am 21. November 2014 online gegangen, seitdem dient es jungen Menschen zwischen 5 und 15 Jahren als freies Nachschlagewerk – und wächst beständig. Michael, was war vor zehn Jahren der Impuls für dieses Projekt?

MICHAEL SCHULTE: Als Vater habe ich mich damals gefragt: Warum gibt es so etwas wie die Wikipedia nicht für Kinder? Darüber bin ich mit Wikimedia Deutschland ins Gespräch gekommen. Wir stellten fest, dass es zuvor schon Überlegungen gegeben hatte, ein freies Online-Lexikon für Kinder zu gründen, die aber im Sande verlaufen waren. Ich dachte mir: Versuchen wir’s eben noch mal. Warum soll es nicht funktionieren? Ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind zwischen 5 und 15 Jahre alt. Für diese jungen Menschen, die jeden Tag Fragen haben, wollte ich ein verständliches und verlässliches Nachschlagewerk schaffen.

Von dem ja auch Eltern profitieren…

Durchaus. Wenn ich noch nicht alles über ein Thema weiß, schaue ich selbst gern ins Klexikon. Wenn Erwachsene sich alle unsere Artikel von vorne bis hinten durchlesen würden, wären sie um ein Vielfaches schlauer. Auch jemand wie Checker Julian, der eine Wissenssendung für Kinder im KiKA moderiert, hat uns erzählt, dass er sich im Klexikon gerne Anregungen für seine Themen holt.

Zusammen mit Ziko van Dijk (re.) hat Michael Schulte im November 2014 das Klexikon ins Leben gerufen.
Neben Checker Julian ist auch Fernsehmoderator Ralph Caspers ein großer Fan und Unterstützer des Klexikons.

Der erste Artikel im Klexikon erklärte den Bundespräsidenten. Welche Themen werden besonders häufig bei euch gesucht?

Vor allem Themen, die in der Schule behandelt oder für eine Präsentation vorbereitet werden müssen, zum Beispiel über Länder, Bundesländer, Städte, auch über Tiere und Pflanzen. Dazu kommen Geschichtsthemen wie das Mittelalter oder die Römerzeit. Zu unseren meistgelesenen Artikeln zählt schon seit Jahren der über die menschlichen Organe.

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hat über das Klexikon gesagt: „Ich hoffe, dass es die Wissensgrundlage für eine ganze Generation von Kindern sein wird.“ Wo steht ihr nach zehn Jahren? Wie viele Artikel gibt es, wie oft wird auf das Lexikon zugegriffen?

Mit der Nutzung sind wir sehr zufrieden, wir haben ca. 10 Millionen Besuche pro Jahr, mit bis zu 20 Millionen Seitenaufrufen. Für eine Wissensseite, die sich an Kinder richtet, ist das viel. Was die Zahl der Artikel betrifft, können wir uns zwar nicht mit der Wikipedia messen, aber es sind heute rund 3500 Einträge, die die wichtigsten Themen abdecken, mit denen sich Kinder beschäftigen müssen und möchten. Ein paar fehlen sicherlich noch, wir haben nach wie vor eine Wunschliste, für die auch Kinder Vorschläge machen. Im Moment stehen darauf zum Beispiel die Akazie, die Dogge oder das E-Bike – es ist noch einiges offen, worüber es zu schreiben lohnt.

Wer kann beim Klexikon mitmachen?

Im Grunde jeder, der sich dafür einsetzen möchte, dass auch Kinder Zugang zu Freiem Wissen bekommen. In unserer Community sind das vor allem Erwachsene, die sich ehrenamtlich engagieren. Anders als in der Wikipedia möchten wir allerdings, dass man uns eine Email schickt und kurz erklärt, weshalb man beim Klexikon mitmachen will. Dann schalten wir ein Benutzerkonto frei. Für Kinder zu schreiben, das beherrscht eben nicht jeder sofort, und es braucht auch eine Verständigung darüber, welche Inhalte kindgerecht sind.

Können Kinder auch selbst beitragen?

Benutzer-Konten gibt es nur für Erwachsene, aber wir beteiligen Kinder intensiv über den Austausch mit Schulen. In den vergangenen Jahren haben wir mit rund 50 Klassen Workshops durchgeführt, in denen wir das Klexikon vorstellen, hinter die Kulissen blicken und zusammen mit den Schülerinnen und Schülern an einem neuen Artikel arbeiten. Dabei kommen von den Kindern immer wieder wertvolle Anregungen für das Projekt. Zum Beispiel die Idee, Sprachboxen neben einem Artikel anzubieten, wo man sich die richtige Aussprache von Fremdwörtern anhören kann. Oder die Infoboxen mit den wichtigsten Zahlen zu einem Land oder einer Stadt – auch eine Idee von Kindern. Im Moment überlegen wir, Steckbriefe zu Tieren und Pflanzen umzusetzen.

Wie groß ist eure Community?

Wir haben im Laufe der Jahre über 300 Benutzer-Konten eingerichtet, ungefähr 10 bis 20 Autorinnen und Autoren arbeiten als eine Art Redaktion im engeren Kreis am Klexikon mit. Es bleibt natürlich ein freiwilliges Projekt, in das man sich je nach Zeit und Möglichkeiten einbringt.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des Klexikons?

Eine Redaktion, die dauerhaft arbeiten kann. Die Inhalte sollen weiter von Freiwilligen geschrieben werden, aber wir brauchen eine ständige Anlaufstelle für die vielen Nachrichten und Anregungen, die uns über unser Kontaktformular erreichen und die wir als kleines ehrenamtliches Projekt längst nicht alle bewältigen können. Wobei die Resonanz natürlich erfreulich ist. Vor zehn Jahren hätte ich nicht damit gerechnet, dass aus unserer Idee ein so großes Lexikon entstehen würde. Darauf sind wir stolz.

Lust bekommen, mitzumachen? 

Alle, die Interesse haben, selbst beim Klexikon mitzumachen, finden auf dieser Seite alle nützlichen Informationen. Erreichbar ist das Klexikon-Team außerdem unter kontakt@klexikon.de.

Weitere Interviews, Artikel und HIntergründe finden sich auf Presseseite des Klexikons

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Wikipedia-Gründer Jimmy Wales über das Klexikon
In diesem Interview auf Youtube erzählt Wikpedia-Gründer Jimmy Wales, was ihn am Klexikon beeindruckt und warum er es so wichtig findet.

 

 

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