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Chaos Communication Camp

Zwischen Ziegelöfen und Leuchtkugeln: Das Linked Open Data Village

Endlich war es wieder soweit, das Chaos Communication Camp hat buchstäblich seine Zelte im Ziegeleipark Mildenberg aufgeschlagen. Nach vier Jahren war auch in diesem Jahr wieder Wikimedia Deutschland dabei und hat das Linked Open Data Village mitgestaltet.
Eine Luftaufnahme vom Gelände des Chaos Communication Camps im Ziegeleipark in Mildenberg, Brandenburg. Es ist Nacht und blaue und lilafarbene Lichter erleuchten die Zelte, alte Ziegeleigebäude und Kunstinstallationen. Auf einem Kaminturm ist ein Scheinwerfer installiert, der die Bahn von Satelliten am Nachthimmel verfolgt.

Stefan Kaufmann

24. August 2023

Wenn zwischen den Ringöfen des Ziegeleiparks in Mildenberg eine Zeltstadt mit 6.000 Menschen entsteht, man aus einer umfunktionierten Dixi-Toilette Internet mit Gigabitgeschwindigkeit ins eigene Zelt gelegt bekommt und nachts ein Lichtfinger vom alten Kaminturm aus die Bahn von Satelliten im Nachthimmel verfolgt, kann es sich nur um das Chaos Communication Camp des Chaos Computer Club handeln. Auch Wikimedia-Projekte fanden dort einen Ort.

Worum geht’s beim Chaos Communication Camp?

Fünf Tage lang, vom 15. bis zum 19. August, kamen in Mildenberg nördlich von Berlin Hacker*innen, Künstler*innen, Technikinteressierte und Aktivist*innen zusammen, um dort Vorträge, Workshops, Kunst, Aufführungen und Projektgruppentreffen zu gestalten und zu erfahren. Das Themenspektrum reicht dabei von Informationsfreiheit über IT-Sicherheit, Freie Software und die Zukunft des Internets bis zum kreativen und bisweilen nicht von den Hersteller*innen gewollten Umgang mit Geräten. Kunstschaffende und Teilnehmende bringen Musik, Installationen oder Skulpturen mit ins Camp. Und wie bereits 2019 trug Wikimedia Deutschland zu einem eigenen „Dorf“ im Camp, dem Linked-Open-Data-Village bei, einem Anlaufpunkt für alle mit Interesse an Freiem Wissen, Informationsfreiheit, Open Data, Transparenz und den Wikimedia-Projekten. Direkt neben der großen Bühne des Bündnisses Bits und Bäume bildete das Linked-Open-Data-Village den Übergang vom Ziegeleipark-Gelände in Richtung der Ton- und Lichtinstallationen am Museumshafen.

Ein Kessel Buntes – Das Camp-Programm

Seit dem vorletzten Camp im Jahr 2015 gibt es ein eigenes Village, das ganz dem Thema Open Data gewidmet ist. Über die Jahre hinweg ist es immer weiter gewachsen. Auch die anderen Villages sind gewachsen und boten vielfach mit eigenen Bühnen ein beeindruckendes und vielfältiges Vortrags- und Workshop-Programm. Für die, die nicht dabei sein konnten, hat das das Videoteam des CCC („VOC“) jetzt schon viele Beiträge fertig geschnitten und veröffentlicht – beispielsweise Lilith Wittmanns Sicherheitsanalyse zweier Bonitätssysteme. Auch die Gesprächsrunde der Bundestagsabgeordneten Anke Domscheit-Berg (Linke), die sich im eigenen Jugendvillage den Fragen junger Menschen zu ihrer Arbeit im Bundestag stellte. Weitere Beiträge sind noch nicht fertig geschnitten, aber schon in der Streamaufzeichnung nachsehbar. Dazu gehört der Beitrag von Wikimedia-Präsidiumsmitglied Jens Ohlig, der das Hype-Thema Künstliche Intelligenz eingeordnet hat, oder Anne Roths Sachstandsbericht zum Thema Digitaler Gewalt, den dazu weit auseinandergehenden Angaben von BKA und Beratungsstellen und wie wenig der Gesetzgeber tat und tut.

Zu sehen ist eine sehr lebensähnliche Skulptur eines Wilschweins, das vor einem offenen Zelt liegt. Das Schwein dampft aus der Nase und die Augen sind magentarot erleuchtet.

Öffentliches Geld = Öffentliches Gut!

Schön zu beobachten war, dass die Wikimedia-Forderung „Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!“ vor allem rund um staatliches Handeln auf Veranstaltungen wie dem Camp ganz selbstverständlich ist. Wie öffentlich finanzierte Infrastruktur gemeinwohlförderlicher entwickelt werden könnte, war auch Thema in der „Selbsthilfegruppe für verwaltungsnahe Menschen mit IT-Background“. Sie lockte über 50 Menschen an, die nach der Runde noch lange Zeit in Kleingruppen diskutierten. In einem weiteren Vortrag beleuchtete Thomas Fricke den Umsetzungsstand der Forderung „Public Money, Public Code“ durch den Staat. Und das Linked-Open-Data-Village versuchte dem Thema bei einem Quiz etwas Humor abzugewinnen und in die Forschungsarbeit von Katharin Tai einzuführen – denn staatliche Digitalisierungsprojekte scheiterten bereits vor 50 Jahren in der DDR mit Beschreibungen, die heute genauso anwendbar wären.

Nach so viel intensivem Austausch, Community-Zusammenleben und beeindruckenden Installationen fällt die Rückkehr in den Alltag schwer. Mit zurück nehmen wir viel Inspiration für die präzisere Weiterentwicklung politischer Forderungen, für Wissensvermittlungsformate – und vielleicht auch für eigene dampfende Wildtiere.

PS: Wir freuen uns sehr, dass wir in der Kategorie „Chaos Communication Camp 2023“ auf Wikimedia Commons bereits so schnell Bilder vom Camp gefunden haben!

Kommentare

  1. […] Zwischen Ziegelöfen und Leuchtkugeln: Das Linked Open Data Village, Blog-Post […]

  2. Federico
    27. August 2023 um 12:08 Uhr

    The bingo was genius! Thanks to the lovely presenters and an engaged audience from the village, they stood out from the background music and talking, and succeeded in attracting people who would not interact with Wikimedia/LOD village otherwise.

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