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Journalistinnen edit!

WMDE allgemein

19. November 2013

Dies ist ein Gastbeitrag von Ulrike Helwerth. Die Diplom-Soziologin und Journalistin, arbeitet seit 2001 als Presse- und Öffentlichkeitsreferentin des Deutschen Frauenrates, der politischen Interessenvertretung von über 50 bundesweit aktiven Frauenverbänden und -gruppen gemischer Verbände. Sie ist seit vielen Jahren im Journalistinnenbund, einem bundesweiten Netzwerk medienschaffender Frauen engagiert und war von 1999 bis 2005 dessen Vorsitzende. In Ihrem Gastbeitrag, den Sie bereits auf dem Blog des Journalisinnenbundes veröffentlichte, berichtet sie von einer ersten Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts “women edit” mit dem Journalistinnenbund.

Wir sind jetzt auch Wikipedianerinnen. Nach eineinhalb intensiven Arbeitstagen mit Silvia Stieneker können wir gar nicht anders. Enthusiastisch und geduldig hat uns die Leiterin des Projektes “women edit” eingeführt in die Welt der Wikipedia, die nach ihren Worten noch gar keine Enzyklopädie ist, sondern immer noch ein Projekt im Werden. Egal. Fakt ist: Die kollektive Sammlung von Weltwissen wächst rasant und inzwischen in 260 Sprachen.

Die deutschsprachige Ausgabe ist inzwischen die zweitgrößte mit derzeit mehr als 1,6 Millionen Einträgen. Etwa 2.000 AutorInnen werkeln daran herum. Das “Editing”, wie es auf Wikipedianisch heißt, folgt dabei Prinzipien, die basisdemokratisch sind bis zur Halskrause. Was einzelnen (Neu-)AutorInnen nicht nur zur Freude gereicht. Das Grundprinzip: Jede und jeder kann mitschreiben und korrigieren, anonym oder unter Pseudonym. Vorausgesetzt er oder sie hält sich an ein auf vielen Seiten hinterlegtes Regelwerk, das von einer Community aktiver WikipedianerInnen offenbar recht streitbar ausgehandelt und überwacht wird. Wobei die deutschsprachige Wikipedia interessanterweise als die Regeltreueste von allen gilt.

Hier weiter ins Detail zu gehen, würde zu weit führen. Nur so viel: Der Umgangs”ton” in den BenutzerInnenforen ist nicht immer fein, Autorinnen berichten von Anmache, unqualifizierten Überarbeitungen und Löschungen von Einträgen; vor allem feministische Anliegen und Gender-Ansätze, geschlechtergerechte Sprache etwa, seien umstritten. So habe es etwa heftige Debatten darum gegeben, ob die weltweite Kampagne “One Billion Rising” gegen sexualisierte Gewalt wichtig genug sei für einen Eintrag. Alles muss in der Community ausdiskutiert, Überzeugungs- und Lobbyarbeit mit Hilfe einer “Crowd” betrieben werden. Manchmal echte Ellbogenarbeit – mental versteht sich. Allerdings dürfen von der Community bestimmte “Admins” zu grobe, beleidigende Beiträge ausnahmsweise löschen. Doch bis auf diese vereinzelten Löschungen bleiben alle anderen Einträge für immer – oder solange die Server halten – im Netz und können potenziell von allen bis zum letzten umstrittenen Komma nachgelesen werden. Echt beeindruckend.

Aber will eine da wirklich mitmachen?

Ja, weil eine selbst ja ständig mit Wikipedia arbeitet (auch heimlich manchmal ein bisschen daraus abschreibt), gleichzeitig aber merkt, was alles zum Beispiel (noch) fehlt. Oder weil sich bei Themen, bei denen eine sich richtig gut auskennt, das berechtigte Vorurteil bestätigt, dass in der Wikipedia manchmal auch echter Unsinn verzapft wird. Oder weil es sie stört, dass unter zehn Wikipedia-AutorInnen schätzungsweise nur eine Autorin ist (Gründe für die Zurückhaltung von Frauen bei Wikipedia mitzumachen, werden in einer aktuellen Studie beschrieben.) Und/oder eine macht mit, weil sie sich anstecken lässt von einer Überzeugungstäterin wie Silvia Stieneker, einer Feministin, die sagt, dass ihr die Genderfrage eine “Herzensangelegenheit” sei und das auch an den Tag legt. Sie ist übrigens für das Projekt “women edit”, das in diesen Tagen sein einjähriges Bestehen feiert, bei Wikimedia Deutschland e.V. angestellt worden.

Also: Frauen bildet Wiki-Crowds! Editiert neue oder ergänzt vorhandene Einträge, korrigiert, fotografiert und ladet eure Werke hoch, aktualisiert, diskutiert… Im Journalistinnenbund gibt es jetzt eine erste Crowd. Ins Leben gerufen haben wir sie im Frauenbildungshaus Zülpich – was für ein schöner und passender Ort. Zu verdanken haben wir das der Initiative von Sabine Stampfel (Regionalgruppe Baden/Elsass) und Inge von Bönninghausen (Regionalgruppe Köln/Bonn). Und wir haben uns heimlich geschworen: Wikipedianerinnen aller Länder vereinigt euch!

Einen weiteren Blogpost dazu gibt es auch vom Deutschen Frauenrat. Fragen und Anmerkungen zum Projekt “Women Edit” immer gerne per Mail.

Kommentare

  1. Simon
    26. November 2013 um 16:25 Uhr

    Der Link zur “aktuellen Studie”, in der die Gründe für die Ablehnung analysiert werden, ist fehlerhaft.

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