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Chapters Dialogue beginnt!

WMDE allgemein

21. August 2013

Auf der Wikimania in Hong Kong waren unglaubliche viele Menschen des Wikiversums vertreten (von Qweaz, CC-by-sa 3.0, via Wikimedia Commons)

Für das Kick-Off des Chapters Dialogue hätten wir – die Stabsstelle Internationales – uns keinen besseren Ort als die Wikimania 2013 in Hong Kong wünschen können: Zahlreiche Menschen der Wikimedia-Chapter aus aller Welt sowie Mitglieder der Wikimedia Foundation, des Boards of Trustees, des Funds Dissemination Committees (FDC) und des Affiliation Committees (AffCom) kamen zusammen, um fünf Tage lang das breite Themenspektrum des Wikimedia-Universums zu diskutieren. Die perfekte Gelegenheit für Nicole Ebber und Kira Krämer also, um mit möglichst vielen Leuten über unser neues Projekt „Chapters Dialogue“ zu sprechen. Für Kira bot sich sogar die Möglichkeit, bereits erste Interviews führen zu können.

Was ist Chapters Dialogue nochmal?

Bei dem Projekt Chapters Dialogue geht es darum, Bedürfnisse, Ziele und persönlichen Geschichten von allen Wikimedia-Chaptern und weiteren Organisationen strukturiert zu sammeln und auszuwerten, um ein gemeinsames Verständnis der momentanen Situation des Wikimedia-Universums zu schaffen. Und was könnte einen Dialog besser starten, als ein persönliches Gespräch? Hierfür gab es auf der Wikimania genügend Gelegenheiten.

Vorstellung des Projekts auf der Pre-Conference der Wikimania

Gestartet sind wir mit einer zweistündigen Session auf der sogenannten Pre-Conference, welche die zwei Tage vor der eigentlichen Konferenz stattfand: Nicole Ebber und Kira Krämer stellten das Projekt und die geplante Vorgehensweise vor, um anschließend die Diskussionsrunde zu eröffnen und Feedback von den Teilnehmern einzusammeln. Gerade bei den Fragen, die wir vorab auf Meta-Wiki veröffentlicht haben, gab es viel Diskussionsbedarf:

Gemeinsam stellten Kira Krämer (l.) und Nicole Ebber (r.) das Projekt auf der Pre-Conference … (von shangkuanlc, CC-by-sa 3.0, via Wikimedia Commons)

Ein wichtiger und berechtigter Kritikpunkt war, klarer herauszuarbeiten, ob es bei den Fragen um die persönliche Meinung der Befragten oder die offizielle Meinung der jeweiligen Organisation gehe. Wir haben diesen Punkt aufgenommen und die Fragen entsprechend angepasst. Außerdem erhält jeder Interviewte vorab ein kurzes Briefing, bei dem unter anderem dieser Punkt geklärt wird. Eine hundertprozentig strikte Trennung wird dabei natürlich nicht erreicht werden – Geschichten wurden nun einmal durch die jeweiligen Personen erlebt, verarbeitet und werden auch aus einer persönlichen Sicht wiedergegeben. Dennoch sind sie oftmals wertvoller als „offizielle“ Statements, die eine Organisation abgibt.

Ebenfalls diskutierten wir mit den Teilnehmern der Session, ob auch Gruppen interviewt werden sollen, die bisher keinen Chapter-Status haben, aber dennoch sehr aktiv sind. Wir hatten uns im Vorfeld bereits darüber Gedanken gemacht und würden am liebsten sämtliche Gruppen interviewen. Allerdings würde das den Rahmen des Projektes vollkommen sprengen, daher müssen wir uns fokussieren und haben den offiziellen Chapter-Status als Einschränkung genommen.

Erste Einblicke seitens WMF, AffCom und vier Chapter

… den zahlreichen Zuhörenden vor (von Adam Kliczek/CLI, CC-by-sa 3.0, via Wikimedia Commons)

Was uns aber besonders beglückt hat, war das sehr große Interesse an dem Projekt und die rege Beteiligung an der Diskussion. Einige Menschen kamen mit dem Wunsch nach einem Interview direkt auf der Wikimania schon auf uns zu, so dass wir hier gleich bereits erste Details veröffentlichen können (wobei dies nur eine kleine Auswahl an Einsichten ist und nicht unbedingt repräsentativ für das gesamte Gespräch gesehen werden muss). Interviewen konnten wir jeweils einen Vertreter der Wikimedia Foundation und des Affiliation Committee sowie vier Chapter (Wikimedia Australien, Estland, Südafrika und Taiwan).

So hinterfragte ein Vertreter der Wikimedia Foundation das Konzept des bisherigen „Movements“, denn es sein überhaupt nicht klar, ob der nationale Ansatz (also das Gründen von Ländervertretungen) der richtige sei, um die Ziele zu erreichen. Hierbei könne es hilfreich sein, auf andere weltweit agierende Organisationen zu schauen. Zudem drückte er seine Sorge aus, dass die Wikimedia Foundation häufig als „Mutter“ wahrgenommen werde, was die Stiftung so selbst gar nicht wolle. Auch wäre das „Movement“ sehr festgefahren und konservativ nach dem Motto „das haben wir schon immer so gemacht“, wobei gerade dies den Zugang für neue Autoren erschweren würde.

Ein Vertreter des Affiliation Committees wiederum hob den Enthusiasmus und die Energie der Chapter hervor, ihre Fähigkeit zusammenzuarbeiten und Probleme zu lösen. Sie seien clever, engagiert und auch ein wenig chaotisch. Andererseits würde im Wikimedia-Universum selten über Misserfolge geredet, sondern nur die Erfolge gefeiert. Verbunden damit würden beispielsweise auch neuen Chaptern Informationen fehlen, wie viel Ressourcen und Zeit bestimmte Projekte kosten würden. Der Vertreter beklagte auch die seltsame Kommunikation innerhalb der „Bewegung“: Keiner wisse, wofür jemand ansprechbar sei und welche Informationen zu lesen wären. Gleichzeitig wären wir überflutet mit Informationen und das Erkennen von Zusammenhängen sei schwierig.

Die vier interviewten Chapter – Australien, Estland, Taiwan und Südafrika – könnten vom Aufbau, ihrer Geschichte und ihren Aufgaben unterschiedlicher nicht sein. So sei beispielsweise Australien fünftgrößtes Spenderland für die Wikimedia-Projekte, würde international aber überhaupt keine Rolle spielen. Gleichzeitig sei das Land so groß, dass ein fixes Büro mit fest angestellten Mitarbeitern nicht sinnvoll sein. Gleiches gilt auch für Südafrika, das sich innerhalb der Wikimedia-Welt ungerecht und nicht gleichwertig behandelt sieht, sondern stets unter dem Stigma des „Global South“. In Estland hingegen wäre die Community wie das Chapter überschaubar klein, aber dennoch gut mit der nationalen Politik vernetzt. Das taiwanesische Chapter hat mit der komplizierten politischen Situation im chinesischen Sprachraum zu kämpfen: Menschen vierer Entitäten (Volksrepublik China, Taiwan, Hong Kong und Macau) würden innerhalb der gleichen Wikipedia-Sprachversion editieren. Bemerkenswert ist, dass alle Chapter eint, dass ihnen ein organisatorischer Rahmen seitens der Wikimedia Foundation fehle. Hinzu kommt das Fehlen organisatorischer Unterstützung zur Erfüllung ihrer Mission. Zudem bestünde der absurde Teufelskreis, dass die zu leistenden Aufgaben nicht ohne bezahlte Mitarbeiter zu schaffen seien. Die Aufgaben müssten jedoch zunächst mit Freiwilligen geschafft werden, um wiederum bezahlte Mitarbeiter zu bekommen – ein Fehler im System ihrer Meinung nach.

Sehr zu unserer Freude haben sich vor allem die Vertreter der interviewten Chapter bei uns für das Zuhören bedankt – laut eigener Aussage habe es ihnen sehr gut getan, ihre Geschichte und ihre Sorgen ausführlich zu erzählen und selber darüber zu reflektieren. Sie sind gespannt auf die Geschichten anderer Chapter und wünschen sich alle, mehr in Kontakt mit den anderen zu sein.

Wie geht’s weiter?

Während der Interviews hat sich auch herauskristallisiert, welche Fragen an welcher Stelle am meisten Sinn ergeben und welche Struktur der Interview-Leitfaden haben sollte. Kira hat den Leitfaden dementsprechend angepasst und verbessert.

Die ersten Interviews haben bereits einen tiefen Einblick in die Wikimedia-Welt verschafft. Wir sind gespannt auf die weiteren Geschichten, die wir in den nächsten Interviews sammeln werden! Die nächsten Schritte bestehen vor allem darin die vergangenen Interviews zu dokumentieren und die nächsten Termine und Reise zu koordinieren. Kira und Nicole halten euch auf dem Laufenden, Neues gibt’s im September!

Wenn ihr an mehr Informationen zum Projekt interessiert seid, hilft euch die (englischsprachige) Seite im Meta-Wiki weiter. Kira als Projektmanagerin ist unter kira.kraemer@wikimedia.de erreichbar, Nicole als Projektleiterin und Leiterin der Stabsstelle Internationales unter nicole.ebber@wikimedia.de. Wir freuen uns über jeden Kommentar, jede Kritik und jede Anregung.

 

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