
Franziska Kelch
3. Juli 2025
Was ist das Fediverse?
Der Begriff steht für Federation und Universe, also für föderiertes Universum. Der Föderalismus ist eine große Stärke des Fediverse. Denn die meisten Plattformen und Netzwerke können über gemeinsame Schnittstellen miteinander kommunizieren. Das heißt: Wer sich auf einer Instanz bei einem Netzwerk angemeldet hat, kann Inhalte auch auf einem anderen im Fediverse teilen.
Weil das Fediverse auf offener Software beruht, kann jede*r einen eigenen Server und damit eine eigene Instanz im Fediverse betreiben. Das heißt: Die verschiedenen Plattformen werden nicht zentral von einem Unternehmen kontrolliert und oft ehrenamtlich betrieben. Manche Projekte, wie Mastodon oder Loops, finanzieren sich durch Spenden. Je größer ein Netzwerk im Fediverse wird, umso mehr ist es auf Spenden angewiesen. Denn mit dem Wachstum einer Plattform entstehen auch größere Kosten für Server und Co.
Fun Fact: Viele der Plattformen im Fediverse haben nicht nur ein Logo, sondern auch ein Maskottchen.
Diese Plattformen gibt es im Fediverse
Mastodon: Das freundliche Mammut ist das Logo eines Microblogging-Dienstes. Der wird, anders als X, nicht von einem Milliardär kontrolliert, der Rassismus und Falschinformation kaum Einhalt gebietet. Die Moderation übernehmen die Ehrenamtlichen auf den verschiedenen Instanzen. Bei Mastodon kann man mit 500 Zeichen tröten statt mit 280 zu twittern. Man kann Tröts liken, mit anderen Nutzenden diskutieren oder deren Inhalte reposten. Nach unseren bisherigen Erfahrungen geschieht das alles in einem Umfeld, das von Offenheit und Respekt geprägt ist.
Pixelfed: Die Benutzeroberfläche von Pixelfed sieht der von Instagram nicht zufällig sehr ähnlich. Wer auf Instagram verzichten möchte, aber weiter Bilder oder Videos teilen oder die Inhalte anderer interessanter Menschen konsumieren möchte, kann sich auf einer Instanz für Pixelfed registrieren. Teilen, liken, sharen, folgen – geht hier alles, ohne die nervigen Nebenwirkungen der kommerziellen Plattformen. Und Bilder werden nicht zentral gespeichert, die Kontrolle über eigene Inhalte ist damit größer. In gängigen App-Stores gibt es Pixelfed für iOS und Android.
PeerTube: Das Maskottchen von PeerTube heißt Sepia. Die Software für Videoplattformen gibt es bereits seit 2017 und mittlerweile auch eine mobile App für iOS und Android. Auf PeerTube kann man Videos teilen, Livestreams machen und eigene thematische Kanäle erstellen. Egal ob man sich für Games interessiert, für Reisen oder andere Themen – man findet für jedes Thema eine passende Instanz.
Loops: Der jüngste Spross im Fediverse ist die Alternative zu TikTok. Auf Loops kann man wählen, ob man mit „Following“ nur Inhalte von Accounts sehen will, denen man folgt. Oder ob man „For You“ wählt. Dann sieht man brandneue Inhalte, die gerade im Trend liegen. Damit Timelines nicht mit schädlichen Inhalten geflutet werden, bewerten ehrenamtliche Moderator*innen diese vor der Veröffentlichung. Nutzende können Vertrauen sammeln. Wer einen hohen Trust-Score hat, dessen Videos werden früher oder sofort freigeschaltet.
BookWyrm: Die Plattform ist die Alternative zu Goodreads, von Amazon. Hier gibt es jedoch keine fragwürdigen Kaufempfehlungen oder Werbung. Man kann die eigene Büchersammlung digital dokumentieren, sich über Bücher austauschen oder Buchbesprechungen lesen oder selbst schreiben. BookWyrm unterstützt Datenimport und -export als .csv. Wer von Goodreads wechseln möchte, kann sein Profil also verlustfrei mitbringen.

Wie im kommerziellen Ableger Facebook kann man auch bei Friendica ein Profil anlegen und dann Erlebnisse, Gedanken und Fotos teilen. Auch Events oder geschlossene und offene Gruppen können Nutzende anlegen. Mit „Notes to self“ kann man außerdem ein privates Tagebuch führen. Friendica wirbt mit „Datenschutz mit militärischer Verschlüsselung“ und reiht sich damit ein in die Liste der Fediverse-Plattformen, die allesamt das Thema Datenschutz hoch halten.
Hier eine Liste aller Plattformen im Fediverse.
Warum lohnt sich der Einstieg ins Fediverse?
1.) Anderes Aussehen, gleiche Funktionen
Die Benutzeroberflächen im Fediverse sehen etwas anders aus, als bei kommerziellen Netzwerken. Denn es handelt sich eben nicht um bloße Nachbauten. Auch, weil viele negative Aspekte von Instagram und Co. nicht mit eingebaut wurden. Dazu gleich mehr. Die wesentlichen Funktionen, also das Teilen von eigenen oder anderen Bildern, Videos oder Texten, die eigene Timeline, Nachrichten- oder Chatfunktionen und Hashtags gibt es im Fediverse aber genauso wie auf den kommerziellen Plattformen.
2.) Datenschutz statt Datenkrake
Daten werden nicht zentral gesammelt, massenhaft gespeichert und weitergegeben. Die Betreibenden von Instanzen können selbst definieren, ob und welche Daten sie erheben. Für Nutzende heißt das: Sie wissen, was mit ihren Daten geschieht und haben mehr Kontrolle über sie. Und wenn eine Instanz doch anfangen sollte Daten zu sammeln, kann man zu einer anderen umziehen. Das beste: Man verliert dabei nicht seine Inhalte! Der Netzwerkeffekt, der viele Menschen davon abhält Facebook oder X den Rücken zu kehren, fällt damit weg. Manche Instanzen erheben einige Daten, nutzen diese aber beispielsweise, um ihre Moderation besser umsetzen zu können. Zur Anmeldung im Fediverse braucht man in der Regel nur eine Mailadresse, einen Benutzernamen und ein Passwort.
3.) Keine Werbung
Man könnte meinen, dass ehrenamtlich oder spendenfinanziert betriebene soziale Netzwerke sich über Werbung finanzieren. Pustekuchen. Wer Videos oder Bilder bei Pixelfed und PeerTube teilt oder andere Plattformen im Fediverse nutzt, wird nicht ständig mit Werbung versorgt. Das liegt auch daran, dass auf den Plattformen nicht massenhaft Daten gesammelt werden, die trackingbasierte Werbung überhaupt erst ermöglichen würden.
4.) Die Timeline gehört Dir!
Die Algorithmen von Instagram, Facebook und Co. sorgen dafür, dass wir dort möglichst lange verweilen. Indem sie uns Inhalte in den Feed spülen, die wir besonders niedlich, spannend oder skandalös finden. Das gibt es im Fediverse nicht. Nutzende kontrollieren selbst, welche Inhalte sie sehen wollen. Das Phänomen der Influencer*innen oder Unternehmen, die algorithmisch oder gegen Bezahlung in unsere Timelines purzeln, fehlt. Das ermöglicht die echte Gestaltung der eigenen Timeline, basierend auf den eigenen Interessen.
5.) Instanzen sind Communitys
Wer sich auf die Suche nach einer Instanz macht, über die er oder sie ins Fediverse einsteigen möchte, stellt schnell fest: Hier ist für fast alle Interessen oder Regionen etwas dabei. Wer sich gerne mit Menschen aus der Heimatregion austauschen möchte, sich besonders für Essen, Kultur, Software oder Geschichte interessiert, findet Instanzen, auf denen es Gleichgesinnte gibt.
Einfacher Umstieg?
Zugegeben: Der Einstieg in die Alternativen zu Instagram und Co. ist nicht in Sekunden gemacht. Wer einen eigenen Server hosten will, braucht ein fortgeschrittenes technisches Verständnis. Aber die Registrierung auf einer bestehenden Instanz ist einfach. Einige Instanzen, über die man dem Fediverse beitreten kann, prüfen eine Anmeldung erstmal. Das geht aber meist binnen weniger Stunden und dann kann man lös tröten oder loopen. Die Benutzeroberflächen sehen zudem etwas anders aus, als bei den kommerziellen Plattformen. Aber auch an die mussten wir uns schließlich gewöhnen. Außerdem gibt es (noch) weniger Nutzende und damit weniger Inhalte auf den Plattformen des Fediverse. Aber: Die Nutzendenzahlen nehmen stetig zu. Und es ist an uns dafür zu sorgen, dass sie weiter und schneller steigen. Also wagt euch ins Fediverse! Dieses Tutorial zeigt Schritt für Schitt, wie der Einstieg funktioniert.
Wir haben beispielsweise X den Rücken gekehrt und tauschen uns auf Mastodon mit Menschen über die Themen aus, für die wir uns einsetzen. Bisher haben wir es nicht bereut! Pixelfed nutzen wir künftig außerdem und schauen mal, wem wir dort alles begegnen. Wir sind außerdem Teil vom Aktionsbündnis neue soziale Medien. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass Hochschulen Wissenschaftskommunikation auf Mastodon betreiben.